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June 30, 2021

Sichtbarkeit für kleine, nachhaltige Brands: Greenstyle – the Store

Susanne Barta

Eine Messe nach der anderen musste in den letzten eineinhalb Jahren pandemiebedingt abgesagt werden oder konnte erst gar nicht stattfinden. Für Veranstalter eine extrem harte Zeit. Bis die nächste GREENSTYLE wieder analog zurück sein wird, dauert es noch, aber nach der digitalen Konferenz im April gibt es bis dahin erst mal einen kleinen, feinen Pop-up-Store im Herzen von München. Aktuell werden dort 15 Marken präsentiert und natürlich verkauft, darunter AA Gold, Another Brand, Bettibag, die Südtiroler Brand  CORA happywear, Dawn Denim und Stefanie Pietsch Collection. Im monatlichen Rhythmus wird ein Teil der Brands gewechselt, für nachhaltige Abwechslung ist also gesorgt. 

Mirjam, welches Konzept verfolgt ihr mit dem Shop?

Wir möchten hier das machen, was wir auch auf der GREENSTYLE machen, kleinen, nachhaltigen Brands Sichtbarkeit geben und insgesamt mehr Aufmerksamkeit für nachhaltige Mode wecken. Der Shop ist wie eine GREENSTYLE XXS, statt 1.000 oder 1.500 m2 bespielen wir jetzt 30 m2. Das Münchener Rathaus ist dafür vielleicht ein ganz guter Ort, die Revolution kommt sozusagen von innen heraus, direkt aus dem politischen Zentrum.Greenstyle The Store Muc (c) Susanne Barta 2+3Die Stadt München hat euch diese Gelegenheit gegeben, Themen wie nachhaltige Mode scheinen also hier schon angekommen zu sein?

Habe ich schon das Gefühl. Unsere Veranstaltungen wurden auch immer vom Kompetenzteam Kultur und Kreativwirtschaft der Landeshauptstadt München gefördert, der Shop ist gewissenmaßen eine Fortsetzung. Wir konnten ja seit letztem Jahr keine Messen veranstalten, und der direkte Kontakt zwischen den Marken und den Konsument*innen fehlt einfach. In der Mode muss man Sachen anfassen und spüren können, gerade bei neuen, innovativen Materialien, online reicht hier auf Dauer nicht. Es gab verschiedene Bewerber und wir freuen uns natürlich, dass wir den Shop bekommen haben.

Wie läuft’s? Funktioniert das Konzept?

Wir waren erleichtert, als die Registrierungspflicht weggefallen ist, jeder musste sich ja registrieren, der das Geschäft betreten wollte, das ist bei einem kleinen Laden wirklich ein Hindernis. Es kommen Leute, einige auch ganz gezielt. Vor kurzem war die dritte Bürgermeisterin hier im Laden, da gab es Pressefotos und der Shop wird nun auch über die Stadt München beworben.Greenstyle The Store Muc (c) Susanne Barta 4+5Wenn ich hier aus dem Fenster schaue, sehe ich nicht wenige Leute mit riesigen Einkaufstaschen vorbei gehen. Es wird wieder richtig geshoppt. Auch die Wirtschaftszahlen bestätigen das. Läuft es doch darauf hinaus, dass wir so weitermachen wie vorher?

Das ist schwer zu sagen. Was ich sagen kann, ist, dass die, die hereinkommen sehr interessiert sind, sie möchten mehr über die Marken und ihre Konzepte erfahren und im Unterschied zu einem herkömmlichen Geschäft, steht bei uns zu jeder Marke etwas geschrieben. Im Gegensatz zu den konventionellen Marken haben die nachhaltigen Brands auch interessante Stories zu erzählen, von echten Menschen für echte Menschen, mit einem sinnvollen Konzept dahinter. Ob die Leute wirklich nachhaltiger einkaufen? Ich glaube, es trennt sich gerade, einige wollen gar nicht einkaufen, die anderen machen weiter wie bisher und wieder andere wollen nachhaltiger einkaufen. 

Vor kurzem habe ich in einer Modezeitschrift die Aufforderung zu „Revenge Shopping“ gelesen. Da war ich einigermaßen bestürzt, einige scheinen noch gar nichts begriffen zu haben …

Natürlich ginge es darum, unsere Konsumgewohnheiten etwas zu verändern. Wenn ich hier herumschaue, die ganz großen Schlangen stehen immer noch bei den ganz großen Textilern, wo ich mich frage, was es denn da so Besonderes gibt, dass es sich lohnt, sich so lange anzustellen? Für viele ist Einkaufen immer noch ein Belohnungsmoment, aber manche haben doch bereits umgedacht und möchten sich was Gutes kaufen, wenn sie sich was kaufen. Und dahin wollen wir, im Sinne von „less is more“ und „better quality“.Greenstyle The Store Muc (c) Susanne Barta 6Im Geschäft gibt es auch Secondhand …

Das war eine bewusste Entscheidung, Secondhand ist ja eine Facette der Nachhaltigkeit. Wir werden auch mit dem Kleider-Miet- und Vermiet-Projekt clothesfriends zusammenarbeiten und als Shop ein Hub sein, wo man die Sachen abholen oder abgeben kann.

Und wann geht es analog weiter?

Von 4. bis 7. November 2021 ist die GREENSTYLE wieder auf der Biolife in Bozen, von 1. bis 5. Dezember 2021 auf der Heim+Handwerk in München und im Januar 2022 auf der ersten Frankfurt Fashion Week. Greenstyle The Store Muc (c) Susanne Barta 7+8Im Juli wird gewechselt, da kommen etwa die Schweizer Brand Nikin, Another me und Seads, die aus Ocean-Plastik coole Espadrilles machen, außerdem soll es bald auch Workshops, Vorträge, Gesprächsrunden und eine Modenschau geben. Geplant ist der GREENSTYLE Shop auf jeden Fall bis Ende des Jahres. Schaut vorbei!

Da die Frankfurt Fashion Week, GREENSTYLE wäre da im Juli dabei gewesen, heuer nicht in Präsenz stattfinden kann, gibt’s zumindest ein paar interessante Online-Veranstaltungen, vor allem den Frankfurt Fashion SDG Summit am 7. Juli 2021 empfehle ich euch. Hier könnt ihr euch registrieren: sdgsummit.messefrankfurt.com/frankfurt/en.html

Und die Konferenz des internationalen Hubs für Mode, Nachhaltigkeit und Innovation Neonyt „Fashionsustain“ könnt ihr von 6. bis 8. Juli 2021 live aus den FFW Studio hören. 

Fotos: (1–8) © Susanne Barta; (2) Susanne, Lisi Tocca/CORA happywear und Mirjam Smend im GREENSTYLE Shop 

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