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April 21, 2021

It’s Fashion Revolution Week!

Susanne Barta

Am 24. April 2013 ist die indische Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch zusammengebrochen und hat tausende Menschen unter sich begraben. 1.135 wurden getötet, 2.438 verletzt. Dieser entsetzliche Unfall, der verhindert hätte werden können, wenn entsprechende bauliche Standards und Sicherheitsvorschriften eingehalten worden wären, war Anlass für die Designerinnen Orsola de Castro und Carry Somers in London Fashion Revolution zu gründen. Die Plattform ist heute international aktiv. Einige FR Aktivistinnen konntet ihr hier bereits kennenlernen. Habt ihr das Interview mit Orsola de Castro schon gelesen? Oder mit Fiori Zafeiropoulou, der griechischen Koordinatorin? Oder mit Marina Spadafora? Die gebürtige Boznerin und Designerin ist für Italien zuständig und hat schon früh nachhaltige Themen in die italienische Modewelt gebracht. Ihr Buch „La rivoluzione comincia dal tuo armadio“ ist letztes Jahr erschienen.2 Fashion Revolution (c) SoFa Design Institute

Der Fashion Revolution Day wurde erweitert zur Fashion Revolution Week und in diesem Sog wurde der April zum Fashion Revolution Monat. Die Plattform hat sich weltweit zur größten Modeaktivismus-Bewegung entwickelt, sie informiert, mobilisiert, bringt Industrie und politische Entscheidungsträger zusammen und leistet wertvolle Forschungs-, Bildungs-, Advocacy- und Kampagnen-Arbeit. 

„This year, as we mark 8 years since the tragedy, Fashion Revolution Week will focus on the interconnectedness of human rights and the rights of nature. Our campaign will amplify unheard voices across the fashion supply chain and harness the creativity of our community to explore innovative and interconnected solutions”, heißt es auf der Website zur aktuellen FR-Woche. 

Ist euch der Slogan #whomademyclothes schon untergekommen? Oder auch #whomademyfabrics? Diese Fragen sollten wir uns stellen, aber auch den Unternehmen stellen, die unsere Kleidungsstücke produzieren. Corona hat die zum Teil unwürdigen und ausbeuterischen Arbeits- und Produktionsbedingungen nochmals verschärft. Am Ende der Lieferketten schaut es sehr oft sehr trist aus. Die Mindestlöhne in klassischen Produktionsländern wie Bangladesch, Indien, Vietnam oder auch der Ukraine – sofern sie überhaupt bezahlt werden –, reichen meist nicht für den Lebensunterhalt aus. Viel zu diesem Thema hat die Clean Clothes Campaign recherchiert, mein Gespräch dazu mit Bettina Musiolek von der Kampagne für Saubere Kleidung findet ihr hier. Deshalb ist es auch so wichtig hinzuschauen und nicht einfach darüber hinweg zu shoppen. Unsere Konsumgewohnheiten haben viel mit dem Elend in der Textilindustrie zu tun. Ob uns das gefällt oder nicht.3 Fashion Revolution (c) Naz_LinenWovenFactory

Jede und jeder von uns kann ihren und seinen Beitrag leisten und bewusster darauf schauen, was man kauft, wie viel, bei welchen Brands man sein Geld lässt und nachfragen, wo und wie die Teile produziert wurden. Die meisten Unternehmen sind bis heute ziemlich intransparent, was ihre Lieferketten betrifft. Aber das ändert sich langsam, der Druck nimmt zu und immer mehr Konsument*innen möchten einfach keine Kleidung mehr tragen, wo offensichtlich ist, dass andere dafür ausgebeutet werden. Wie kann ein T-Shirt, das meist eine Reise über den Globus hinter sich hat bis es bei uns in den Läden liegt, 2, 3, 4 oder 5 Euro kosten? Wie soll das gehen?

Das klingt vielleicht alles etwas Spaß befreit, Mode soll doch Spaß machen. Das soll Mode auch, aber anders. Ganz ehrlich, macht es Spaß, zu wissen, dass andere den Preis für meine Konsumbedürfnisbefriedigungen zahlen? Dass Kinder, Frauen, Männer und Umwelt darunter leiden? Nicht nur in Bangladesch, Indien, China oder der Ukraine. Auch zum Teil in Europa. Ich finde, das macht keinen Spaß. Und da das Thema in der Zwischenzeit wirklich überall ist, ist Ignoranz kein Argument, auf das man stolz sein sollte. Es gibt so viele Möglichkeiten etwas besser zu machen. Auch dieser Blog ist voll mit Informationen, Beispielen, Anregungen und Praktiken, von Second Hand, über nachhaltige Brands, bis zu Mending, sprich Kleidung zu richten und was Individuelles daraus zu machen – schaut rein ins Gespräch mit der Queen of Mending Kate Sekules. So fängt Mode an wieder richtig Spaß zu machen. Wie ihr wisst, bin ich eine Fashionista und will mich auch nicht auf 20 Teile beschränken, aber Fast Fashion ist sowas von nicht mehr zeitgemäß, uncool und yesterday.4 Praemierung Schulerwettbewerb (c) Fachschule für Hauswirtschaft und Ernährung Tisens

In diesem Zusammenhang gibt es eine sehr erfreuliche Nachricht. Zu Weihnachten erschien hier der Beitrag über die zweite Klasse der Fachschule für Hauswirtschaft und Ernährung Tisens, die sich intensiv mit der Situation der Modeindustrie und nachhaltigen Praktiken auseinandergesetzt hat. Und zwar im Rahmen des Wettbewerbs für politische Bildung, der von der Bundeszentrale für politische Bildung in Bonn ausgelobt wird. Die Klasse hat von über 350 Einsendungen den Hauptpreis in der Kategorie Slow Fashion gewonnen. GRATULIERE!!! Gewonnen haben die Schüler*innen eine 5-tägige Klassenfahrt nach Berlin mit Besuch bei Angela Merkel. Das Video, mit dem die Klasse den Preis erobert hat, trägt den Titel „Slow Fashion – Weniger ist mehr …“: 

Abschließend möchte ich das Wort direkt an Fashion Revolution geben, die Country Coordinator Marina Spadafora und Fiori Zafeiropoulou waren zu Gast mit Statements beim GREENSTYLE (Responsible) Fashion Summit, der von 8. bis 9. April 2021 digital stattfand. Marina sprach über die Lage in Italien und da hat sie neben wenig guten Nachrichten, wie Corona bedingte Umsatzeinbrüche in der Modebranche um 27 % und der besonders schwierigen Situation für kleine und mittlere Unternehmen, auch Gutes zu berichten: Die Nachfrage für nachhaltige Mode sei sichtbar gestiegen. Und auch Fiori hat einige interessante Insights vorbereitet. Im Anschluss spreche ich mit GREENSTYLE Founder Mirjam Smend über die Rolle von Fashion Revolution. Doch hört selbst:

Die Inhalte der GREENSTYLE conference werden Schritt für Schritt online gestellt. Wenn ihr keine Gelegenheit hattet digital live dabei zu sein, this is your chance.

5 Who made my clothes (c) Susanne Barta

Fotos: (1) © Susanne Barta; (2) © SoFa Design Institute/Fashion Revolution; (3) © Naz_LinenWovenFactory/Fashion Revolution; (4) © Fachschule für Hauswirtschaft und Ernährung Tisens; (5) © Susanne Barta 

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