Music

December 5, 2020

Moreness in December. Tag Fünf: Der etwas andere Klang der Berge

Florian Rabatscher
In die Höhe zieht es viele. – Wirklich? Gebirgsmassive wollen sie sehen. – Echt jetzt? Raue Luft wollen sie spüren. – Ernsthaft? … –– Berge müssen zurzeit viel aushalten … Wir haben überlegt, wir möchten uns mit dem Thema, wie wir es bereits in MORENESS getan haben, anders und ausgeprägter befassen. Von 1. bis 31. Dezember veröffentlichen wir Gedanken, Überlegungen und Anregungen. Das ist kein Countdown, kein Ratgeber und erst recht kein Adventskalender, sondern ein aufmerksamer Blick auf die Berge, die uns umgeben.
 
Lieder über Berge zu hören, ist bei uns hier absolut keine Seltenheit. Die Stars der einheimischen volkstümlichen Liederszene trällerten schon unzählige Stücke auf die Heimat mit ihren Bergen, Dörfern und Seen. 

 Wenn meine Berge träumen
Dann ist es still, wie’s früher war.
Wenn meine Berge träumen,
Dann kommt der Abend, so wunderbar.
Die Sonne wirft lange Schatten,
Wenn sie glühend untergeht.
Sie läßt die Berge träumen,
Bis sie wieder am Himmel steht.

Im fernen Jahr 1988 wurden diese schöne Zeilen über Berge von den Kastelruther Spatzen von den Dächern gepfiffen. Doch stehen diese majestätischen Erhebungen hierzulande wirklich nur für heimatliche Geborgenheit und Stille? Könnte man sie nicht einmal mit einer anderen Sichtweise betrachten? Natürlich kann man – für alle, die es noch nicht wissen: Moreness hat genau das im ersten Band gemacht und in der Musik macht man das sogar schon länger. Passend also zur etwas anderen alpinen Lektüre biete ich euch hier ein paar etwas andere klangliche Untermalungen dazu. Ja, nicht nur in der Volksmusik, sondern in allen erdenklichen Genres waren Berge oft schon Muse für grandiose Songs der Musikgeschichte. Lyrisch verpackt in allen möglichen Formen, sei es direkt, verschlüsselt oder als Sinnbild für irgendetwas. So wie viele unserer Berge wurden auch die amerikanischen Rocky Mountains schon oft besungen, mit dem feinen Unterschied, dass unsere Lieder schleunigst einen Neuanstrich vertragen könnten. Sie könnten klingen wie John Denvers Lobpreisung auf die Rockies „Rocky Mountain High“, ein Song der sogar vom Staat Colorado zur zweiten Bundeshymne ernannt wurde. Oder man geht es lässig an wie Joe Walsh mit „Rocky Mountain Way“ und noch lässiger wie die Stoner Band Dead Meadow, die nach dem Gebrauch von bewusstseinserweiternden Substanzen sogar „Rocky Mountain High“ sind. Vieles wäre möglich, doch es geht auch noch raffinierter. Auf den ersten Blick wirken diese freien Berglandschaften natürlich wunderschön, doch sehen wir genauer hin, können diese kraftvollen Steinbrocken auch äußerst angsteinflößend erscheinen. Furcht vor diesen Steinmonstern wäre also noch eine Sichtweise, die vor allem in Liebesliedern eine Rolle spielt. Wie das? Es ist in etwa so, wie bei einem Ritter, der für die Prinzessin den Drachen erschlägt, um ihr seine Liebe zu beweisen. Sogar die eher schmächtigen Jackson 5 sangen in „If I Have To Move A Mountain“ davon, als Liebesbeweis einen ganzen Berg zu versetzen. Oder wie Marvin Gaye und Tammi Terrell so schön sangen: Für die Liebe ist kein Berg zu hoch.

Aber was wäre Musik über Gestein ohne das dazugehörige Genre Rock (was für ein schlechter Witz). Da hätten wir The Kinks, die über einen kahlen Berg fahren; Audioslave, die alleine und ohne zu zucken wie ein Stein beharrlich auf jemanden warten; Stevie Wonder, der nie aufgibt und es immer weiter versucht, bis er am höchsten Punkt, dem Gipfel, angekommen ist; System Of A Down, die in „Holy Mountains“ den heiligen Berg Ararat besingen, der den Armeniern nach einem Völkermord von den Türken entrissen wurde; oder die ukrainische Band Stoned Jesus, die mit „I’m The Mountain“ sogar einen Text aus der Sicht eines Berges schrieben. Ihr seht, die musikalische Inspiration von Bergen scheint grenzenlos zu sein. Das beste Beispiel dafür, wäre „Misty Mountain Hop“ von Led Zeppelin, wo sogar ein fiktiver Berg besungen wird, der nur im Königreich Gondor aus den Büchern von Tolkien existiert. Verrückt.

Was fasziniert uns also so an diesem riesigen Gestein? Wahrscheinlich ihre unglaubliche Höhe, von der auch der Klassiker „Go Tell It On The Mountain“ handelt. Unzählige Musiker sangen bereits darüber, die Botschaft, dass Christus geboren wurde, von einem Berg zu schreien. Er zählt mittlerweile sogar schon zu den klassischen Weihnachtsliedern. Nur Bob Marley änderte diese Zeile in „…to set my people free” um.

Ja, eigentlich stimmt es, irgendwie lieben Künstler die Berge und lassen sie genau dadurch in ihren Werken auf magische Art noch höher erscheinen. Wenn der Berg also aus seiner Sicht diese Liebe mit einem Song beschreiben müsste, dann wäre es wohl Jackie Wilson – (Your Love Keeps Lifting Me) Higher & Higher.  

 

WEITERFÜHRENDES FÜR TAG 5:

* Playlist MORENESS 01 – Above the Tree Line

* Playlist MORENESS 02 – On Trees and Woods

„Ultrahören. Aus Baum, Baum, Baum wird Klangraum“ von Arno Raffeiner in MORENESS #02 über das Pfeifen in der Waldung und den Klimawandel im Ohr.  

 Bild: Auszug aus MORENESS #01 – Above the Tree Line

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