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November 19, 2020

Get into Clara Mayr’s head

Eva Rottensteiner

Niemals hätte Clara gedacht, als sie Schafe auf dem Rittner Horn hütete, dass sie zwei Jahre später 250 Schafsköpfe aus Keramik gießen würde. Der Südtiroler Schafzuchtverein bedankt sich. Jetzt formt und schnitzt und gießt sie in ihrem Atelier am Ritten: Skulpturen aus Schnee, Holz, Keramik. Und Fleisch. Ein kleiner Trip durch Clara Mayrs bisheriges Werk und ihre Gedanken. Clara Mayr 1Ich mag Schafe, aber nicht besonders. Als Skulpturen finde ich sie gut. Sie sind keine typischen Trophäen, nicht so oft zu sehen. Schafe sind ‚gewöhnliche‘, keine ‚besonderen‘ Tiere wie ein Löwe oder ein Hirsch oder eine Gams in Südtirol. Schaf funktioniert auch als Synonym für Menschen, das Lamm als Opfer, Sinnbild großer Geduld, Sanftmut und Einfalt. In der Bibel ist das Schaf sehr wichtig: ‚Das Lamm Gottes, das die Sünden der Welt trägt.‘ Schafe zählen auch zu den ältesten Haustieren.Clara Mayr 2 schafbildSüdtiroler Schafzucht und Kunst – eine ungewöhnliche Kooperation?

Kunst passt eigentlich zu allem. Mir gefällt es, sie unter die Leute zu bringen. Kunst für alle.Clara Mayr 3

Ich habe immer wieder neue, liebste Werke, aktuell vielleicht …Clara Mayr 4Boden wischen oder …Clara Mayr 5Peccatum clamans: Himmelsschreiende Sünde – Allegorien 

Das Bild war für einen Wettbewerb: Bild im Kontext, moderne Kirchenkunst.

Himmel = Meer = Sintflut = Arche = Taube = Fisch
Ruhe = Chaos

Menschen sind Symbol für Sünden, Hochmut, Geiz, Wollust, Zorn, Völlerei, Neid, Faulheit und allen anderen. Das Schiff ist die Arche, aber auch ein sinkendes Schiff im Mittelmeer.
Hängt in meiner Werkstatt. Beide zeigen Situationen, fast wie Plakate.

Der Schweinekopf ist aus Keramik (Raku-Technik, eine spezielle japanische Brenntechnik, die Risse macht), ein Schwein mit Menschenohren. Der Kopf sagt viele Sachen, wie Schweinehaltung, Südtiroler Speck, Schweine und Menschen, die ihnen ähnlich sind. Den meisten fällt nicht auf, dass er Menschenohren hat. Besondere Menschen, eine Mischung zwischen Schwein und Mensch und mir.Clara Mayr

Die Skulptur mit dem Fleisch habe ich für eine Ausstellung im Hotel Amazonas in Wangen gemacht, ich habe versucht ein Selbstportrait zu schnitzen. Das ist mir nicht gelungen. Als ich zu viel Holz abgeschnitten hatte, hat mich mein Nachbar auf die Idee gebracht, seine Schlachtreste aufzutragen. Das Wichtigste, das noch fehlte, waren die Haare. Die habe ich abgeschnitten und draufgeklebt. Die Skulptur hat gestunken und mir sehr geähnelt.Clara Mayr 8Skulpturen aus Draht – Licht und Wasser Festival 2019 in Brixen mit Nora Pider/Julian Angerer/Arno Dejaco/Anna Heiss/Matthias Gasser

Ich habe fast alle Arbeiten verkauft oder irgendwo ausgestellt. Damit hätte ich nicht gerechnet. Ich hänge nicht an meinen Arbeiten und bin meistens froh, sie nach einer Weile nicht mehr sehen zu müssen. Ich brauche Platz, damit ich neue Sachen machen kann. Eine Arbeit ist in England, andere werden in Österreich ausgestellt und der Rest in Südtirol, und meine Schafsköpfe an vielen verschiedenen Orten. Ich habe mehr als 500 verkauft und verschenkt, manche sind sogar in Amerika.Clara Mayr 9Hängt jetzt in The Biscuit Factory (Newcastle upon Tyne/UK)

Ich weiß nicht genau, warum ich mache, was ich mache. Meistens habe ich eine Idee von einem Bild oder ein Gefühl und versuche es darzustellen. Das gefällt mir.Clara Mayr 10Clara Mayr macht in erster Linie Skulpturen aus verschiedensten Materialien und malt. Bildhauen hat sie wohl in Gröden gelernt, wo sie auch den ersten Platz beim Bildhauer-Symposium gewonnen hat. Sie war auch schon für einen Schneeskulpturenwettbewerb in Colorado und Japan. Außerdem ist sie Imkerin. Und sie wirkt im Moment bei Sheep83 mit.

Fotos: Clara Mayr  

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