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October 14, 2020

Sustainability News

Susanne Barta

Ob die Pandemie nachhaltige Praktiken in der Modeindustrie stärken wird oder nicht, das wird sich erst zeigen. Bemerkenswert aber ist, dass gerade auf allen Mode-Plattformen sehr viel darüber gesprochen und geschrieben wird. Dass Mode einen enormen Einfluss auf uns Menschen und unseren Planeten hat, lest ihr hier regelmäßig. Und dass Fast Fashion den Klimawandel rasant vorantreibt, ebenso. Folgende Aussage habe ich vor kurzem gelesen: „Jede dritte junge Frau (das ist das größte Konsumentensegment) betrachtet ein- oder zweimal getragene Kleidungsstücke als alt.“  (The Guardian, 2019). Das stimmt nicht gerade zuversichtlich.

Aber es gibt auch News, die in eine erfreulichere Richtung weisen. 

Wie sich der Lockdown auf unser Konsumverhalten ausgewirkt hat, dieser Frage sind gerade viele auf der Spur. Die Branchenplattform „Business of Fashion“ führt aus: „Viele Verbraucher haben neue Gewohnheiten entwickelt, die wahrscheinlich auch nach Abklingen der Pandemie bestehen bleiben werden.“ So habe etwa Online-Shopping seit März stark zugenommen, und Experten gehen davon aus, dass es auch in Zukunft das bisherige Einkaufsverhalten verändern werde. „Wie und wo die Menschen einkaufen, hat sich dramatisch verändert, aber auch das warum“, sagt Tamara Charm, Co-Leiterin des „Agile Consumer Insights-Teams“ von McKinsey. Auch das Interesse der Konsument*innen an nachhaltiger Mode sei gestiegen. Die Zeit, die viele Menschen zu Hause verbracht haben, führte in vielen Fällen zu einer Rückbesinnung auf ihre Prioritäten, die sich in Zukunft in ihrem Lebensstil widerspiegeln werde. Laut „Forbes“ wird Corona die Modeindustrie geradezu in eine nachhaltige Zukunft zwingen.

Sustainability News Foto_2_david_ballew_unsplash

Der von mir nicht übermäßig geschätzte Super Big Player Amazon  – nur wenn gar nichts anderes geht, greife ich darauf zurück – möchte nun auch Einkaufsdestination für bewusste Konsument*innen werden. Vor kurzem hat Amazon damit begonnen, Artikel auf seiner US-Website mit einer geflügelten Sanduhr zu versehen, um sie als umweltfreundlicher zu kennzeichnen. 25.000 Produkte wurden bereits so markiert. Dabei stellt sich aber die Frage: Kann sich Amazon ernsthaft als umweltfreundliche Einkaufsplattform neu profilieren oder werden die Bemühungen unter Bergen von Pappkartons und Plastikverpackungen begraben bleiben? Da haben die Konsument*innen natürlich auch ein großes Wort mitzureden.

Sustainability News H&M_© Tim Elkaim_Conscious exclusive 2020

Die digitale Ratingplattform „Good on you“ hat H&M unter die Lupe genommen. Der schwedische Fast-Fashion-Riese ist eine der bekanntesten Marken der Welt. Der zweitgrößte Einzelhändler liegt knapp hinter Inditex (dem Eigentümer von Zara) und ist in 62 Ländern tätig. H&M behauptet seit längerem, sich in Richtung nachhaltigerer Praktiken zu bewegen. So hat sich das Unternehmen zum Beispiel zum Ziel gesetzt seine Treibhausgas-Emissionen bis 2030 zu reduzieren. Außerdem hat es sich verpflichtet, bis 2030 zu 100 % recycelte oder nachhaltige Materialien zu verwenden. Bis jetzt sind das noch vor allem Versprechen. Stehen und Fallen wird die Glaubwürdigkeit von H&M mit dem Geschäftsmodell. Bisher ist der Mode-Riese ja immer noch prominenter Teil der nicht nachhaltigen Fast-Fashion-Industrie. Das Setzen auf „Wegwerfmode“ und das ständige Lancieren neuer Trends und Produkte hat enorme Auswirkungen. „Während das Unternehmen einige Fortschritte in Bezug auf die Umwelt gemacht hat, sieht es an der Arbeitsrechtsfront nicht so gut aus“, führt „Good on you“ aus. Da erfährt man, dass H&M 2013 nach der „Rana Plaza-Plaza Katastrophe“ dem Brandschutzabkommen von Bangladesch beitrat und nun mit anderen Marken und Gewerkschaften zusammenarbeitet, um Gesundheits- und Sicherheitsfragen in Hunderten von Fabriken anzugehen. H&M habe auch versprochen, bis 2018 850.000 Beschäftigten einen existenzsichernden Lohn zu zahlen, ein Versprechen, das nicht eingehalten wurde. „Good on you“ kommt alles in allem zum Schluss: „It’s A Start“. Aber ein Start ist besser als keiner. Denn ohne Initiativen der Großen wird sich längerfristig wenig verändern.

Sustainability News Mirjam + Susanne

Oxfam hat im September die Kampagne #SecondHandSeptember gelauncht. 119 Tausend Beiträge sind unter diesem Hashtag allein auf Instagram eingegangen. Im GREENzine der GREENSTYLE haben wir die Kampagne vorgestellt, dazu gibt’s Second Hand-Stylingtipps für den Herbst von Mirjam Smend und mir. Natürlich soll der Konsum von Mode in Form von Second Hand auch nach dem September weitergehen. Dieser Markt jedenfalls wächst kräftig. Gerade hat Levis eine eigene Second Hand Plattform gelauncht und  das Anliegen des Unternehmens unterstrichen, Nachhaltigkeit ernst zu nehmen. Auch Gucci hat letzte Woche angekündigt in den Resale-Markt einzusteigen. Details sind noch nicht bekannt. Alles in allem aber zeigt das, dass augenscheinlich immer mehr Leute Second Hand Mode nachfragen. Denn: Nichts ist nachhaltiger als auf etwas bereits Getragenes zurückzugreifen und es so länger im Kreislauf zu halten.Sustainability News Daria

Ich habe hier immer wieder über das Thema Mode, die man mieten kann, geschrieben. Auch da gibt’s interessante News. Daria Andronescu und ihr Wonderwardrobe System habt ihr bereits kennengelernt. Daria hat im September ein sehr cooles Miet-Kapsel-Projekt gelauncht. In ihre stylischen Kapseln integriert sie Vintage-, preloved und einige neue nachhaltig produzierte Kleidungsstücke. Ich habe Daria im Sommer in ihrem Atelier in Düsseldorf besucht, mehr dazu könnt ihr im GREENzine der GREENSTYLE lesen. Und für die Mode-Mietplattform Fairnica entsteht gerade eine GREENSTYLE x Fairnica Kapsel. Sie wird im Rahmen des GREENSTYLE Pop-ups auf der Biolife in Bozen das erste Mal vorgestellt.

Sustainability News_Kapsel

Zum Abschluss noch zwei lokale Good News: Daniel Tocca und Bernhard Schönhuber haben das Kauri-Store-Konzept nun auch nach Brixen gebracht. Vor zwei Wochen wurde nach Bozen der zweite nachhaltige Concept-Shop eröffnet. Gratuliere!Sustainability News_Kauri Store

Und Südtirols Bergsport Vorzeige-Unternehmen Salewa wartet nach dem Launch von Tirol Wool Responsive, in der Frühling-Sommer Kollektion 21 mit einer neuen Material-Technologie auf: Alpine Hemp. Hanf ist eine nachhaltige, umweltfreundliche und zugleich leistungsstarke Naturfaser, darüber hinaus auch atmungsaktiv und angenehm zu tragen. Wir sind gespannt!Sustainability News Foto_13_salewa

 

Fotos: (1) © Susanne Barta; (2) © David Ballew for unsplash; (3+4) © Tim Elkaim for H&M Conscious Collection 2020; (5) © Mirjam Smend/GREENSTYLE munich; (6) © Susanne Barta; (7+8) © Susanne Barta; (9+10) GREENSTYLE munich; (11+12) © Susanne Barta; (13) © Susanne Barta.  

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