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April 22, 2020

LanaLive 2020 sendet aus dem „Underground“

Kunigunde Weissenegger

Es findet trotz COVID-19 vom 21. bis 31. Mai 2020 statt. Das 9. LanaLive transferiert die geplanten Veranstaltungen in andere Formate. Das Festival soll vom Sofa aus und mit Gewährung des gegebenen Sicherheitsabstandes genießbar sein. Über Website und Facebook, wo das Programm aktuell gehalten wird, kann mensch laufend dranbleiben. Das ist ja mal was Neues, das fällt auf, da müssen wir bei den beiden im Organisationskomitee, Katrin Klotz und Hannes Egger, nachfragen. Denn zu sagen, „hey Leute, schön war’s, uns fällt nichts ein und wir sehen uns 2021“, ist ihnen zu einfach, „das ist nicht Kulturarbeit, sondern ähnelt eher einem Unterhaltungskünstler, der abtritt und sich versteckt, wenn es den Leuten nicht zum Lachen ist.“ 

Was hat euch dazu bewogen, LanaLive 2020 (trotzdem) steigen zu lassen? Wenn wir uns umsehen, gibt’s fast nur Absagen und Verschiebungen … Seid ihr Ausnahmeoptimist*innen?

Katrin: Wir glauben, dass Kunst und Kultur gerade in schwierigen Zeiten wichtig sind, sie geben uns Halt und lassen uns den Alltag für kurze Zeit vergessen. Zudem versuchen wir seit jeher mit dem Festival auf unsere Umgebung und deren Umstände zu reagieren und uns damit kreativ und innovativ auseinanderzusetzen, also haben wir die Herausforderung gerne angenommen, das bereits geplante Festival – das thematisch nicht besser passen könnte – in andere Medien zu transferieren. 

Hannes: Die Krise ist auch eine kulturelle Krise und die Kulturarbeiter*innen dürfen in so einem bedeutenden Moment auf keinen Fall den Kopf in den Sand stecken. Wir müssen austesten, neue Wege gehen, uns mit der Situation auseinandersetzen, da wir ja auch Visionen entwickeln müssen, die gesellschaftlich relevant sind. Es ist wichtig, dass die Kultur mit starker Stimme in der Gestaltung der Krisenzeit und der Post-Krise mitredet. Zu sagen, hey Leute, schön war’s, uns fällt nichts ein und wir sehen uns 2021, ist zu einfach, das ist nicht Kulturarbeit, sondern ähnelt eher einem Unterhaltungskünstler, der abtritt und sich versteckt, wenn es den Leuten nicht zum Lachen ist.

Macht denn das Festival LanaLive in dieser Form seinem Namen noch alle Ehre? Wie denn?

Katrin: Natürlich. Live im Sinne von direkt, wir haben die Inhalte transformiert und ein unmittelbares, direktes Erleben ist durchaus noch möglich. 

Hannes: Für uns sind der Live- und Community-Gedanke sehr wichtig und wir haben uns überlegt, was live in Zeiten von COVID-19 bedeuten kann. Sind wir live verbunden, wenn wir alle vor dem Radio sitzen und dieselbe Sendung hören? Sind wir live, wenn wir am Donnerstag um 20:15 Uhr den Film „Im Keller“ im Stream ansehen? Ist es eine Live-Erfahrung, wenn eine Performance via Post nach Hause kommt? Hat eine Wanderung Live-Charakter, auch wenn sie nicht gemeinsam geschieht, jemand aber der Tourenbeschreibung folgt? Das sind Fragen, die wir uns stellen, wir wissen es nicht, wir sind dabei Erfahrungen zu machen …

Das Thema – „Underground“: Was habt ihr euch bei der Wahl eigentlich gedacht?

Katrin: Seit nunmehr 9 Ausgaben betrachten, untersuchen wir unser Heimatdorf mit einer jeweiligen anderen Brille. So haben wir nach und nach verschiedene Themen abgearbeitet und das Vergessene, das Verborgene hat uns bei unseren Betrachtungen noch gefehlt.  

Hannes: Wir haben uns bisher mit eher Offensichtlichem beschäftigt, mit Kirchen, der Industriezone, den Wohnsiedlungen, mit Aussichten, nun wollten wir uns etwas zurückziehen und schauen, was es an Verstecktem und Verborgenem gibt. Wir möchten wissen, wie es mit dem Untergrund und dem Boden bestellt ist. 

Und weiter zum Thema: Was könnte sich vor Corona nach Corona ändern? … wenn überhaupt? … es glauben doch grad viele, dass wir alle bessere Menschen werden würden wollen sollen … Ihr auch? Verschwindet der Untergrund … hm …?

Katrin: Hm … an bessere Menschen glaube ich kaum und den Untergrund, den Underground braucht es auch und wenn er nur einen Gegenpool darstellt.

Hannes: Wo Licht, ist auch Schatten, je mehr ersichtlich und erkennbar ist, desto tiefer werden die Schluchten des Untergrundes. In der Corona-Krise leisten wir alle – und zwar weltweit – unsere kleineren und größeren Opfer, ich hoffe sehr, dass eine bessere Welt entsteht. Vielleicht eine solidarischere und fairere? 

… wenn ich mir euer Transferieren so anseh, muss ich fragen: Glaubt ihr, es wird „danach“ überhaupt noch der Bedarf an „live“ und „echt“ und so weiter bestehen? Wir gehen doch auch grad viel in virtuelle Museen, Ausstellungen, Konzerte … 

Katrin: Wir denken, dass der Bedarf umso mehr da ist. Natürlich sind die virtuellen, alternativen Angebote gut und ein wichtiges Zeichen, dennoch werden wir es nachher umso mehr genießen, live eine Performance, ein Originalkunstwerk zu sehen, zu erleben. 

Hannes: Ich stimme Katrin vollkommen zu!

 

Foto: Manuel Pellegrini: „Uncanny Eatery“ 

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