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April 9, 2020

At home – Day 30

Susanne Barta

Habt ihr schon eure Kleiderschränke geordnet? Wintersachen weggeräumt, aussortiert? Ich bin noch nicht dazu gekommen. Steht noch auf meiner Corona-To do-Liste. Da ich aber dem allgemeinen Putz- und Sortier-Drive nicht zu sehr hinterherhinken möchte, werde ich hoffentlich diese Woche beginnen. Dafür schreibe und schreibe und schreibe ich und denke mir neue Projekte aus. Habt ihr auf franzmagazine schon in meine gemeinsam mit der Künstlerin Gabriela Oberkofler entwickelte Corona-Serie „Hoffentlich wird´s nicht so schlimm wie´s schon ist? hineingeschaut? Dann nehme ich Video-Gespräche für virtual GREENSTYLE auf, chatte quer in alle Himmelsrichtungen, lese, recherchiere, mache eine Mini-Spaß-Video-Serie für Freunde mit meinem Lebensgefährten und hab mir für diese Zeit auch vorgenommen die 21-Tage-Meditation von Oprah und Deepak Chopra zu machen. Suggestiver Titel: Hope.

Zurück zu den Kleidern. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber bei mir schaut’s meistens so aus: Jogginghose oder bequeme Jeans, T-Shirt, Sweatshirt. Wenn Skype oder Zoom, obernherum was Anständiges und ein wenig Schminke. That’s it. Es kommt auch derzeit keine wirkliche Freude auf, sich irgendwelche Outfits auszudenken. Seit vielen Wochen bin ich textil-konsumfrei. Auch online keine Bestellung aufgegeben. Das ist einerseits gut, andererseits bemerke ich aber, wie viel Freude dahin ist, wenn man nicht mit seinen Kleidern spielt, sich nicht überlegt, was man wo und wie anziehen möchte. Dazu braucht es den Umgang mit Menschen, das Gespräch, das sich zeigen draußen. Inspiration! Ohne ist es super langweilig. Das „nur für sich“ ist keine Alternative. Das kann mir niemand erzählen. So sehr jetzt viele die Zeit für Tiefe und Rückzug und Reflexion und Selfcare nützen. Ich bemerke, dass sich bei mir kein allzu großer Reflexions-Stau angesammelt hat, der sich jetzt meldet. Die letzten Jahre waren in dieser Hinsicht fordernd, und als (innen und außen) ordnungsliebender Mensch, stelle ich mich auch regelmäßig meinen Reflexions- und Psycho-Flexibilitäts-Aufgaben. Das heißt aber nicht, dass diese Zeit einfach ist. Ganz und gar nicht.

Susanne Barta  Foto_2

Das, was mich in Punkto nachhaltiger und fairer Mode sehr beschäftigt gerade, sind die Auswirkungen von Corona auf die Menschen, die in der Textilindustrie arbeiten. Überwiegend sind es Frauen. Viele große Brands spenden zwar, aber sie stornieren auch Order, zahlen nicht und wälzen den Großteil der Verantwortung auf die Produktionsbetriebe ab. Die meisten befinden sich in Ländern, die kaum soziale Absicherungen für ihre Leute haben. Da schaut es wirklich übel aus. Viele Menschen haben bereits ihre Jobs verloren. Solltet ihr das Gespräch mit Marina Chahboune dazu noch nicht gelesen haben, bitte hier klicken.

Was Corona aber zu forcieren scheint, ist, dass Nachhaltigkeit in der Textilbranche mehr als bisher zum Thema wird. Die Branche ist in Aufruhr, denn vieles wurde auf den Kopf gestellt. Aber wie der Verhaltensforscher und Biologe Kurt Kotrschal im Rahmen meines Corona-Projektes festgestellt hat: „Menschen bleiben Menschen.“ Dennoch besteht die Hoffnung, hier ist das Stichwort wieder, dass einiges aus dieser Erfahrung gelernt wird, und vielleicht die Möglichkeit besteht, wirklich den Blick in die Tiefe zu richten und klassische Business-Modelle endlich zu überdenken.

Susanne Barta franzmagazine

Auch wenn ich von Herzen sage #idontwanttostayathomeanymore, bleibe ich natürlich zu Hause und habe für die weitere Zuhause-Zeit einige Tipps für euch:

_Wenn ihr noch nicht begonnen habt, euren Kleiderschrank einem gründlichen Relaunch zu unterziehen, jetzt ist die richtige Zeit dafür.
_Die nachhaltige Fashion-Community ist sehr aktiv. NEONYT, der internationale Hub für Mode, Nachhaltigkeit und Innovation, bietet zum Beispiel ein Home-Programm an.
_Die 4. Ausgabe der GREENSTYLE munich musste Corona bedingt abgesagt werden und findet nun virtuell statt. Mit Text-, Bild- und Video-Beiträgen. Ihr könnt tolle Brands entdecken, euch Inspirationen holen. Die Plattform wird gerade digital ausgebaut und so zu einer Drehscheibe der nachhaltigen Fashion-Szene. Hier findet ihr etwa mein Videointerview mit dem Klimaforscher Georg Kaser, weitere Gespräche folgen.
_Wer Zeit und Lust hat, sich auch mehr mit dem Thema Textilproduktion zu beschäftigen, die Plattform „Good on you“ hat für die Corona-Zeit einiges interessantes zusammengestellt: Filme, Podcasts und für die Heimwerker_innen

Fotos: (1) Sweatshirt > Secondhand, T-Shirt > H&M; (2) Sweatshirt > hessnatur, T-Shirt > H&M, Jogginghose > Juvia, Socken > weiß ich nicht mehr; (3 + 4) Sweatshirt > Uniqulo (von meinem Sohn übernommen), Jeans > Dawn denim; Socken > Arket

 

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