Music

March 7, 2020

The Bugfix: … was sollte man darüber schreiben …?

Florian Rabatscher

Sämtliche Veranstaltungen werden zurzeit abgesagt oder verschoben und ich glaube, würde man sich gerade irgendwo mitten in der Sahara befinden, hätte man wahrscheinlich mehr Konzertangebot … Das Wort „abgesagt“ schleicht sich gerade durch jede Ankündigung und es bleibt uns nicht viel mehr übrig, als es einfach hinzunehmen. Um euch aber ein bisschen von dieser kulturellen Dürreperiode abzulenken, erzähle ich euch von einer längst vergangenen Veranstaltung und einer Band, die das Wort „Absage“ schon vor dieser Zeit recht trendy fand. Versetzen wir uns nun, mit Hilfe unserer Vorstellungskraft, mitten in dieses Konzert in der Vergangenheit: 

Voller Vorfreude, meine abgestumpften Ohrmuscheln endlich wieder mit etwas Neuem zu verwöhnen, stehe ich im Jugendzentrum Point in Neumarkt, wo der Kulturverein Hospiz einen ihrer besonderen Abende veranstaltet und nuckle wie ein pubertierendes Mädchen, das gleich Justin Bieber treffen würde, an meinem Bier. Gut gefüllt ist der Laden zwar noch nicht, was mich aber nicht beunruhigt, denn es ist noch ziemlich früh. Weshalb ich schon hier bin? Nicht etwa, um noch einen guten Platz in der ersten Reihe zu erwischen, es ist eher ein Ausharren. Ich liege auf der Lauer und warte wie ein bengalischer Tiger auf den richtigen Moment, mich an diese neue Band heranzupirschen und sie mit Fragen zu löchern. Von wem ich spreche? Gestatten: The Bugfix, eine Combo, die ihren Sound selbst schlicht als Techno-Punk beschreibt. Was mich hauptsächlich in ihren Bann zieht, ist der Fakt, dass sie den Großteil ihrer Klänge aus einem unvorstellbar komplizierten Modular-Synth holen. Geräte, die ungefähr gleich schwer zu bedienen sind, wie eine Boeing 747. Wer tut sich – beim heutigen Stand der Technik – so etwas noch an? – Hier haben wir die Irren.

Der Synth-Turm steht. Was für ein Anblick! – Wie das Cockpit der Nerds vom Raumschiff Enterprise. All die Knöpfe und Dreher, die ich niemals verstehen werde. Kabel, wohin man blickt. Als ob jemand die Zeit eingefroren hätte, während er Spaghetti ins Sieb leert. Drei Typen, Luki, Flyle und Pane: Zwei bedienen den Synth-Turm und einer lässt dazu abwechselnd einen Bass und eine Gitarre erklingen.
Sehr interessant das Ganze und langsam wird’s Zeit, der Band ein paar Fragen zu stellen, weshalb ich mich gekonnt an sie heranwage und ihnen offenbare, dass ich gerne etwas über sie schreiben würde. Eine Aussage, die zumeist ein erfreutes Lächeln auf die Gesichter der Bands zaubert, nicht so bei The Bugfix. Ihre Blicke wirken eher ungerührt oder so, als ob ich sie beleidigt hätte. … träume ich …? … und sind meinem Mund etwa eben schlimme Worte der Ehrverletzung entwischt? Ich glaube nicht. Es ist ihnen einfach relativ scheißegal. Woran das wohl liegt? Rieche ich schlecht? Gefällt ihnen mein Gesicht nicht? Reden sie nicht gerne? Die einzige Antwort jedenfalls, die ich an diesem Abend von ihnen bekomme, ist: „Was willst du schon darüber schreiben?“

Ziemlich aufschlussreich, nicht? So wie sie während ihrer Show dem Publikum den Rücken zukehren, (was ich eigentlich ziemlich klasse finde), zeigen sie auch mir die kalte Schulter. Schade …

Um jetzt, zurück in der Gegenwart, aber wenigstens auf ihre Frage zu antworten, werde ich euch sagen, was man über The Bugfix schreiben könnte: Ich könnte schreiben, wie toll ihr Synth-Sound klingt und dass man sich dabei fühlt, als ob man Pioniere der elektronischen Musik sehen würde. Ich könnte schreiben, wie man mit offenen Mund dasitzt, während man sie beobachtet, wie sie mit Leichtigkeit ihre Maschinerie bedienen. Ich könnte schreiben, wie schräge Filmmusik aus den 80ern in den Kopf schießt und man meint, dass der Terminator gleich reinspazieren wird und den Robot auf der Tanzfläche zum Besten gibt. Ich könnte über einen Vergleich mit „Chase“ von Giorgio Moroder schreiben, nur dass The Bugfix viel ruchloser klingen. Ich könnte über den Gitarrensound schreiben, der sich scheinbar schwerelos wie ein Stück von Ennio Morricone darüberlegt; über diesen unhaltbaren Sound, der wie ein elektronisches Pferd immer weiter Richtung schwarzer Sonnenuntergang galoppiert; der dreckige Bandit auf der Flucht, mitten in der Einöde, weil er gerade den Sheriff erschossen hat; immer weiter, keine Pause, denn er weiß, er wird gejagt. 

Man könnte also Vieles über The Bugfix schreiben, nur sie scheint es nicht sonderlich zu interessieren. Mir kann’s recht sein und, The Bugfix, nehmt mir diese Zeilen bitte nicht übel, denn trotz allem finde ich das, was ihr macht, äußerst gelungen! – Manchmal spricht die Musik allein schon für sich, nur war mir nicht klar, wie elitär die Punk-Szene manchmal doch ist. Also verzeiht meinen Annäherungsversuch. Für die, die mehr über die Jungs hinter The Bugfix erfahren möchten, hier noch ein Tipp: Lasst es bleiben und hört stattdessen einfach ihre Musik

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