Der schöne Klang vom Untergang: Deadsmoke

Für die neue Video-Release des Songs „Hiss of the Witch“ vom bereits 2017 erschienenen Album „Mountain Legacy“ hätten Deadsmoke sich keinen besseren Zeitpunkt aussuchen können. Keine andere Musik passt besser zur derzeitigen Endzeitstimmung als guter alter, dröhnender Doom. Der Soundtrack, sozusagen, zum panischen Aufschrei der Gesellschaft. Man könnte fast meinen, sie hätten diesen Virus (dessen Namen ich nicht nennen werde, weil er mir langsam zum Hals raushängt) selbst heraufbeschworen, um ihre Untergangs-Riffs zu promoten. Alles Quatsch natürlich, die Bozner Band zollt dieser düsteren und schweren Musikrichtung schon seit 2015 ihren Tribut. Vielen wird Doom natürlich völlig unbekannt sein, weil es vom Mainstream so weit entfernt ist wie die Aussicht darauf, dass diese Epidemie tatsächlich die halbe Menschheit ausrotten wird. Trotzdem lege ich es jedem ans Herz, sich wenigstens einmal in dieser dicken Atmosphäre des Undergrounds vom Underground zu verlieren.

Es ist nicht nur einfach Krach, unterlegt mit sinnlosem, okkultem Gebrabbel, das wie ein Sample einer Messe der Church of Satan klingt. Doom zeichnet sich durch sein hohes künstlerisches Niveau aus, was dieses Video samt Sound beweist. Teos dunkle und langsame Gitarrenriffs scheinen in einem Meer der Verzerrungen zu versinken, während sich Maurice am Schlagzeug rhythmisch wie eine Walze (deren Handbremse gezogen ist) durchkämpft. Begraben unter diesem bombastischen Sound-Teppich, wie in einem Sarg, kommen mystische Synth-Klänge, ein selten tiefgestimmter Bass und eine grölende Stimme dazu, die so weit entfernt klingt, als ob ein Dämon der Unterwelt heraufbeschworen würde, den Gesang zu übernehmen. Dazu das passende Video, gedreht in einer „Weed-Gruft“, einer modernen Opiumhöhle des Grauens? Oder einfach einer Firmenfeier im Reich des Bösen? Man weiß es nicht, aber ich denke, so stellen sich Kinder, die nicht schlafen können, die Welt unter ihrem Bett vor.

Ziemlich grimmig das Ganze. Den einzigen Lichtblick inmitten der unheilvollen Rauchschwaden scheint Teo beinahe zu verspeisen. Aber lasst euch keinesfalls von mir verängstigen … Oder, eigentlich doch, lasst euch verängstigen. Genau das macht diesen Sound so anziehend. Schon die Klänge und das Auftretens der Urväter des Doom, Black Sabbath, hatten diese etwas Angst einflößende Aura. Hört euch das Riff ihres Songs „Electric Funeral“ an und ihr versteht, was ich meine. Auch von unzähligen düsteren Plattencovern von Bands wie Iron Maiden wurde man als Kind schon genau deswegen in den Bann gezogen. Deadsmokes Coverkunst kommt da schon näher an die noch bedrohlicheren Naturaufnahmen der norwegischen Black-Metal-Szene heran. Aber irgendwie schafft dieser breite und tiefe Sound trotzdem eine gewisse Wärme. Er katapultiert dich mit seinem reduzierten Tempo, den stark verzerrten Gitarren und der hypnotischen Monotonie in eine unbekannte Welt der Gefühle. Skurrile Landschaften tun sich beim Hören auf. Plötzlich erscheinen Apokalypse, Schmerz, Trauer, Wut und reichlich Groteskes so schön wie nie. Melancholische Hoffnungslosigkeit anstatt schleimiger Pop-Love-Songs. Also, keine Angst vor dieser Untergangsstimmung, viel besser wäre es doch, wenn wir ihr langsam headbangend entgegentreten würden. Feiern wir mit dem Sound von Deadsmoke, bis es knallt, und nur noch grüner Dunst von dieser Welt übrig bleibt.