Music

February 27, 2020

Kosmischer Country in der Bäckerei Innsbruck: Bart Budwig

Florian Rabatscher

Er stammt aus Idaho, spielt natürlich Countrymusik, trägt Bart und sieht in etwa wie der Holzfäller von nebenan aus. Das nur ein erster Gedanke zu seinem Anblick … Am Samstag, 29. Februar 2020 beehrt der Musiker Bart Budwig die Bäckerei in Innsbruck und ist keineswegs ein herkömmlicher, überpatriotischer Vorzeige-Hillbilly. (Auch wenn das nun manchmal genügen würde, um Interesse zu wecken, weil man die guten alten Yankees auch exotisch findet …) Etwas Fremdartiges hat dieser sympathische Kerl auf alle Fälle, dieses gewisse Etwas, das man schwer in Worte fassen kann – werde es trotzdem versuchen … Beim Hören der ersten Töne darf man nicht der Meinung verfallen, von ausgelutschter Folk-Musik berieselt zu werden, denn nach wenigen Takten macht es Klick: Wenn Bart loslegt, verliert man den Glauben daran, dass es sich hierbei um rein irdische Musik handelt.

Was macht er da? … vielleicht kosmischen Country? Um gewöhnliche Cowboy-Hymnen handelt es sich jedenfalls nicht, da seine Musik viel komplexer ist; die Rhythmen kommen vielleicht in die Nähe, aber es ist auch Jazz und R&B zu hören. Wenn dann noch seine soulige Stimme psychedelische Muster zu zeichnen scheint und gegen Ende hin in eine derartige Rauheit verfällt, dass man von seiner Tonlage in den Abgrund gerissen wird, genau dann weiß man, etwas Besonderes erlebt und nicht nur schnöden Folk gehört zu haben.

Einen Vergleich für seine Musik zu finden, stellt sich also als schwierig heraus, doch ist eine gewisse Aura darin zu fühlen, ein nostalgisches Gefühl, diese verloren gegangene und längst vergessene Spiritualität des Rock’n’Roll. Kann das sein? Hat der dunkle Geist, des viel zu früh verstorbenen Nick Drake seinen Körper übernommen? Oder ist er der Priester dieser verlorenen Lehre? All das, was uns heutzutage manchmal fehlt, bündelt er in seinem Sound – dabei meine ich nur den Fakt, dass seine Musik handgemacht ist.

Das letzte Album „Another Burn On The Astroturf“ wurde in nur fünf Tagen von einer siebenköpfigen Band aufgenommen und klingt grandios. Dazu kommt, dass dieser Workaholic in den letzten Jahren sicher Dutzende von Alben und Hunderte von Liedern aufgenommen hat und trotzdem noch sehr relaxed wirkt. Man könnte meinen, wenn jemand so viel in so wenig Zeit produziert, kann es doch nicht mehr recht qualitativ sein. (Dahingerotzte Musik, reine Geldmacherei …?) Nicht so bei Bart Budwig. Ein spiritueller Liedmacher, der seine Kraft aus stimmlichen Eigenheiten, Liebe, Vergänglichkeit, Hoffnung und Humor bezieht. Dazu eine kratzige E-Gitarre, ein holziger Kontrabass und die fast schon düstere Aura von Budwig. So werden ganz natürlich neue Mythen geschaffen. Also, verpasst auf keinen Fall dieses Spektakel. Euch könnte nicht bloß ein gutes Konzert entgehen, ihr seht vielleicht eines der letzten Exemplare einer aussterbenden Rasse. In diesem Sinne: Rock’n'Roll will save your soul.

Foto: Bart Budwig 

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