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December 23, 2019

Samt im Winter – Judith Bradlwarter

Susanne Barta

An einem Samstagnachmittag im Dezember kam Judith mit zwei großen Taschen zu mir nach Hause. Judith habt ihr bereits kennengelernt, Maria Oberrauch hat für franzmagazine eine schöne Geschichte mit ihr über ihre Kunst- und Vintage-Passion gemacht. Zurück zu den Taschen: Darin befanden sich wunderschöne Vintage-Teile in Samt. Sie liebe den Glanz und die Weichheit des Stoffs, seine edle Ausstrahlung, sagt Judith. „Für mich ist Samt ein sehr kostbares und vor allem elegantes Material. Samt galt in der Geschichte als das Statussymbol schlechthin.“ Schönheit und Eleganz mit Nachhaltigkeit zu verbinden, das war mein Anliegen für diese Weihnachtsgeschichte. Judith trägt Samt nicht nur zu festlichen Anlässen, sondern auch im Alltag. Sie hat verschiedene Outfits mit diesen Samtstücken zusammengestellt, ganz in ihrem Stil, und wir haben uns bei einem Glas Champagner unterhalten. Susanne Barta + Judith Bradlwarter Look_2

Judith besitzt eine ganze Kollektion von Samtstücken: von der Samthose, dem Samtkleid über den Haarreifen und die Tasche aus Samt bis zum wunderschön verzierten Samtsakko. „Das ganze Jahr über“, sagt sie, „freue ich mich bereits auf meine winterlichen Samtschätze. Nun sind die Temperaturen endlich angemessen, um diese weichen Samtkleider, -hosen, -jacken und vieles mehr zu tragen“. Es sind Vintage-Stücke, die sie auf Flohmärkten oder in Secondhand-Stores gefunden oder geschenkt bekommen hat. „Vor allem die Qualität fasziniert mich sehr“, sagt sie, „auch wenn die Pflege aufwendig ist, die Teile sind gut erhalten und diese Qualität bekommt man heute so nicht mehr.“ Judith pflegt ihre Samtstücke mit viel Aufmerksamkeit, zunächst werden sie gelüftet und wenn notwendig mit schonender Seife handgereinigt.

Susanne Barta + Judith Bradlwarter Look_3

Samt ist ein besonderes Material und es passt zum Winter. Samt wurde geschichtlich zunächst aus Seide gefertigt, heute ist Baumwollsamt oder Chemieseidensamt verbreitet. Der Stoff wurde im Mittelalter in Europa sehr beliebt und war später der Hauptgewebetyp der Renaissance. Mehrere Teile aus Samt zusammen in einem Outfit zu tragen gelte heute als Modesünde, erklärt Judith, doch sie halte sich nicht daran. „Ich trage Samt zu jeder Tageszeit und an jedem denkbaren Ort; bei meiner Arbeit im Museum, beim Nachmittagstee im Kaffeehaus oder auch bei einem schimmernden Dinner. In Samtbekleidung fühle ich mich wohl und habe das Gefühl immer gut auszusehen, da es einen gewünschten Hauch von Extravaganz verleiht und sich dennoch weich anfühlt.”

Susanne Barta + Judith Bradlwarter Look_4 

Jedes Kleidungsstück hat für Judith einen großen persönlichen Wert. Das ist etwas, was uns mit unserer Fast-Fashion-Sozialisation ziemlich abhanden gekommen ist. Auch Kleidung als etwas zu sehen, das man lange tragen möchte, weil man vielleicht eine Geschichte, ein Ereignis, eine Stadt oder einen Menschen damit verbindet. Ihre Samtstücke trage sie sooft wie möglich und über viele Jahre. Kleidung wegzuwerfen sei für sie undenkbar. „Samtstücke in Vintage-Qualität sind auch viel erschwinglicher“, sagt Judith. Mit etwas Geduld und Neugier findet man auch etwas Schönes und Passendes.

Susanne Barta + Judith Bradlwarter Look_5

Weihnachten und Sylvester stehen vor der Tür. Vielleicht die Gelegenheit, bewusst ein Samtstück herauszusuchen, vielleicht auch aus dem Kleiderschrank der Eltern oder Großeltern? Secondhand ist, wie ihr ja wisst, die nachhaltigste Form sich zu kleiden. Also: Style up yourself. Oder mit Judiths Worten gesagt: Fügt eurem Outfit einen zusätzlichen Hauch von Extravaganz hinzu. Angenehme Feiertage.

Und zu guter Letzt noch ein Buchhinweis: Der Südtiroler Modedesigner Richard Vill hat über „Samt und Seide im Historischen Tirol“ geschrieben, erschienen im Verlag der Europäischen Textilakademie.

Susanne Barta + Judith Bradlwarter Look_6 

Look 1: Haarreifen (Samt), Maddalena Vidale (handmade); Bluse, Botto Vintage (gekauft bei Kleopatra); Rock (Samt), Vintage (gekauft bei Burggasse 24, Wien); Schuhe, Prada Vintage (gekauft bei Kleopatra); Tasche, Vintage (Oma)

Look 2: Kleid (Samt), Vintage (gekauft bei Burggasse 24, Wien); Handschuhe, Vintage (Oma); Schuhe, Prada Vintage (gekauft bei Kleopatra) 

Look 3: Rollkragenpulli, Calida; Chocker (Samt), Vintage (gekauft bei Flohmarkt, Paris); Paillettenrock (Samt), Vintage (gekauft bei Uppers and Downers, Wien); Blazerjacke, Vintage (gekauft bei Kleopatra); Schuhe, Prada Vintage (gekauft bei Kleopatra) 

Look 4: Rollkragenpulli, Calida; Bestickte Jacke (Samt), Vintage (gekauft bei Here After, London); Hose (Samt), Vintage (gekauft bei Bootik 54, Wien); Schuhe, Prada Vintage (gekauft bei Kleopatra) 

Look 5: Beret, Kangol Vintage (gekauft bei Flohmarkt, Paris); Bluse, Vintage (gekauft bei Kleopatra); Blazerjacke (mit Samtbestickungen), Vintage (gekauft bei Kleopatra); Hose (Samt), Thierry Mugler Vintage (gekauft in Mailand);Schuhe, Prada Vintage (gekauft bei Kleopatra)

Look 6: Jacke (Samt), Julius Lang Vintage (gekauft bei Kleopatra); Hose (Samt), Thierry Mugler Vintage (gekauft in Mailand); Schuhe, Prada Vintage (gekauft bei Kleopatra). 
Susanne: Samtjacke > Krizia Vintage, Kleopatra; Hose > Comme des Garçons  Secondhand, New York; Schuhe > Chanel Vintage, Imparfaite Paris; Rollkragenpullover > CORA happywear 

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