Music

November 7, 2019

Music Fresh From The Universe: James Bach

Florian Rabatscher

Begeben wir uns nun in die Tiefen des Universums, dessen unendliche Weiten die menschliche Vorstellungskraft zu sprengen scheinen … Ja, sprengen. Schon der Versuch, es sich nur annähernd vorzustellen, dass wir uns auf einer Kugel befinden, die mitten im verdammten Nirgendwo als kleines Staubkorn herum schwebt, lässt fast unseren Schädel platzen … Was für eine ekelhafte Vorstellung … Und wer kümmert sich um die anschließende Sauerei? Aber nicht doch – so weit muss es gar nicht kommen. Es gibt einen Mann unter uns, der mit anderen Augen Richtung Himmel blickt und annimmt, was er dort sieht. Erspart euch also das unverständliche und rationale Gelaber der Wissenschaftler, dieser Mann ermöglicht euch einen leichteren oder fast schon spirituellen Zugang zu dieser unbegreiflichen Materie, und ich meine hier keinen Sektenspinner. Nein, denn die Botschaft kommt nicht aus seinem Mund, sondern über die Klänge seiner Gitarre, direkt in euren Geist. Glaubt es oder nicht, wer James Bach schon einmal live gesehen hat, weiß ganz genau, dass man mit ihm nicht nur gute Sounds hört, sondern den Klang des Universums empfängt. 
Und nun sendet er eine weitere klangliche Botschaft des Universums namens „Tic Tac“ ins World Wide Web. Ein fast glorreicher Moment: die erste Single seit 15 Jahren. Denn seit so vielen Jahren hortet er nun schon tausende von Ideen und hunderte Demos, schön geordnet auf seinem Computer. Er sagt, er sei eine Antenne und empfange Musik: „Music Fresh From The Universe“, um genauer zu sein. Gute Zeiten stehen uns also bevor, denn er wird uns auch in Zukunft mit weiteren, immer frischen mystischen Klängen aus dem All versorgen. Ich weiß, das klingt alles ziemlich verrückt, aber ich werde einfach das Gefühl nicht los, dass er tatsächlich höhere Energien in seiner Musik bündelt. Gütige Dreifaltigkeit. Ein Engel auf Erden also? Übertreiben wir es nicht … Er ist ein sterbliches Wesen wie du und ich, er nimmt gewisse Dinge in seinem Inneren einfach anders wahr und möchte auch uns dazu bewegen. Um das zu verstehen, wenden wir uns kurz ab vom Universum und begeben uns nun in die unendlichen Weiten von James Bachs Welt …

Der Name James Bach ist eine Mischung aus James Bond und Johann Sebastian Bach. Er spielt instrumentale Musik, mit Gitarre, Delay und Loop Station. Technisch gesehen jedenfalls, aber es steckt viel mehr hinter seinen Klängen. Zum einen schon einmal der Fakt, dass er seine Musik ausschließlich mit einer Stimmhöhe von exakt 432 Hertz darbietet. Man könnte ihn fast schon den Propagandaminister der 432 Hertz nennen. Wie oft stand ich schon im stillen Örtchen irgendeiner Kneipe in Südtirol, während ich mir eines seiner berühmten Sticker, das auf die natürliche Hertz-Zahl hinweist, ansah und mich fragte: Was zum Teufel? Ich möchte nun jedoch gar nicht weiter auf das Thema eingehen, ob diese Hertz-Zahl den Sound jetzt wärmer oder stressfreier macht; weitaus interessanter sind die drei Zahlen an sich. Sie sind nämlich alle durch 8 teilbar, womit immer ganze Verhältnisse herrschen. Sein Logo ist zudem eine liegende 8, was für Unendlichkeit steht, er wurde im Jahr 1988 geboren und sogar auf seinem Autokennzeichen steht 888. Noch nicht beeindruckt? Na dann wartet mal ab, denn noch eine Zahl ist wichtig, um den kreativen Wahnsinn von James Bach verständlicher zu machen: Die ELF. Sein Namenstag ist am 11.11., die Quersumme seines Geburtstages am 01.02.1988 ergibt 29 und dessen Quersumme 11. Seine Geburtsstunde ist 04:25 Uhr. Quersumme? Schon wieder 11. Er wohnt in der Max-Sparer-Straße 111 und bekam seinen Proberaum am 01.01.2011 geschenkt. Heilige Scheiße! Ok, langsam wird es wirklich unheimlich, aber warum die 11? Ein Rätsel, das ihn seit Kindheitstagen verfolgt, eine mystische Zahl, die ihn wie eine undurchdringliche Nebelwand umgibt. Alles, was er weiß, ist, dass ihn diese Zahl auf irgend etwas aufmerksam machen will. Durch eine Astrologin fand er heraus, dass 11 die Zahl des Genies sei. Also warum begegnet er ständig dieser Nummer? Ist er besonders? Er weiß es nicht und schenkt den Zahlen auch längst nicht mehr seine volle Aufmerksamkeit. Denn wenn er das tut, beginnen sie ihn zu verfolgen … JAMESBACH2

Was das jetzt alles noch mit seiner Musik zu tun hat? Naja, so abwegig ist es nicht, da Musik an sich auch mathematisch gesehen werden könnte. Die eigentliche Frage ist: Was wollen ihm diese Zahlen bloß mitteilen? Er glaubt jedenfalls, sie rüttelten an ihm und sagten: You are fucking special! Do it! Unterdrück es nicht! Fast wie ein Superheld, hat doch jeder Mensch besondere Fähigkeiten. Diese gilt es zu erkennen, auszuleben, zu entwickeln und zu realisieren. Genau darauf möchte James uns mit seiner Musik aufmerksam machen. Klingt einfacher, als man denkt, aber er weiß, wovon er spricht, denn hinter James Bach liegt ein langer und steiniger Weg, bis er diese Offenbarung hatte. Schon als kleiner Bengel spielte er ständig Drums auf Töpfen und besuchte dann auch einen Kurs dafür. Sein Lehrer neigte aber zu etwas fragwürdigen Methoden und spielte ihm ständig seine Fehler auf dem Rücken vor. Wie man sich vielleicht denken kann, war das Kapitel Drums für James somit erledigt, doch das Kapitel Musik war noch lange nicht zu Ende. In der Mittelschule spielte er Bass in einer Punk- und Grunge-Band namens „Playfellow“, bis er im Jahr 2005 mit einem seiner Freunde das legendäre Duo Monroe’s Ex gründete, welches auch instrumentale Musik spielte. Sein psychedelisches Gitarrenspiel, gepaart mit härteren Metal-Drum-Parts, war, wenn ihr mich fragt, sehr besonders. Bis James 2011 anfing Klavier zu spielen und seinen Stil völlig umkrempelte. Zu hören übrigens auf der 2015 erschienenen Schallplatte „Born Die Reborn“, welche sowohl den Höhepunkt als auch das Ende der Band darstellte. Auch das Ende für James Bach? … Natürlich nicht. Er hatte immer noch keinen Bock, sich auf ein „normales“ Leben einzulassen. Wieso sollte er auch? Wie wir wissen, war seine Bestimmung doch eine völlig andere, und hätte er das getan, wären auch wir niemals in den Genuss dieser sphärischen Klänge gekommen.james bach -instrumental loops logo
Auch wenn ihm noch so viele Schranken in den Weg gelegt wurden und ihm von der Gesellschaft weis gemacht wurde, dass man nicht machen kann, was man will. … von klein auf wird doch jedem von uns eingetrichtert: Hör auf zu träumen. Pass dich an. Halt die Schnauze und mach, was dir gesagt wird. … ohne einen Wisch in den Händen, bei dem dir von anderen anhand einer Punkteanzahl dein Können bestätigt wird, kannst du es gleich vergessen … Seit er denken kann, wollte er immer Musiker werden, doch nirgends stand, dass er einer sei. Er verlor den Mut und glaubte nicht mehr daran, es zu schaffen. Gleichzeitig hatte er die Schnauze voll davon, einem anderen Job nachzugehen. Er machte gar nichts mehr und die Klarheit über sein Leben verflüchtigte sich. Kein Ziel, keine Motivation, kein Antrieb, nur noch Zweifel … Er war am Boden, verfiel in eine Depression, weil die Gesellschaft ihn nicht seiner Bestimmung folgen ließ. Letzten Februar kam der schicksalshafte Moment, an dem er sich beim Klettern, mutterseelenallein hoch oben auf einem Felsen in Montiggl befand und nicht mehr nach vorn oder nach hinten konnte. Scheißkalt, ohne Sicherung und kein Mensch weit und breit. In Gedanken spielte er schon damit, sich doch einfach fallen zu lassen und die ganze Folter zu beenden. Doch wieder einmal meldete sich das Universum bei ihm, in Form einer Kraft, die einfach wollte, dass er lebe. Mit Ach und Krach schaffte er es hinauf und wusste, dass ihm nun nichts mehr anderes übrig blieb, als an seine Idee zu glauben. Doktoren, Psychologen, Schamanen, Magier, Life-Coaches und sogar ein Pfarrer konnten ihm auch nicht wirklich weiterhelfen. Sein Fazit: Glaub, woran du schon immer geglaubt hast, es wurde dir höchstwahrscheinlich nur ausgetrieben. Um Abstand von allem zu gewinnen, verschlug es ihn nach Marokko. Dort saß er auf einer Hütte, trank Kaffee und hatte ein Büchlein dabei, in das er seine Ziele schrieb. 

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Und jetzt? Nun arbeitet er Part-Time und hat Zeit, an der Sache zu tüfteln, an die er glaubt – seiner Musik. James Bach zeigt der Gesellschaft den schönsten und buntesten Mittelfinger, den wir je gesehen haben. Und was verbirgt sich hinter James Bach? Spart euch die Frage. Fragt euch stattdessen lieber: Was verbirgt sich in euch? Genau dazu soll euch sein Sound ermutigen. Wie ein hochdosiertes Sunshine-Acid-Blättchen reinigt euch seine Musik und jeder erlebt seinen eigenen Film. Natürlich könnte ich jetzt musikalische Vergleiche mit Yawning Man oder Tycho ziehen, was noch vollkommen untertrieben wäre. Aber warum sollte ich? James Bach ist einfach der Shit! Fast schon eine Religion, der man wirklich folgen möchte, weil man hier nicht an irgendwelche undefinierbaren Wesen, sondern bloß an sich selbst glauben sollte. Dieser Typ mit seiner ungewöhnlichen Musik, die er am liebsten in ungewöhnlichen Gewändern an ungewöhnlichen Orten präsentiert, ist mehr als nur ein Musiker. Öffnet euren Geist und sagt den Zwängen den Kampf an. Und ja, es kann geschossen werden, nämlich mit positiven Vibrationen. Beenden wir diese Geschichte deshalb mit den Worten von Bruder James Bach: „Habt Angst und macht genau das, wovor ihr Angst habt. Es werden Wunder passieren.“  

 AMEN

Fotos: James Bach 

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