Music

November 6, 2019

Weniger ist mehr: Marie Spaemann bei den Premierentagen 2019

Florian Rabatscher

Bereits zum 21. Mal finden sie statt – die Premierentage in Ibk. Vom 7. bis 9. November 2019 bieten 28 Institutionen zeitgenössischer Kunst und Kultur in Innsbruck und Umgebung ein vielfältiges Programm. Denkt nun aber nicht, dass sich bei einem Festival für zeitgenössische Kunst alles nur um visuelle Themen dreht. Nicht nur euer Sehorgan wird beansprucht, auch euer Gehör wird angeregt. Und das nicht bloß in Form irgendeiner fahrstuhltauglichen Hintergrundmusik, sondern von betörenden und tiefgründigen Klängen, die allein im Rampenlicht stehen. 

Diese Wege zur Kunst werden nämlich mit einem Konzert der österreichischen Singer-Songwriterin Marie Spaemann eröffnet. Singer-Songwriterin? Lasst mich versuchen, euch zu erklären, was diese Musikerin von anderen unterscheidet …

Marie Spaemann ist Cellistin und hat einen klassischen Hintergrund. Bereits mit sieben Jahren bekam die gebürtige Wienerin Musikunterricht und kennt deshalb die technische Seite der klassischen Musik genau. Einer ihrer Lieblingskomponisten ist übrigens Johann Sebastian Bach, der vielleicht für viele nicht gerade das Sinnbild für lockere Musik darstellt. – Dabei sollte man bedenken, wieviel Tiefgang und Weite in seiner Musik steckt …  Jedenfalls schafft es Marie mit ihren Solo-Stücken die Grenzen zwischen Klassik und anderen Sparten zu sprengen und sie schwebt somit völlig schwerelos in den unendlichen Weiten der musikalischen Einflüsse. Kommt euch bekannt vor …? … der Geiger David Garrett oder die Cello-Rockgruppe Apocalyptica, zum Beispiel, die mit ihren klassischen Covern von bekannten Pop- und Rocksongs auch ein anderes Publikum begeisterten. Ein Vergleich, den man sich aber sofort wieder aus dem Gedächtnis streichen kann.

Marie Spaemann führt nicht nur einfach klassische Töne in die Moderne, nein, ihre Musik ist komplett unabhängig und sprengt wirklich die Grenzen in unseren Köpfen. Nach ihrem klassischen Studium befasste sie sich ausgiebig mit Jazz, worauf man nur mit „Gott sei Dank“ reagieren kann. Denn wahrscheinlich war genau das der Auslöser für die klangliche Wohltat, mit der sie uns jetzt verzaubert. Ihr erst kürzlich erschienenes Solo-Album „Gap“ besitzt wahrhaft eine eigene Seele und trifft tief. Wie kann es bloß sein, dass nur ein Cello und eine Stimme so kraftvoll sein können? Unglaublich, aber sie schafft es mit so wenig, immense Klangwelten zu erschaffen, dass sogar High-End-Pop-Aufnahmen dagegen blass aussehen. Der allseits beliebte Spruch „weniger ist oft mehr“ gewinnt somit eine völlig neue Bedeutung für mich.

Eine soulige Stimme, untermauert von zwanglosen Rhythmen aus einem Cello, lässt beim Zuhören davonfliegen. Aber bitte fliegt nicht zu weit und verpasst keinesfalls ihr Konzert am Donnerstag, 7. November um 17:30 Uhr im „The Soap Room“ in Innsbruck. Also heißt es nun nur noch: Kinnlade festhalten und genießen. Hört Musik, die nie vorher ein Mensch gehört hat. So schön klingt also neue Musik und so klingt es, wenn sich Musik keine Grenzen setzt und die Barriere des Ungewohnten durchbrochen wird.  

Foto: Andrej Grilc    

Print

Like + Share

Comments

Current day month ye@r *

Discussion+

There are no comments for this article.