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November 4, 2019

Geräusche-Jagd in Bozen: Soundframes Workshop mit ZimmerFrei

Florian Rabatscher

Vom 24. bis 26. Oktober 2019 klang Bozen eigentlich wie immer. Nichts Besonderes lag in der Luft, es waren unbedeutende Tage und man hörte wirklich nichts Ungewöhnliches. Könnte man jetzt – auf die Schnelle – sagen … Doch wie viel Beachtung schenken wir selbstverständlichen Klängen, die uns in der Stadt ständig umgeben? … die hektischen Schritte der Leute oder ihr wirres Geplapper in den verschiedensten Sprachen … Ja, manchmal trifft man sogar auf Menschen mit Kopfhörern in den Ohren, die scheinbar mit sich selbst zu sprechen scheinen. Und nicht nur das: Man hört auch Autos, Fahrradklingeln, die Haltestellendurchsagen der Busse, gurrende Tauben und manchmal sogar das Pfeifen des Windes durch die Gassen … Je genauer man hinhört, desto mehr vernimmt man. Auch alleine in einem einsamen Wald würde man zighundert verschiedene Geräusche wahrnehmen. … wahre Stille existiert einfach nicht und je mehr man darüber nachdenkt, desto weniger Sinn ergibt dieses Wort. Wer je einmal versucht hat, die Geräusche der Umgebung aufzunehmen und festzuhalten, der kann bestätigen, dass es nie ganz so wie in Wirklichkeit klingt, sondern eher fast so, als stamme die Aufnahme aus einer anderen Dimension.

An diesen drei Tagen also versuchte das Kollektiv ZimmerFrei in Zusammenarbeit mit dem Museion dieser Materie auf den Grund zu gehen: Was geschieht zwischen dem Drücken von REC und STOP in einem Aufnahmegerät? Wie baut man ein Archiv von Field Recordings bzw. Aufzeichnungen der Umgebung auf? Was ist das Verhältnis zwischen Hören, Zeit und Landschaft? Welche Möglichkeiten der Verbreitung von Aufzeichnungen der Umgebung im öffentlichen Raum gibt es? Diese Themen wurden während des Workshops „Soundframes“ anhand ausgewählter Hörbeispiele und praktischer Übungen behandelt. Um mehr darüber zu erfahren, stand uns das Kollektiv ZimmerFrei Rede und Antwort.

Stellt euch doch kurz einmal vor, bitte!

Das Kollektiv ZimmerFrei wurde im Jahr 2000 in Bologna von drei KünstlerInnen gegründet: Anna de Manincor (Filmemacherin), Massimo Carozzi (Sound-Designer und Musiker) und Anna Rispoli, die ihre Arbeit als Künstlerin und Regisseurin in Brüssel fortsetzt.
 Unsere Arbeit kombiniert verschiedene Sprachen in Form von Dokumentarfilmen und Videokunst, Tonaufzeichnungen und Field Recordings, Fotoserien, Performances, partizipativen Workshops und Installationen im öffentlichen Raum.


 ZimmerFrei

Worum ging es bei „Soundframes“? 

Die Arbeit, die wir zusammen mit den TeilnehmerInnen geleistet haben, konzentrierte sich auf den Aufbau eines kleinen Archivs von Field Recordings, die in Bozen gesammelt wurden. Wir beschäftigten uns mit der Beziehung zwischen Hören, Zeit und Landschaft und versuchten die empfindliche Verbindung zwischen einem aufgenommenen Ton und seiner ursprünglichen Quelle zu enthüllen.

Wie lief der Workshop ab? 

Nach einem kurzen theoretischen Teil fand der Workshop hauptsächlich in der Innenstadt statt. In kleinen Gruppen erkundeten wir das Zentrum von Bozen und sammelten Aufzeichnungen. Dann haben wir die Aufnahmen auf aporee.org hochgeladen, einer Plattform, die sich der Geolokalisierung von Field Recording widmet.

Seid ihr zufrieden? Oder lief irgendetwas nicht so glatt?

Die Arbeit war zufriedenstellend und die Zusammenarbeit mit den TeilnehmerInnen hat zu positiven Ergebnissen geführt.

Wie kam es zur Zusammenarbeit mit dem Museion?

Unsere Zusammenarbeit mit dem Museion begann im Juli 2018, als wir zusammen mit der Tanzgruppe „Le Supplici“ an der Medienfassade des Museion arbeiteten. Dann folgte die Realisierung des Workshops „Sound Frames“ und wir hoffen auch, dass es in Zukunft zu einer weiteren Zusammenarbeit kommen wird.

Welche Projekte stehen an?

In den nächsten zwei Monaten werden wir uns am Projekt „Family Affair“ beteiligen. Wir planen eine Drehphase in Kairo, Ägypten, und die Arbeit wird dann im Dezember im Rahmen der Biennale für Architektur und Urbanismus in Shenzhen (China) präsentiert.

Fotos: ZimmerFrei

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