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October 7, 2019

Die Vorzüge einer menschlichen Dimension: Museion-Direktor Bart van der Heide

Verena Spechtenhauser

Vor einigen Wochen wurde er der Presse offiziell vorgestellt. Der Niederländer Bart van der Heide wird am 1. Juni 2020 seine Funktion als Direktor des Museion antreten. Nach München und Amsterdam ist Bozen also die nächste Station des international anerkannten Kunsthistorikers und Ausstellungsmachers.  Schön! franz JOSEF freut sich auch! Und was wird er mitbringen? Ich hoffe doch einen kritischen Blick von außen, eine Portion neuen Schwung und of course gute Ideen. Was wir über ihn hören, klingt jedenfalls spannend und birgt Hoffnung. 

Hallo Bart, was muss ein Kunstmuseum leisten?

Ich betrachte ein Museum und vor allem dessen Sammlung am liebsten als ein Archiv unendlich vieler möglicher Geschichten, aus dem Narrationen über Gegenwart und Vergangenheit extrahiert werden können. Für mich ist das Museum ein Prototyp und eine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft – es kann nicht zeitgenössisch sein, ohne den Blick sowohl auf die Geschichte wie auch auf die Zukunft zu lenken. Ein unverzichtbarer Aspekt ist für mich die Relevanz. Es geht also nicht nur darum, zeitgenössische Kunst zu präsentieren, sondern relevante Ausstellungen zu entwickeln, die viele Menschen und damit unterschiedliche Publikumsschichten ansprechen, die sich mit Institutionen vernetzen und die mit dem realen Umfeld in Kontakt treten.

Was genau reizt dich am Museion? Wo liegen die Besonderheiten, wo die Defizite dieser Institution? Und welche Möglichkeiten erkennst du für dich?

Das Museion verfügt über die Vorzüge einer „menschlichen Dimension“, eines überschaubaren und einladenden Raums, der es erlaubt, eng mit Künstlerinnen und Künstlern zusammenzuarbeiten und diese zum Experimentieren und zu ambitionierten Projekten zu stimulieren. Davon profitiert natürlich auch das Publikum. Vor meiner Ernennung habe ich das Museum „inkognito“ besucht und erlebte dabei selbst die große Aufmerksamkeit, mit der sich das Personal an der Kasse und in den Ausstellungsräumen den Besucherinnen und Besuchern widmet. Gleichzeitig hat das Museion einen hohen Grad an Professionalität erreicht und sich im internationalen Kunstbetrieb einen ausgezeichneten Ruf erworben. Die Zusammenarbeit mit der Sammlung Goetz in München, mit dem Mumok in Wien, mit dem New Museum in New York und vielen anderen Institutionen ist schließlich keine Selbstverständlichkeit. Mich interessiert die Herausforderung sehr, in einem überschaubaren Umfeld zu arbeiten, das keine Metropole ist: Hier sind Projekte zeitgenössischer Kunst weniger selbstverständlich und voraussehbar wie in den großen Kunstzentren. In diesem Sinn hoffe ich, dass die Ausstellungen Debatten und Diskussionen auslösen.

02_Museion_Press Meeting_Bart van der Heide_Foto Cerrato

In welche Richtung wird dein Programm gehen? Wo werden deine Schwerpunkte  liegen? Kannst du uns schon Einblicke geben? Und wie wirst du dich in den kommenden Monaten auf deine Funktion als Direktor vorbereiten?

Ich habe viele Projektideen für die Zukunft des Museion, möchte diese zum gegenwärtigen Zeitpunkt aber noch nicht offenlegen. Wie schon gesagt, glaube ich an die Sammlung als Archiv von Geschichten. Im Verlauf meiner Karriere interessierte ich mich oft für Themen, die sich mit dem zeitgenössischen Menschsein befassen. Die kommenden Monate werden eine Sondierungsphase sein. Ich werde Südtirol, das mir auch von einem zeitgenössischen Standpunkt aus betrachtet sehr lebendig und aktiv zu sein scheint, mit Atelierbesuchen und Begegnungen näher kennen lernen.

Fotos: (1) Henrik Blomqvist; (2) Foto Cerrato

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