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August 29, 2019
Kunst, Kultur, Frau Kubatur
Maria Oberrauch
Vor etwa einem halben Jahr wurde die Kubatur ins Leben gerufen, ein neuer Kulturverein mit Sitz auf dem Schlern-Hochplateu, der jedoch ausdrücklich „weiblich ist, seine Farbe Anthrazit und sein Duft eine Mischung aus Benzin und Veilchen“. Die Förderung, Organisation, Diskussion und Herstellung von Kunst, Architektur, Literatur und Musik hat sich die Kubatur auf die Fahne geschrieben, ein Symbol in Schwarz-Weiß, ein Versuch im Quadrat, ein Weg im Raum, eine Form in der Form. Kubatur, so sagen sie, ist die Freiheit, die auch in einem begrenzten Raum möglich ist.
Erster Streich des Vereins: Die literarische Ausstellung „Berge in Worten“ präsentierte Texte zum Thema Berg im Ansitz Laechler. Sabine Gruber, Roberta Dapunt, Wolfgang Nöckler und sieben weiterer AutorInnen Worte wurden an raumhohen Tafeln in den Raum gestellt, schräg, überragend, aus verschiedenen Blickwinkeln lesbar – wie wir es eben auch mit unseren hauseigenen Riesen tun. In einer Finissage performte Jörg Piringer mit einmaligen Lautbildern. Am Samstag, 31. August 2019, findet nun das nächste Kubatur-Event statt: Manuela Kerer, Südtirols wohl bekannteste zeitgenössische Komponistin, performt auf dem Völser Kichplatz. Der Schriftsteller und Performer Jörg Zemmer aka Jörg Zemmler ist Präsident der Kubatur, franzmagazine hat mal nachgehakt, was hinter grauem Benzin-Veilchenduft so passiert …
Jörg, wie geht es der Kubatur und ihren Mitgliedern nach den ersten Monaten ihres Bestehens?
Wir sind sechs Leute, die sich jeden Montagabend treffen. Wenn gerade viel zu tun ist, auch öfter. Ehrlich gesagt, waren wir nach der Eröffnung der Ausstellung „Berge in Worten“ in Kastelruth ziemlich ausgelaugt. Aber dafür haben wir wirklich etwas Schönes – inhaltlich als auch ästhetisch – Anspruchsvolles hinbekommen. Und genau da kommen dann die Mitglieder ins Spiel, die dann die Ergebnisse unserer Arbeit genießen und sozusagen „konsumieren“ können. Um auf die Frage zurückzukommen: doch. Es geht Frau Kubatur und auch den Mitliedern und -innen gut.
Welchen Anspruch habt ihr an euer Programm?
Relevanz. Ästhetik. Zeitgenössisch. Experimentell. Ernstgemeint. Gut organisiert und möglichst alles bedacht. Artists first. Fairness. Nachhaltigkeit. Generationenübergreifend. Risikobereitschaft. Mut. Lieber Scheitern als Suppe. Unter anderem. Alles geht sich nicht immer aus, aber vieles oft schon.
Nach dem Fokus Wort jetzt der Fokus Musik. Ein paar Worte zu Manuela Kerer und ihrer Klanginstallation?
Manuela ist super. Als Komponistin, Künstlerin und auch als Person. Sie hat Sinn für Humor, ist aber trotzdem bei jeder Sache, die sie anpackt, total fokussiert. Gerade hat sie, glaube ich, richtig viel zu tun, aber sie wollte nach Völs kommen und sie hat es auch geschafft.
Zu ihrer Klanginstallation wird sie selbst dann vor Ort etwas sagen. Wir haben ihr freie Hand gelassen. Das sehe ich nebenbei auch als Aufgabe des Vereins: nämlich Künstlern die Möglichkeit zu bieten, sich auszutoben, ohne kuratorische Eingriffe. Was ich verraten kann: es gibt Mono. Es gibt Stereo. Und es gibt die Zahl elf.
Was birgt die Zukunft?
Es wird noch zwei weitere Konzerte aus der Reihe –Leise Konzerte– geben, am 21. September 2019 kommt Caroline Mayrhofer ins Hotel Heubad und wird ein Flötenkonzert geben, am 5. Oktober 2019 werden Carlo Benzi (Klavier), Julia Leiter (Violine) und Gregorio Bardini (Querflöte) das Hotel Emmy bespielen. Jeweils in den Ruheräumen der Spa-Bereiche der Hotels. Wir freuen uns schon sehr drauf.
Einen Architekturvortrag wird es dieses Jahr auch noch geben. Eine Lesung wahrscheinlich auch noch. Und eine Vollversammlung mit allen Mitgliedern, die hoffentlich ausgelassen wird.
Sonst noch was Wichtiges?
Wir hätten gern ein Vereinslokal in Völs, Seis oder Kastelruth. Wer eins übrig hat, bitte melden unter kubatur.verein@gmail.com. Oder wegen was auch immer: dort sind wir erreichbar. Und: kommen Sie zu den Veranstaltungen!
Fotos: Karin Schmuck (1), Helmuth Rier (2, 4), Nafez Rerhuf (3)
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