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August 14, 2019

Old is the new new

Susanne Barta

Wie ihr seht, hat es diese Serie mit Sprüchen. Ich finde sie meist auf einschlägigen Websites, sie sprechen mich an in ihrer sprachlichen, inhaltlichen und plakativen Knappheit: Eco ist das neue Cool. Eco ist das neue Normal. Oder jetzt eben: Old is the new new. 

Früher habe ich Secondhand zufällig eingekauft. Jemand hat mir ein Geschäft empfohlen oder ich bin an einem vorbeigegangen. Jetzt bin ich da viel systematischer. Wenn ich in eine größere Stadt fahre, google ich, was es secondhandmäßig so gibt. Und wenn es sich ausgeht, gehe ich hin. Mich interessieren auch die verschiedenen Konzepte dieser Geschäfte. Es gibt richtig edle Secondhand- und Vintage-Läden. Vintage heißt es angeblich nur, wenn die Teile nicht jünger als 20 Jahre sind. Die Sachen sind meist noch ziemlich teuer. Aber ab und zu hat man Glück. Dann gibt es die eher normalen Läden, die kaum teure Marken führen. Die mag ich am liebsten. Es ist wie beim Pilze suchen, wenn man etwas entdeckt, ist die Freude umso größer. Und dann gibt es die richtig einfachen, meist eher in Großstädten, wo man sich durch lange Kleiderstangen voll mit Jeans, Army-Jackets, T-Shirts und Polyesterkleidern durcharbeitet. Da muss ich in der Stimmung dazu sein. 

Heute ist es so, dass ich vor allem Secondhand kaufe, wenn ich kaufe. Außer Unterwäsche und Socken. Wenn mir etwas richtig gut gefällt, schaue ich zuerst ob es eine Secondhand Variante gibt. Oft ist das so. Die Recherche dauert halt länger. Aber ganz ehrlich: Was braucht man wirklich sofort?

Ein paar Zahlen: 2014 durchbrach die Textilproduktion die Schwelle von 100 Milliarden Kleidungsstücken. Erwartet wird, dass sich das bis 2030 noch einmal um 62 % steigert. Eine Textillawine rauscht auf uns zu. Weltweit aber landet der Großteil auf dem Müll und nur 1 % des Materials aus der globalen Kleiderproduktion wird zu neuer Kleidung recycelt. Diese Zahlen stammen aus dem Buch „Einfach anziehend. Der Guide für alle die Wegwerfmode satthaben“ von Kirsten Brodde und Alf-Tobis Zahn. Angesichts dieser Zahlen ist es geradezu ein Gebot der Zeit, auf Kleidungstücke zurückzugreifen, die es schon gibt. Secondhand ist mit Abstand die nachhaltigste Weise sich zu kleiden.

In größeren Städten ist es relativ einfach das Entsprechende zu finden, in kleineren Städten ist das nicht so. Daher wird, wer Secondhand kaufen möchte, immer wieder auch auf Online-Plattformen zurückgreifen. Umwelttechnisch natürlich nicht optimal. Das, was man aber machen kann, ist, sich gut zu überlegen, was man bestellen möchte und es nur zurückschicken, wenn es nicht passt. Die meisten Anbieter haben genaue Größenangaben und internationale Vergleichsmaße, also wenn man möchte, kann man sehr präzise bestellen. Meine liebsten Plattformen, meist nur um zum Stöbern, sind: Vestiaire Collective: de.vestiairecollective.com, Imparfaite: imparfaiteparis.com, Asos Marketplace: marketplace.asos.com, Linger: shop-linger.com, The Real Real: therealreal.com.

Bisher war es in Bozen nicht einfach die innere Secondhand Fashionista zufrieden zu stellen. Das hat sich geändert. In einem der nächsten Beiträge stelle ich euch das neue Secondhand-Geschäft Kleopatra vor. 

Foto: Kleid > Secondhand, Kleopatra, Bozen; Kette > JCrew 

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