Culture + Arts > Literature

July 2, 2019

Books, I’ve never read: Ver/orten. Kunst aus Südtirol – heute

Verena Spechtenhauser

Zuerst gesehen haben wir es bei der Buchvorstellung in der Galleria Doris Ghetta. Dort wurde Ver/orten im Mai gelauncht, mit dabei die Herausgeber Ulrich Egger und Ferruccio Delle Cave. “Schön sieht es aus” – dachten wir uns – “spannend hört es sich an” und “eigentlich ganz unser Thema”. Der Blick ins Buch aus beruflichem und privatem Interesse musste sein und hat sich, dies kann ich an dieser Stelle bereits verraten, gelohnt. 

AUSSEN
“Der Bildgestaltung und dem grafischen Gewande dieses Buches kommt große Bedeutung zu (…)”. So steht es im Vorwort und, was der Autor dort verspricht, das stimmt und liegt eigentlich auch in der Sache der Natur. Für das grafische Konzept und das Layout verantwortlich zeichnet das Grafikbüro Dall’ O & Freunde des Südtiroler Künstlers Arnold Mario Dall’ O, dem im Buch selbst ein Kapitel gewidmet ist. Orange, Weiß und Schwarz sind die dominierenden Farben. Etwas schwer liegt es in der Hand, umso schöner auf dem heimischen Sideboard. Die Buchdeckel verdienen ihren Namen, der Buchrücken ist offen und legt die Fadenbindung frei. 

INNEN 
Das Buch führt uns direkt hinein in die Arbeitsstätten der 20 portraitierten KünstlerInnen. Erlaubt Einblicke in die Arbeitsweise des Schaffenden. Der Text ist nicht (nur) über die KünstlerInnen und deren Kunst verfasst. Nein der Text bezieht diese auch mit ein, stellt ihnen Fragen und lässt die Antworten für sich stehen. Fast überkommt einen das Gefühl, selbst dabei zu sein, selbst den KönnerInnen über die Schultern zu schauen oder in die Augen, während sie erzählen, auf die Hände, während sie schaffen. Die Fotografien von Ulrich Egger – auch er im Buch portraitiert – sind großformatig, stimmig, schön! Die offene Fadenbindung erlaubt es, das Buch komplett aufzuklappen und die Bilder dadurch besser zu betrachten und auf sich wirken zu lassen.

DRINNEN
Es ist schon immer wieder erstaunlich, welche Vielzahl an wichtigen KünstlerInnen dieses kleine Territorium doch hervorzubringen vermag. Die Herausgeber haben es sich zur Aufgabe gemacht, den LeserInnen eine prominente Reihe zeitgenössischer Südtiroler KünstlerInnen in ihrem ureigenen Arbeitsumfeld vorzustellen. Die Namen sind keine Unbekannten. Lois Anvidalfarei, Sissa Micheli, Eduard Habicher, Michael Fliri, Aron Demetz und Gehard Demetz oder Wil-Ma Kammerer (um nur einige der 20 Kreativen namentlich zu nennen). Was kann uns das Buch denn nun eigentlich Neues zeigen? Die Ver/ortung der KünstlerInnen im Südtiroler Kunstbetrieb. Das Aufzeigen des Wandels des Kunstbetriebes vom Kulturbetrieb zum wirtschaftlichen Betrieb. Eine Übersicht über die Südtiroler Kunstszene ab den 1980/90er-Jahren, ihre unterschiedliche und individuelle Kunstsprache, ihre Ausdrucksformen und Stile. 

Ver/orten. Kunst aus Südtirol – heute mit Texten von Ferruccio Delle Cave, einem Gastbeitrag von Valerio Dehò und Fotografien von Ulrich Egger ist im Athesia Verlag erschienen und möchte auf über 220 Seiten nicht nur einen Überblick über die zeitgenössische Kunst in Südtirol, sondern auch ein zeitgemäßes Diskussionsforum schaffen, das – laut den Herausgebern – bis heute fehlt. 

I think we like it!

Foto: Franziska Unterholzner

Print

Like + Share

Comments

Current day month ye@r *

Discussion+

There are no comments for this article.