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June 26, 2019

The girl with the yellow jacket: Reise- und Outdoor-Fotografin Giulia Woergartner

Verena Spechtenhauser

„Zu Weihnachten schenkte meine Mutter mir eine gelbe Jacke, diese hatte ich immer auf meinen kleinen Expeditionen durch die Dolomiten dabei. Ich fing an Fotos von den Dolomiten und auch von mir mit der gelben Jacke zu posten und viele meiner Follower auf Instagram fingen an, mich mit dieser zu assoziieren.“ – So beginnt die Geschichte von Giulia Woergartner, 21 Jahre alt, Reise- und Outdoorfotografin, aufgewachsen und wohnhaft in Südtirol. Aus ihren kleinen Expeditionen wurden große, zu den Dolomiten-Pics sind jene von Sand- und Schneewüsten, Dschungel-, Krater- und Unterwasserwelten hinzugekommen. Die Zahl ihrer Follower ist beeindruckend, ebenso wie jene ihrer Klienten. Auf ihrem Instagram-Account nimmt sie uns mit um die ganze Welt und nutzt ihre Reichweite auch, um die Menschen für den Klimawandel zu sensibilisieren.

Wie bist du zum Fotografieren gekommen?

Kunst war immer ein Teil von mir – ob zeichnen oder Gitarre spielen, ich hatte immer eine kreative Ader. Zu meinem 14. Geburtstag bekam ich meine erste Kamera. Der Einstieg in die Kunstschule in Gröden half mir dann ein besseres Gefühl für Farben und Komposition und das richtige Auge für das Ästhetische zu bekommen. Gleich nach meiner Matura habe ich mich ganz der Fotografie gewidmet und bin seitdem hauptberuflich als Fotografin in unterwegs.

Womit fotografierst du?

Zurzeit fotografiere ich mit einer Canon 5d mkIV; aber die beste Kamera ist jene, die man im Moment dabei hat. Manchmal benutze ich sogar mein Smartphone, um Fotos zu schießen.

Giulia Woergartner_seiseralm

Hast du ein Lieblingsmotiv?

Da ich in den Dolomiten aufgewachsen bin, sind es Natur und Landschaft, die mich anziehen. Ich liebe es, draußen zu sein, wandern oder zelten zu gehen. Es gibt nichts Schöneres als die frühen Morgenstunden oder den späten Nachmittag auf dem Berg zu verbringen.  

Woran arbeitest du gerade?

Derzeit bin ich international als Fotografin unterwegs. Von den Wüsten in Namibia bis zu den Fjorden in Norwegen besuche ich verschiedene Länder und Orte, um für Tourismusvereine oder Reiseagenturen Fotos oder Videos zu kreieren. 

Wie viele Reisen unternimmst du im Jahr?

Das ist sehr unterschiedlich. Ich verreise ungefähr 1–2 Mal im Monat. Manchmal ist es „nur“ ein Wochenende in der Schweiz. Kürzlich war ich für drei Wochen auf den Philippinen.

Kannst du dich noch an deine erste Reise erinnern?

Ich hatte das Glück in einer Familie aufzuwachsen, die das Reisen liebt. Seit ich klein war, haben wir jedes Jahr eine tolle Reise unternommen. Ägypten fällt mir da spontan ein, aber ich kann mich nicht mehr ganz so gut daran erinnern. 

Verrätst du uns deine nächsten – geografischen und persönlichen – Ziele? 

Meine nächste Reise geht in die USA, dort werde ich für den Tourismusverein von Florida unterwegs sein. Ein persönliches Ziel wäre ein Buch über meine Fotografie zu machen. Mal sehen, wann sich das verwirklichen lässt. 

Giulia Woergartner

Wo möchtest du unbedingt noch hin? Auf der Welt und im Leben? Wo nicht?

Ich hatte das Glück, durch meine Arbeit, so viele wunderschöne Orte zu sehen. Die USA finde ich, vor allem an der Westküste, sehr interessant. Ich möchte auch unbedingt mehr von Afrika sehen. Ich bin jemand, der nicht gerne zu weit voraus denkt oder plant. Ich lebe jeden Tag, wie er kommt, und zurzeit könnte ich mir keinen besseren Lebensstil vorstellen. Mal sehen, was die Zukunft so bringt. 

Wer oder was beeinflusst dich und deine Arbeit? Inspiration? 

Viel! Eigentlich alles um mich herum. Inspiration kommt meistens in und aus der Natur oder durch Menschen um mich herum. Manchmal auch von kleinen Dingen. Aber wenn man viel Zeit mit anderen Leuten verbringt, die dieselbe Leidenschaft haben, wird man sehr angespornt und fühlt sich einfach freier im Kopf. Ich liebe auch Musik. Musik ist eine sehr große Inspirationsquelle.

Lieber Reise- oder Werbefotografie? Warum? Wofür schlägt dein Herz?

Ich liebe beides. Zu meinem Glück ist die Reisefotografie gleichzeitig oft auch Werbefotografie. Ich finde Produktfotografie und Portraits auch sehr spannend – sie können auch super mit der Landschaftsfotografie verbunden werden. 

Du sagst über dich, dass dir Umweltschutz am Herzen liegt. Was genau machst du dafür?

Vor ungefähr fünf Jahren habe ich angefangen, mich mit dem Thema Umwelt näher zu beschäftigen. Nachdem ich mich informiert habe, wie schädlich die Herstellung von Fleisch für die Umwelt ist und welchem unnötigen Leiden die Tiere ausgesetzt sind, habe ich beschlossen, kein Fleisch mehr zu essen. Ich arbeite auch nur mit Unternehmen zusammen, die sich für die Umwelt einsetzen oder bei denen ich mir sicher sein kann, dass das Produkt, das ich vermarkte oder bewerbe, nachhaltig hergestellt wird.

Hast du Tipps für einen besseren Umweltfußabdruck?

Fleisch reduzieren, Heizung runter drehen, Strom und Wasser sparen und weniger fliegen. Letzteres ist bei mir natürlich ein Widerspruch, da meine Arbeit sehr eng mit dem Fliegen zusammenhängt. Es ist ein sehr sensibles Thema, bei dem ich leider keine richtige Lösung habe, ich versuche meine Reisen so zu planen, dass ich Besuche in verschiedenen, aber nahe gelegenen Ländern verbinden kann und dadurch eine längere Zeit weg bin, aber insgesamt weniger fliege. Es gibt keinen perfekten Lebensstil, egal wie viel man für die Umwelt tun will, es muss auch von anderen Seiten geholfen werden. Es braucht eine globale Veränderung des Systems! Wir arbeiten zwar schon auf eine grüne Zukunft hin, aber leider ist der ganze Prozess zu langsam, denn den meisten Menschen ist nicht bewusst, wie schlimm es um die Klimasituation wirklich steht.

Giulia Woergartner

Was bedeutet dir Instagram? Was möchtest du damit erreichen?

Instagram gab mir die Möglichkeit, meine Leidenschaft zum Beruf zu machen, und dafür bin ich ewig dankbar. Ich habe dadurch auch viele tolle Leute kennengelernt, die ich heute zu meinen engen Freunden zähle. Für mich ist es sehr wichtig, den Menschen durch meine Arbeit  zu zeigen, welche Wunder der Natur wir Tag für Tag zerstören. Heutzutage sind wir Menschen nicht mehr wirklich eins mit der Natur und ich hoffe, dass jene Menschen, die meine Bilder sehen, in die Natur hinausgehen und diese auch genießen und beschützen wollen. 

Hast du ein Vorbild?

Vorbild habe ich eigentlich keines, aber ich strebe immer eine bessere Version von mir selbst an. Ich lerne immer neue Leute kennen, die mich durch ihren Lebensstil inspirieren. Ich glaube, dadurch dass man sich als Mensch ständig verändert und weiterentwickelt, sucht man sich auch automatisch immer wieder neue Anhaltspunkte. 

Was machst du, wenn du keine Kamera in der Hand hältst?

Dann bin ich entweder am Computer, um Fotos zu bearbeiten oder um Emails zu schreiben. Manchmal spiele ich auch Gitarre, verbringe Zeit mit meinen Freunden oder plane meine nächste Reise.

Lieber Buch, Film, Theater oder Musik? Eine Empfehlung?

Eigentlich von allem etwas, würde ich sagen. Eines meiner absoluten Lieblingsbücher ist „Der Alchimist“ von Paulo Coelho. Mein Lieblingsfilm ist „Interstellar“. Lieblingsmusik ist sehr schwer zu definieren, da mein Musikgeschmack sehr eklektisch ist. 

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Dein Lieblingsessen?

Südtiroler Schlutzkrapfen.

Ein Geheimtipp?

Man muss nicht unbedingt um die halbe Welt reisen, um etwas Neues oder Spannendes zu entdecken. 

Dein Motto?

Der Weg ist das Ziel.

Ein Gruß?

Ich grüße alle, die mir schon auf Instagram folgen, und alle, die neu dazu kommen! Für diejenigen, die kein Instagram haben, ihr könnt meine Fotos auch auf meiner Website finden.

Fotos: Giulia Woergartner

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