Vertonte Freiheit: Südtirol Jazz Festival 2019

Die Temperaturen steigen, Pheromone fliegen. Sonnenstrahlen im Gesicht, jeder ist gut drauf und strahlt nur so vor Freude … sollte man, verdammt nochmal, meinen. Aber nicht mit uns, da macht der Südtiroler natürlich nicht mit. Hier wird lieber so viel lamentiert, dass es fast schon in der Luft zu liegen scheint. Deswegen mach ich mal lieber das Fenster zu, um diese berühmte Mischung aus Bozner-Feinstaub und Plärr-Partikeln draußen zu lassen. Ja, ich weiß, in einer Stadt zu leben, in der es so spannend ist wie in einem Altersheim während der Essenszeit, kann man schon mal meckern. Aber trotzdem, es gibt Schlimmeres auf der Welt. Also reißt euch gefälligst am Riemen und hört auf mit eurem Blues, … Trommelwirbel für einen weiteren „brillanten“ Übergang aus meiner Sammlung … denn das Jazzfestival ist zurück! 

Vom 28.06. bis 07.07.2019 bekommt unsere schöne Landschaft eine passende Soundkulisse verpasst. Vernahm man letztes Jahr noch Klänge aus dem hohen Norden, kommt dieses Mal eine regelrechte Hitzewelle auf uns zu. Zum heurigen Thema „Exploring Iberia“ werden etwa 50 MusikerInnen aus Portugal und Spanien anreisen, um unser kleines Land zu bespielen und von euch entdeckt zu werden. Nicht nur in der Hauptstadt, sondern wirklich überall könnten die Klänge der musikalischen Avantgarde vernommen werden. Denn während des Südtirol Jazzfestival Alto Adige werden landauf, landab ganze 58 Konzerte stattfinden. Verschiedensten öffentlichen Stadtplätzen, Almen, Höfen, Fabrikgebäuden, Museen, Kellern wird neues Leben eingehaucht. Ja, genau, 58 Konzerte, das sind viele Namen, viel zu viele, um sie hier alle aufzuzählen. Doch eines ist sicher: Jazz steht wiederum für mehr als nur eine Musikrichtung. Er ist so vielschichtig wie die Getränkeauswahl einer guten Cocktailbar …

Was darf es sein? Rock? Elektronik? Punk? Oder alles wild durcheinander gemixt? Vergesst einfach strenge Traditionen oder Regeln, nennen wir es deshalb: Vertonte Freiheit. „Ich kann mit Jazz nichts anfangen“, gilt also als Ausrede nicht. Glaubt mir, vielleicht hört auch ihr etwas, von dem ihr bis jetzt gar nicht wusstet, dass es euch gefällt. So wie die MusikerInnen selbst, könnt auch ihr euch einen Ruck geben und einfach mal neue Wege beschreiten. Erleichterung für diese Wege verschaffen euch übrigens die vom Jazzfestival markierten „Citylines“ – das Auto könnt ihr gerne stehen lassen und die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen. Und um es euch noch einfacher zu machen, steht dieses Jahr sogar eine „Jazz-App“ zur Verfügung: Bequem und kostenlos habt ihr dort alle Informationen immer in eurer Tasche. 

Dann soll noch einmal jemand behaupten, hier wäre nix los. Schluss mit der Jammerei. Genießt den Sommer, genießt die Landschaft, genießt einzigartige Hörerfahrungen, genießt doch einfach mal das Südtirol Jazzfestival in all seinen Facetten. Mein Tipp für den Sommer: Maul halten und Jazz hören.