Music

June 7, 2019

Innsbruck im Dengue-Dengue-Dengue-Fieber

Florian Rabatscher

Mmmh … Cumbia. Was für eine Musik. Was für ein Feuer. Scheiß auf Salsa, Guerillas und Drogenkriege. Südamerika hat viel mehr zu bieten und diese Klänge machen mich ganz „dengue“. Kennt ihr dieses Gefühl, das man bekommt, kurz bevor man feiern geht? Falls ja, das nennt man übrigens „dengue“. Beim Heart of Noise Festival bekommen wir dieses Gefühl am 09.06.2019 im Haus der Musik sogar in dreifacher Dosis geboten. Das Elektronik-Duo „Dengue Dengue Dengue“ aus dem Herzen Perus wird uns mit ihren tropischen Bass-Tönen einen regelrechten Wirbelsturm auf die Tanzfläche zaubern. Rafael Pereira und Felipe Salmon legen wirklich noch eine Schippe auf diesen eh schon „muy caliente“ Sound drauf. Diese Mischung aus traditioneller Cumbia, Club-Sounds und den Rhythmen des Amazonas hat es in sich. Sie selbst beschreiben ihren Stil als „Tropical Futurism“: Fiese digitale Bässe treffen auf analoge Instrumente wie Cowbell, Handtrommeln, Kalimba oder dem Charango.

So verschaffen sie uns mit ihren minimalistischen Klängen irgendwie einen Zugang zu peruanischer Musik. Denn nicht nur unsere Musik hatte eine LSD-Phase, sondern auch die südamerikanische. Speziell in Peru wurde der Cumbia in den 70er-Jahren immer psychedelischer. Diese Klänge nannten sich Chicha und kamen direkt aus dem Dschungel. Auch Dengue Dengue Dengue wurden von diesem Sound inspiriert. Ok, Inspiration ist vielleicht das falsche Wort, denn wie gesagt, sie brachten es auf ein neues Level. Hätte Pablo Escobar LSD an Stelle von Kokain vertickt, wäre das wohl der Soundtrack zu seinem Leben gewesen. Aber vielleicht hörte er insgeheim auch Chicha-Platten, wer weiß … Jedenfalls graben diese beiden Herren tief in ihren Wurzeln und mixen also Cumbia, Chicha und elektronische Klänge zusammen. Aber nicht nur das, in ihren neueren Alben fließen auch weitere Musikkulturen mit ein, die sie während ihres musikalischen Feldzugs quer um den Globus aufschnappten. Das Dengue-Dengue-Dengue-Fieber breitet sich aus und ist wahrhaft ein Projekt mit Zukunft samt Blick in die Vergangenheit.

Der Sommer ist schneller vorbei als ihr Dengue Dengue Dengue sagen könnt, doch sie schießen ihn euch jederzeit über eure Ohren ins Hirn. Warum also in den Flieger steigen und die Wut der kleinen taffen Schwedin mit den Zöpfen samt Anhängerschaft auf sich ziehen? Kommt doch einfach nach Innsbruck  und erlebt dieses psychedelische Amazonas-Feeling. Ihre Shows bieten nicht nur euren Ohren, sondern auch euren Augen etwas. Die peruanische Antwort auf Daft Punk trägt natürlich abgefahrene Stammesmasken, die einem das Gefühl vermitteln, als wäre man Teil eines Rituals der Inka in Machu Picchu. Untermauert von den hypnotischen Beats der beiden Neuzeit-Schamanen wird das wahrscheinlich der pure Wahnsinn. Wir sind gespannt. Ja, diese beiden Herren spiegeln irgendwie die Vielfältigkeit ihrer Stadt in ihrem Sound wieder. Wie die Favelas von Lima wirkt das Duo von Weitem bunt und zauberhaft, doch je näher man rankommt, desto mehr springt einem die Realität ins Auge.

 Foto: Dengue Dengue Dengue

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