Music

May 16, 2019

Über die Schönheit des absoluten Nichts: Debut-Single von Fortune Cookie

Florian Rabatscher

Langsam, sehr langsam zieht sich dieser fette Beat durch meine Gehörgänge. Ich lehne mich zurück und genieße die außerplanetarische Reise oder eher eine Reise in die Tiefen meines Inneren. Poetischer Schwachsinn könnte man jetzt sagen, aber dieser Song beruhigt mich mehr als jeder verdammte Bachblütenextrakt. Die Rede ist von „Moon“, der Debutsingle von Joachim Planer aka Fortune Cookie

Er selbst sagt: Der Song „Moon“ handelt von spirituellen Energien, Liebe und allen Mysterien jenseits des menschlichen Horizonts. Der durchaus sphärische Sound mit Elementen aus Electro, Pop und 80er Jahre Synth, vermählt sich mit einer visuellen Reise durch die Raumzeit und beschäftigt sich mit der immer währenden Faszination des Menschen zum Mond und den Mysterien des Kosmos.

Schon wieder einer von diesen auf LSD hängen gebliebenen Weltraumfanatikern in der Musikszene? Ich finde nicht; wenn ich dieses Lied höre, schwirren mir ganz andere Gedanken im Kopf herum. So ein Song ist fast schon eine Wohltat für unsere von dieser beschissen rasanten Zeit gebeutelten Seelen. Sagen wir, er lässt uns vergessen, in was für einer verdrehten Dimension wir uns eigentlich befinden. Nonsens predigende Rechtspopulisten, Menschen auf der Flucht, Religionskriege und eine nicht enden wollende Unzufriedenheit in unseren Köpfen. Dazu wollen wir immer mehr, mehr und das schnell … In dieser Hinsicht erscheint einem die endlose Leere wirklich als Paradies.

Doch per Auto-Stop kommen wir leider nicht dorthin, aber für sechs Minuten kann man sich mit Hilfe dieses Titels schon mal in dieses Gefühl hineinversetzen. Eine Massage für unseren Geist sozusagen. Wie eine Trennung von der Welt, einfach den Song auf Dauerschleife hören und man kann endlich immer dort sein, wo sie nicht ist. Es ist so schön, wenn es nicht mehr weh tut, und irgendwo zu sein, wo die andere nie waren. Erst wenn alles scheißegal ist, hat man auch wieder Spaß. Den Song im Ohr mit dem Blick Richtung Himmel. Man sieht die Wolken, wie sie sich aneinander drängen, als ob es sie dort oben alleine frieren würde. Aber auch hinter diese gilt es zu kommen, denn auch sie werden irgendwann schwarz und weinen auf uns herab.

Das Musikvideo zu „Moon“ zeigt diese Faszination des Menschen für die Leere dahinter, ein noch stärkeres Gefühl als einfaches Fernweh. Das Video stammt übrigens aus der Hand der preisgekrönten Regisseurin und Filmcutterin Beatrice Segolini. Bevor sich meine Zeilen auch in unendlicher Leere verlieren, möchte ich einfach sagen: Nach dem Hören dieser Klänge wurde mir endlich klar, wie schön das unvorstellbare „Nichts“ sein kann. 

Bevor wir uns jetzt alle auf den Mond schießen lassen, können wir Fortune Cookie am 22.05.2019 im John Montagu in Innsbruck live erleben (zusammen mit June Niesein). Vielleicht werden wir dort sogar Zeugen, wie das Publikum schwerelos um den Künstler herumschwirrt anstatt zu tanzen.

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