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April 12, 2019

It’s this time of the year! Die Spielfilme beim Bolzano Film Festival Bozen

Verena Spechtenhauser

Es ist bereits der dritte Tag beim Bolzano Film Festival Bozen – Bergfest sozusagen – und diese 33. Ausgabe ist ebenso wie die Jahre zuvor geprägt vom Bestreben der Veranstalter, aktuelles deutsch- und italienischsprachiges AutorInnenkino aus Italien und den Nachbarländern Österreich, Deutschland und Schweiz nach Südtirol zu bringen. Einblicke in das reichhaltige, zeitgenössische europäische Filmschaffen abseits von Konventionen und Mainstream zu bieten ist das Ziel des Festivals, das Martin Kaufmann, jetziger Programmleiter des Festivals, 1987 unter dem Namen Bozner Filmtage ins Leben rief. Dass es von der in- und ausländischen Filmbranche und vom heimischen Publikum so geschätzt und geliebt wird, macht unter anderem sein Standort an der deutsch-italienischen Sprachgrenze aus, die eine spezielle mehrsprachige Mischung der Filme und Gäste begünstigt.

Folgende Spielfilme laufen im Wettbewerb um den Preis des Landes Südtirol, den eine dreiköpfige Jury aus Filmfachleuten – heuer sind es Inge Maurer-Klesel, Barbara Schweizerhof und Mohammed Soudani – an den Regisseur oder die Regisseurin des besten Spielfilms vergeben werden. 

Adam & Evelyn von Andreas Goldstein erzählt in 95 Minuten die Geschichte eines Paares in der DDR des Jahres1989, das sich gerade mit ihren eigenen Beziehungsproblemen herumschlägt, als sich unerwartet die Grenze von Ungarn in den Westen öffnet und sich somit eine einmalige Chance ergibt, aus der DDR zu flüchten. Eine Wendekomödie, die sich auf den persönlichen Moment des geschichtlichen Umbruchs einlässt. 

Auch im deutsch-spanischen Thriller Das schönste Paar des Hamburger Regisseurs Sven Taddicken wird die Beziehung zweier junger Menschen auf eine harte Probe gestellt. Malte und Liv verbringen ihre Sommerferien auf einer Mittelmeerinsel, wo ihnen ein traumatisches Erlebnis geschieht, von welchem sie sich erstaunlich gut erholen, bis einer der Peiniger wieder in ihr Leben tritt. Der Spielfilm wird in Kooperation mit dem Kinofest Lünen gezeigt.

Und noch einmal die Liebe, nämlich die verbotene zwischen den in Wien lebenden slowakischen Roma Pepe und Marcela, die aufgrund familiärer Zwänge und anderer unguter Umstände keine Chance auf  Leichtigkeit und Sorglosigkeit hat. Der österreichische Film Zerschlag mein Herz  der slowakischen Regisseurin Alexandra Makarová hatte seine Premiere im März 2018 beim Diagonale Festival und ist auch für den Preis der Euregio-Schüler-Jury nominiert.

Keine leichte Kost ist auch die Geschichte rund um die junge Nigerianerin Joy, die in Wien als Prostituierte arbeitet, um sich von ihrer Zuhälterin freizukaufen, ihre Familie in Nigeria zu unterstützen und ihrer kleinen Tochter eine Zukunft zu sichern. Ein rougher Film der Regisseurin Sudabeh Mortezai, der 2018 das Marrakech Film Festival gewonnen hat.

Ebenfalls für den Preis der Euregio-Schüler-Jury nominiert ist der deutsche Thriller Lysis von Rick Ostermann, der komplett mit GoPro-Kameras gedreht wurde. Nach dem tragischen Unfalltod der Mutter versucht ein Vater seinem Sohn nach zehn Jahren wieder näher zukommen und wählt dafür einen Abenteuerurlaub in der Idylle der Natur. Doch die gemeinsame Auszeit verläuft anders, als geplant. 

Il mangiatore di pietre von Nicola Bellucci ist die Verfilmung von Davide Longos Bestseller Der Steingänger und spielt ebenfalls in den Bergen, nämlich in einem abgelegenen piemontesischen Tal. Der ehemalige Schmuggler Cesare findet die Leiche seines Neffen Fausto, der sich mit dem Handel von Drogen seinen Lebensunterhalt verdingte. Schon bald gerät Cesare selbst unter Verdacht, seinen Neffen getötet zu haben. Und ein weiteres Problem stellt sich ihm in den Weg, als er um die Mithilfe beim Schleusen zurückgelassener Flüchtlinge über die Grenze gebeten wird. Die italienisch-schweizerische Koproduktion ist auch für den Spezialpreis Dolomiten Unesco Naturerbe nominiert.

Keine leichte Beziehung haben der 17-jährige Antonio und seine Mutter Miriam im italienischen Spielfilm Un giorno all’ improvviso. Antonio träumt davon Profi-Fußballer zu werden, doch seit sein Vater Carlo die Familie verlassen hat, ist Antonio zur einzigen Stütze seiner unkonventionellen und hochproblematischen Mutter geworden, die davon besessen ist, die Familie wieder aufzubauen. Doch eines Tages scheint sich das Glück zu wenden, als ein Talentscout sich für Antonio interessiert. Der Film von Ciro D’Emilio wurde unter anderem auf der Biennale von Venedig 2018 gezeigt und ist auch für den Preis der Euregio-Schüler-Jury nominiert.

Das psychologische Drama Cronofobia des Schweizer Regisseurs Francesco Rizzi erzählt die poetische Chronik einer unmöglichen Liebe zwischen einem mysteriösen, rastlosen Mann, der auf der Flucht vor sich selbst ist, und einer jungen, rebellischen Witwe, die sich ihrer Trauer nicht stellen will. Cronofobia wurde beim Tallinn Black Nights Filmfestival 2018 mit dem Spezialpreis der Jury ausgezeichnet und beim letztjährigen Zürich Film Festival gezeigt. 

Alle Filme werden in Originalsprache gezeigt und mit deutschen, englischen oder italienischen Untertiteln unterlegt. Mehr zum Programm findet ihr hier.

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