Music

March 6, 2019

Viva La Vulva! Women Play Music

Florian Rabatscher

Pünktlich zum Weltfrauentag am 8. März wird auch in unserer Hauptstadt Farbe gezeigt. Nicht in Form von irgendwelchem Schwachsinn wie Gratis-Parkplätzen oder Rosen für Frauen. Denkt ihr wirklich, dass sich das „schönere“ Geschlecht durch solch absurde Geschenke geehrt fühlt? Das ist genauso bescheuert wie seiner Frau einen Staubsauger zum Geburtstag zu schenken. Botheration Hifi präsentiert euch deswegen mit „Women Play Music“ im Pippo-Stage ein Fest der Frau, das sich gewaschen hat. Anstatt Frauen nur wie ein braves Haustier zu loben, sollte man sie als das sehen, was sie eigentlich sind: Gleichwertig. Nicht mehr und nicht weniger. Klingt ganz einfach, nicht wahr? Aber solche Stereotypen aus unseren Köpfen zu verbannen ist schwieriger, als man denkt, sogar in unserem Heiligen Land, wo eine Frau in den Dörfern oft noch als „Weibermensch“ oder manchmal sogar ganz dezent als „Kuchl“ betitelt wird. Man meint es ja nur scherzhaft, aber seid ihr euch da wirklich sicher? Mir kommen gerade leichte Zweifel, während ich diese Zeilen schreibe, insgeheim werden sich viele in solchen Denkweisen wiederfinden. Doch um diesem Bild entgegenzuwirken, werden hier ausnahmsweise und ausnahmslos starke Frauen die Bühne entern. Eines schon mal vorweg: Eine Salamiparty wird das sicher nicht …

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Natürlich ist dieses Konzept nicht neu, denkt nur an die Riot Grrrl Bewegung der amerikanischen Hardcore-Punk-Szene der 90er Jahre. Trotzdem ist es aktueller denn je, da sich nie wirklich etwas verändert hat. Bei diesem Fest wird der größtenteils von Männern dominierten Soundsystem-Kultur an die Gurgel gegangen. Ein Rollentausch steht bevor, denn die Frauen werden den Sound übernehmen und währenddessen können doch mal die Männer mit ihren Ärschen wackeln. Die in der Luft liegenden Vibes werden euch zwar ungewohnt erscheinen, doch vertraut den Ladys, die euch mit Reggae-Beats einheizen werden. Den Rub-a-Dub müssen die Männer dieses Mal wohl alleine tanzen. Zum Aufwärmen gibt es feine Rhythmen von der Botheration HIFI Family gefolgt von Shanti Baba. Darauf übernimmt eine Frau das Soundsystem, die keine Unbekannte ist: Alice von Shanti Powa mit ihrem neuen Projekt Jeromewantswanda. Viel weiß man noch nicht darüber, aber es wird gemunkelt, dass sich zusammen mit ihr ein als Frau verkleideter Mann auf der Bühne befinden wird. Skandalös! Hoffentlich kommt er lebend da raus. Euren Füßen wird danach auch keine Pause gegönnt, denn anschließend werden euch zwei afrikanische Löwinnen ordentlich einheizen. Zum einen Djane Spoon Carrey von der aus Deutschland stammenden „4Corners Crew“. Diesen Sound muss man hören und spüren. Bevor ich mich hier in irgend welchen Genres zwischen Dub und Drum’n‘Bass verliere, hört es euch doch einfach selbst an. Bass, Bass, Bass und zum Finale gibt sich Sis Jane Warriah die Ehre. Ein Sinnbild für eine starke Frau: „Walk like a Warrior, talk like a Warrior. Inna this here time you haffi move like a warrior…“, trifft das Ganze eigentlich auf den Punkt.

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Was soll man noch mehr dazu sagen? Eigentlich nur, dass ich mich hier mit meinen Aussagen nicht zu weit aus dem Fenster lehnen möchte. Was versteht schon ein Mann von den Problemen einer Frau? Was auch stimmt, ich werde nie wissen, wie sich eine Menstruation oder eine Geburt anfühlt. Ich werde auch nie wissen, wie es ist in der Gesellschaft als schwächeres Geschlecht angesehen zu werden. Trotzdem bin ich kein Befürworter des extremen Feminismus, da Gleiches mit Gleichem zu bekämpfen kompletter Schwachsinn ist. Allein schon das Nachdenken über Geschlechterrollen ist paradox, keiner muss dem anderen gegenüber unterwürfig sein. Trotz körperlicher Unterschiede sind wir doch nur eines: Menschen. Für Frauen liegt die Botschaft dieses Festes auf der Hand: Ihr könnt verdammt nochmal machen und sagen, was ihr wollt. Für uns Männer? Mich jedenfalls inspiriert dieses Fest, die mir auferlegte Maske endlich abzulegen. Diese Gehirnkrankheit namens Maskulinität. Weine nicht, zeige keine Schwäche, lass dir Eier wachsen und sei ein Mann. Vergesst diese Propaganda. Deshalb siehst du deinen Vater nie weinen. Also, feiern wir diesen Tag doch gemeinsam und feiern wir einer Zukunft entgegen, die keine besonderen Anlässe braucht, um so zu denken. Scheißen wir miteinander auf extreme Grundhaltungen und möge Venus uns erleuchten. Amen.

Fotos: (1 + 2) Botheration Hifi, (3) Video-Still aus No Finger Nails, Paco Ten, Sis Jane Warriah – Resilienza EP

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There are 3 comments for this article.
  • Frieda · 

    Schade, dass der Text wieder einmal das reproduziert, was solche Events zu bekämpfen versuchen: Sexismus.
    Dass die Lebensrealität von Frauen vorwiegend über Menstruation und Geburten geprägt sind ist nicht nur kurzsichtig, sondern ignorant. Frauen* sind tagtäglich sexualisierter Gewalt ausgesetzt, Femizide sind traurige Realität und über Jahrhunderte wurde Unterdrückung, Abwertung und Gewalt an Frauen nicht nur tolleriert, sondern waren gesetzlich verankert. Den “extremen” Feminismus (was auch immer das sein soll) gleichzusetzen mit 500 Jahren Patriarchat und Gewalt ist grotesk (siehe: “Gleiches mit Gleichem”). Dazu noch eine ordentliche Brise Rassismus, wenn Schwarze Künstlerinnen als Zitat “afrikanische Löwinnen”bezeichnet werden macht das ganze noch schlimmer.

    Ich hätte mir etwas mehr erwartet, aber ein Musiker der über “love fascist” singt, hat wohl zu Feminismus auch nicht sehr viel zu sagen.

    Das Event ist trotzdem super toll (danke an die Organisatorin!), und so sind es die Musikerinnen die dort auftreten und mit viel Power männliche Dominanz wegbassen. Wir brauchen also nicht die Zeilen eines Typen der uns sagt, dass unsere Existenz wichtig ist. Das wissen wir schon selber.

    An alle Feminist*innen also einen starken Kampftag. Da bin ich gerne “extrem” wenn ich keinen Bock auf patriarchale “Normalität” habe!

      • Frieda · 

        danke für die konstruktive kritik. die antifeministen geben dir applaus dafür, dass du feministische kritik als weinerlichkeit und quängelei darstellst. ich hab einfach meine hormone nicht unter kontrolle- tut mir leid.