Noch bis zum 9. Dezember ist auf Schloss Tirol die Ausstellung ECCEHOMO der international erfolgreichen Meraner Fotokünstlerin Brigitte Niedermair zu sehen. Protagonist der Schau ist der menschliche Körper als Erinnerungsort. Dafür ausgewählt hat Niedermair, die laut eigenen Angaben eigentlich nur Frauen fotografiert, ausnahmsweise  einen männlichen Körper. Nämlich jenen der Schnalser Gletschermumie “Ötzi”. Wir haben uns von Niedermair durch die Ausstellung führen lassen und sie 

 

Fotoarbeiten zur Gletschermumie „Ötzi“. Sie holt dabei nicht einfach die Schnalser Gletschermumie in den Ausstellungsraum, sondern sie schafft den Sprung von der Wahrnehmung des Realkörpers hin zur Bildmachung des menschlichen Körpers. Die Titelwahl „eccehomo“ kommt von der Künstlerin selbst. Damit ist der Fingerzeig auf den Körper gerichtet, der als Gedächtnisspeicher das gesamte Leben präsent hält, das nachschlagbar wird wie in einem Buch. Der Körper dient als Memoria, als biographische Chiffre. In der Kulturgeschichte hat die „Bildwerdung des Körpers“ eine lange Tradition, die weit in das Mittelalter hineinreicht und Wurzeln in der Antike kennt. Gegen das Vergessen menschlicher Biografie wird der bildhafte Körper eingesetzt. Besonders ist es die Haut, die als sicht- und tastbarer Gedächtnisspeicher des Menschen gilt. An ihr zeichnet sich alles ab, was biografiewirklich ist und war. Die Haut wird zur Metapher des Biografischen.

ist seit über zwanzig Jahren als Fotografin tätig und wechselt zwischen künstlerischer Forschung und Modefotografie. 

Die Erfahrungen, die sie in beiden Bereichen gesammelt hat, haben es ihr ermöglicht eine einheitliche künstlerische Sprache zu entwickeln, die ihr internationale Bekanntheit einbrachten. Seit den neunziger Jahren erforscht sie mit großem ethischen Engagement und Feingefühl das Thema der Identität und das Thema Frauenkörper. In jüngster Zeit schlug sie in ihrer künstlerischen Arbeit eine konzeptionelle Richtung ein. Ihr Werk entwickelte sich auch aus einer konstanten Zeit-, Erinnerungs- und Reflexionsforschung der Sprachen der Kunstgeschichte selbst, wie im Falle der Neuinterpretation der Malerei von Giorgio Morandi, der Wall Paintingsvon Sol LeWitt oder der Spuren großer bedeutender Künstler der Vergangenheit in der Immaterialität der digitalen Welt. Ihre von starker Persönlichkeit geprägte künstlerische Sprache kann zu den intensivsten und eigenständigsten Ausdrucksformen der zeitgenössischen Fotografie gezählt werden.

Brigitte Niedermair stellt ihre Fotografien im In- und Ausland aus. Unter ihren zahlreichen Einzelausstellungen sind u. a. zu erwähnen Somewhere, Stadtgalerie Schwaz (2007); Madame Hirsch, Museion, Bozen (2009); Holy cow, Foto-Forum, Bozen (2009); Sister, Galleria Galica, Mailand (2009); Let’s get married, Kulturzentrum A38, Budapest (2011); Horizon, Transition_Giorgio Morandi / Are you still there, Mambo – Museo Morandi, Bologna (2015); Screenshot(zusammen mit Martino Gamper), One Poultry / Wallpaper*, London (2017); Transition, Palazzo Borromeo, Mailand (2017).

Ihre Modefotografien sind in den renommiertesten internationalen Magazinen wie CR Fashion Book di Carine Roitfeld, Harperʼs Bazaar, Wallpaper*, DIOR Magazine, W, Citizen K, Vogue Italia erschienen.

Ihre Werke befinden sich in privaten Sammlungen, Museen und öffentlichen Institutionen im In- und Ausland. Brigitte Niedermair lebt in Meran und arbeitet in Paris, Mailand, London und New York.

Fotos: Brigitte Niedermair

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