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December 13, 2018

Zufällig Kunst: Kein Interview mit Stefano Riba

Elisa Barison

Am 16. Mai 2018 lernte ich Stefano Riba kennen. Eine Freundin hatte mir ein Email weitergeleitet, das besagte, dass um 18 Uhr in der Bozner Andreas-Hofer-Straße 36, Klingel Polizzi/Riba, eine Ausstellung eröffnen würde. Meine Neugier war geweckt. Nicht unbedingt, weil irgendwer Kunstwerke in seiner Wohnung aufhängt und aufstellt, nein. Diese Erfahrung hatte ich vielerorts schon vorher machen dürfen. Es lag vielmehr daran, dass jemand in Bozen in seiner Wohnung Kunst ausstellen würde. Jemand, den ich nicht kannte. Außerdem stand in der Mail irgend etwas von hohen Stockwerken und einem Ausblick. Es gab also wirklich keinen Grund zum Nicht-Neugierig-Sein. 

Oben, in der Wohnung, angekommen begrüßte mich eine sehr nette Frau samt süßem Baby in der Hand und schickte mich gleich zu den anderen ins Wohnzimmer. Dort standen Stefano Riba und der Künstler der Ausstellung, Marco Gobbi. Die nette Frau ist Stefanos Partnerin Claudia Polizzi und der Künstler Marco Gobbi war nur ein Teil der Ausstellung. In der Wohnung im Stock darüber gab es Arbeiten von Silvia Giambrone zu sehen. „Alti Piani | Giambrone – Gobbi“ hieß die Ausstellung. Die Stockwerke waren wirklich hoch und alle Besucher liefen mit einem frischen Bier in der Hand von einer Wohnung zur anderen. 

Nun klären wir gleich vorweg ein paar Begrifflichkeiten, denn das folgende Interview mit Stefano Riba, das gar nicht nach Interview aussieht, enthält viele Namen mit dazugehörigen Konzepten. Alle sind miteinander verbunden und eigentlich machen auch alle, gemeinsam sowie alleine, Sinn, weshalb auf keinen Fall ein Durcheinander entstehen darf. 

Am 16. Mai 2018 organisierten Stefano und Claudia, gemeinsam mit ihrem Nachbarn Roberto Farneti, der in der Wohnung über ihnen wohnt, die eben besprochene Ausstellung „Alti Piani“. 

Zwei Jahre vorher, am 10. Juni 2016, organisierten Stefano und Claudia die Ausstellung „Di/Da 1 | Datum“, in welcher sie Werke von Serena Gamba zeigten.

Von 2012 bis 2015 hatte Stefano eine Galerie namens „Van Der“ in der Via Giulia di Barolo 13, in Turin. 

Kurzer Zwischenstopp: Die Galerie „Van Der“, die an den ersten Teil einiger flämischer Familiennamen erinnert, hatte Stefano nach etlichen Jahren Erfahrung in Turiner Galerien, Museen und Stiftungen gegründet, einfach um selbst einmal die Person zu sein, die Künstler ausstellt. Silvia Giambrone + Marco Gobbi 01

Nach drei wunderbaren Jahren des Galeristendaseins, ohne wirklich ein Galerist zu sein – „dazu muss man geboren sein und ich kann das einfach nicht“ –, zog Stefano nach Bozen, wo Claudia bereits lebte und arbeitete. Auch er fand schnell eine Beschäftigung. Da er aber lieber zwei, drei oder vier Beschäftigungen zugleich hat – „mir wird schnell langweilig“ – hat er sich sogleich nach Mehr umgesehen. Und da Stefano ein sehr intelligenter aber auch bescheidener Mensch ist, kann er Mehr überall finden. Selbst im eigenen Wohnzimmer. 

Getrieben vom Drang, Kunst zu zeigen, jedoch ohne eine Galerie oder einen eigens dafür geschaffenen Raum wie in Turin, beschließen Claudia und er schlicht und einfach ihre Wohnung dafür zu nutzen.  

Es folgen fünf Ausstellungen als „Di/Da“. Der Name erinnert ein wenig an „Van Der“. Der Sinn ist noch simpler. Die Werke „von“ (di) jemandem „bei“ (da) Claudia und Stefano zu Hause. No need for crypto stuff.

Als etwas später Roberto Farneti, der Nachbar von der Wohnung darüber, dazu stößt, wird aus „Van Der“ > „Di/Da“ > „Alti Piani“ (obere Stockwerke). Wie gesagt, viele Begriffe, aber die Absicht und der Sinn hinter allem bleibt derselbe. 

Stefano ist in der Provinz von Cuneo im Piemont aufgewachsen. Andere Alpen, anderes Grenzgebiet. Trotzdem scheint irgendein roter Faden zwischen dort und damals und hier und jetzt gespannt zu sein.

All diese Informationen habe ich von Stefano in einem Interview, das nicht danach aussieht, bereits vor einigen Monaten bekommen, kurz nachdem ich „Alti Piani“ besucht hatte.

Warum es erst jetzt veröffentlicht wird? Gute Frage. Genau wie jene an Stefano, wie er denn zur zeitgenössischen Kunst gekommen sei: „Reiner Zufall“, meint er. In ländlicher Gegend aufgewachsen habe er nicht viele Inputs in dieser Hinsicht bekommen. Als er sich zum Studieren nach Turin aufgemacht hatte, stieß er irgendwie auf ein Praktikum in der Fondazione Sandretto Re Rebaudengo. Der Rest ist Geschichte und hat viele verschiedene Namen. 

Heute und morgen Abend ist von 18 bis 21 Uhr in der Andreas-Hofer-Straße 36 in Bozen, Klingel Polizzi/Riba, die Ausstellung „Di/Da #6 – Huscaràn y Huandoy “ von Chiara Terraneo zu sehen.

„Was ist mit den Leuten, die euch nicht kennen?“, fragte ich Stefano in dem Nicht-Interview. „Die kommen nicht?“ –

„Wir haben eine Mailinglist, aber natürlich ist meine Wohnung kein öffentlicher Raum. Ich glaube, dass man neugierig sein muss, um zur Kunst zu gelangen. Wer also zu schüchtern ist, um bei uns zu klingen, verpasst vielleicht etwas.“

Stefano Riba stellt Kunst aus, baut Kunst auf und unterrichtet den Aufbau von Kunst (Exhibit Design) an der Universität Bozen. Ein Blick in die Wohnung und damit über die Dächer von Bozen wird wärmstens empfohlen. 

Foto: Stefano Riba, Arbeiten von Marco Gobbi

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