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November 29, 2018

Words are difficult to put into words

Maria Oberrauch

Sie könnten gegensätzlicher nicht sein – der eine Lehrer, Dichter und Großstadtmensch, der andere Universalkünstler in seiner schottischen Gartenlandschaft. Beide jedoch der konkreten Poesie verschrieben und beide im Versuch, ihr poetisches Netzwerk auszuweiten. Zwischen 1964 und 1985 führten Ernst Jandl und Ian Hamilton Finlay umfangreiche Korrespondenz. Die Literaturwissenschaftlerin Vanessa Hannesschläger hat aus über tausend Briefen eine Auswahl getroffen und sie in Zusammenarbeit mit der Übersetzerin Barbara Sternthal und dem Literaturarchiv der österreichischen Nationalbibliothek zu einem Buch vereint, erschienen ist “not/a concrete pot” 2017 im folio Verlag.

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In seinem ersten Brief an Finlay schreibt Jandl zu den mitgeschickten Gedichten: „So, denke ich, können Menschen wie wir einander erkennen.“ Der in beide Sprachen transkribierte Briefwechsel ist mit Skizzen und Tippexperimenten gespickt – mittig im Buch findet sich auf Hochglanzpapier auch eine Sammlung der mitgeschickten Gedichte und Postkarten – und so werden Gespräche über die eigene literarische Produktion abgelöst von Hinweisen auf befreundete Künstler und weitere Verfechter der konkreten Poesie, von Auseinandersetzungen mit dem literarischen Betrieb, privaten Momenten, ausführlichen Beschreibungen der aktuellen Gesundheit und der Jahreszeiten. Selbst die Originellsten verfallen also hin und wieder einem Klischee wie dem der Wetterbeschreibung … oder beschreiben sie es gerade deshalb?

Nein, ich habe nicht den ganzen Brocken gelesen. Aber das schöne an Büchern wie diesem ist: Ich kann es zum hundertsten Mal in die Hand nehmen und eine Seite aufschlagen und fast jedes Mal werde ich überrascht, zum Nachdenken, Schmunzeln oder einem Aha gebracht. Und abgesehen von all den vielen kleinen und großen Überlegungen, die mich der konkreten Poesie wieder ein Stückchen näher bringen …: Es tut irgendwie im Herzen gut, so schöne und durchweg liebevolle Sätze zu lesen, wie wir sie heute oft nicht mehr imstande sind zu schreiben. Das schaffen Finlay und Jandl nämlich über all die Jahre hinweg bravourös. So einfach ist es scheinbar, ein Kompliment zu machen, so ungezwungen Kritik zu üben und so natürlich, die eigene Freude in ganze Sätze zu hüllen. Und die Zeit, die sich im Laufe der Jahre auf die beiden Herren legt, liest man wohl gesonnen mit, wie den Dritten im Bunde. 

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I love concrete

I love pottery

But i’m not

A concrete pot

Ernst Jandl

 

Words are difficult to put into words

Ian Hamilton Finlay

Fotos: franzmagazine

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