Culture + Arts > Performing Arts

August 13, 2018

On Stage – Off Stage: Brigitte Knapp

Nadine Pardatscher

Während schlechte Kritiken sie zerreissen, motivieren positive Rückmeldungen die junge Schauspielerin zum Weitermachen. Sie ist Darstellerin, Autorin, führt Regie und einen Haushalt. Bisherige Lieblingsrolle? Nein, die gibt es nicht. Heimliche Traumrolle in einem Theaterstück? Auch nicht. Auf der Bühne geht es Brigitte Knapp darum, eine Geschichte vorzustellen, dessen Inhalt es wert ist, gehört und gesehen zu werden.

Liebe Brigitte, stell dich bitte kurz vor und erzähl mir von deiner Arbeit!

Seit dem Jahr 2000 spiele ich im Theater und einige Jahre später habe ich begonnen, Theaterstücke selbst zu schreiben. Bereits lange Zeit vorher habe ich Gedichte für mich geschrieben, welche aber nie veröffentlicht wurden. Mit meinem ersten verfassten Theaterstück wurde ich als Newcomerin beim Tiroler Dramatikerfestival aufgenommen. Diesem ersten Text auf der Bühne folgte zusammen mit zwei Ko-Autorinnen das Bühnenstück „Who the fuck is Alice“, eine Produktion der Städtetheater Carambolage, Theater in der Altstadt Meran, Gruppe Dekadenz und Stadttheater Bruneck. Langsam aber sicher haben sich so das Spielen und das Schreiben als meine zwei Standbeine ausgeglichen entwickelt.

Du hast in Bruneck und Innsbruck Schauspielunterricht erhalten und in Wien vor einer paritätischen Kommission eine Prüfung abgelegt. Wie sahen die Ausbildungselemente aus?

In Bruneck bekam ich einen Rundum-Einblick ins Theater. Neben dem klassischen Schauspielunterricht wurde uns workshop-artig auch Technik-, Masken-, und Kostümarbeit beigebracht. Besonders spannend war außerdem, dass das Stadttheater Bruneck uns die Möglichkeit bot, mitzuhelfen und auch hinter die Kulissen zu schnuppern. Das war ein großer Spaß! Diese Erfahrung hat sich auch später noch als sehr wertvoll herausgestellt.
Zur Prüfung: Am Theater fragt niemand danach, welche Prüfungen ich abgelegt habe, sondern wo ich gelernt habe und was ich kann. Bei einem Vorsprechen für eine Rolle zählt dann nur der eine Moment. Entweder es klappt dann und ich bekomme die Rolle oder eben nicht.

War es für dich denn immer klar, dass du auf einer Bühne stehen willst?

Naja, ich habe in der Oberschule immer vom Singen geträumt aber hierfür hätte ich viel früher eine Ausbildung beginnen müssen. In dieser Zeit habe ich aber das erste Mal Theater gespielt und war total fasziniert davon. Die Kombination zwischen Singen und dem Theater war das Musical, aber ich scheiterte an den Aufnahmeprüfungen nicht zuletzt auch deshalb, weil ich noch nie vorher Tanzunterricht hatte. Rückblickend war meine Vorbereitung einfach zu naiv und obwohl ich zwar Feuer und Flamme für das Musical war, konnte es ohne Vorbildung nicht klappen.

Wieso hast du dich dann für Innsbruck entschieden?

Innsbruck liegt nahe und dort hatte ich die Aufnahme für die Schauspielschule endlich geschafft. [lacht] Der anfängliche Gegenwind meiner Eltern, die für meine “Flausen” damals noch nicht wirklich Verständnis zeigten, hat mir Auftrieb gegeben das zu machen, wovon ich träumte. Jetzt erst recht wollte ich auf der Bühne stehen!

Dein Erster Auftritt?

Erste prägende Auftritte erlebte ich als Kind und Jugendliche in der Mittel- bzw. Oberschule. Durch das Singen in dem Mädchenchor  oder während der Singwochen im Sommer habe ich  viel gelernt und wurde mit Begeisterung erfüllt. Dadurch erkannte ich mein Durchhaltevermögen in diesem Bereich. Viele andere Dinge hingegen habe ich nur so lange ausprobiert, bis ich die ersten Schwierigkeiten hatte, dann habe ich meistens aufgegeben. Anders war das beim Singen und Theater: Trotz vieler Rückschläge, die ich erleiden musste, habe ich weitergemacht.

Kennst du Lampenfieber?

Oh ja, total! Wenn das Stück gut erprobt ist und ich mich in der Rolle wohl fühle, dann hält sich das Lampenfieber in Grenzen. Anders ist es beim Impro-Theater in der Carambolage, wo ich mich jedes mal vor dem Auftritt frage, wieso ich das überhaupt mache – es kann daneben gehen und ein peinlicher Abend werden. Die Aufregung und das Lampenfieber kann ich aber auch genießen, z. B. wenn ich als Regisseurin arbeite und nicht auf die Bühne muss.

War es immer dein Traum auf der Bühne zu stehen oder hast du manchmal ans Aufgeben gedacht oder an einen kompletten Berufswechsel?

Ja, es war mein Traum, wobei ich aber immer wieder, und auch heute oft noch, an den Punkt komme, wo ich überlege, mich ein wenig neu zu orientieren. Ich denke an eine Arbeit, die mit Büchern zu tun hat, mit geregelten Arbeitszeiten, einem geregelten Einkommen … Aber eigentlich stimmt das nicht – es wäre wohl mehr eine Selbstlüge! Es ist das Theater, das ich liebe, und die Projektarbeit, in die ich mich für kurze Zeit total hineinstürze. Eine Projektarbeit, unabhängig davon, ob ich spiele oder schreibe, die mich für ein paar Monate einnimmt und die ich auch wieder abschließen kann. Das kommt meinem Charakter total entgegen, weil ich mich sehr stark für etwas begeistern kann, aber schnell auch wieder Neues brauche.

Brigitte Knapp 1

Was bedeutet Entspannung für dich? Berg, Meer, Wald, deine Kinder?

Eindeutig Berg und Wald! Kinder sind keine Entspannung! [lacht] Sie geben mir aber einen Boden, ansonsten wäre das Theater überwichtig. Die Familie gibt mir einen Kontrapunkt zur Bühne und kaum bin ich Zuhause angekommen,  schalte ich von der Arbeit ab und überlege nicht mehr, wie gut oder schlecht die Probe im Theater verlaufen ist.

Wieso soll mensch ins Theater gehen?

Theater soll nicht nur unterhalten. Es soll auf Dinge hinweisen, Themen ansprechen, die mitunter tabuisiert sind, wachrütteln, Grenzen testen und überschreiten. Die Aufgaben decken sich mit denen von Kunst, Film oder Literatur. Das Spannende am Theater ist sicherlich der Live-Effekt, der das Erleben so intensiv macht.

Zur Zeit wird das Stück “Der Held im Labyrinth” aufgeführt. Du hast das Stück geschrieben und führst Regie. Welche zentralen Elemente beinhaltet das Stück und was willst du deinen ZuseherInnen mitgeben?

Das Element Labyrinth hat mich schon immer fasziniert. Es stellt den Lebensweg dar und ist das Sinnbild für die Mitte. Dabei folgt man einem Weg bis zur Mitte und nimmt denselben Weg, um das Labyrinth wieder zu verlassen. Das Labyrinth kann somit als Weg in die eigene Mitte verstanden werden, in der Kraft und Wahrheit liegen und Erde und Himmel sich vereinen. Die Protagonistin in diesem Theaterstück ist die kleine Leseratte Sonja, die durch ein Labyrinth irrt auf der Suche nach einem Helden. Mitten im Abenteuer erkennt sie, dass sie selbst die Heldin ist und entdeckt die eigene Kraft. Meine Botschaft an die ZuschauerInnen: In jedem von uns steckt ein Held. Jeder hat viele Talente und kann die eigene Kraft entdecken.

Informationen zumFreilufttheater für die ganze Familie zu einer kindgerechten Uhrzeit gibt es hier

Fotos: (1) Spieltrieb (2) “Der Held im Labyrinth” Brigitte Knapp

Print

Like + Share

Comments

Current day month ye@r *

Discussion+

There are no comments for this article.

Related Articles