Music

August 10, 2018

Es Boomt und boomt und boomt …

Text Nadine Pardatscher

Fast alle Jahre wieder und dieses mal im Sarntal! In Europa gibt es zwölf große Festivalwochenenden und eines bildet sicherlich das Boom Festival, das am 17. und 18. August 2018 in die fünfte Runde startet. Im Gespräch sind wir mit Mitbegründer und Projektleiter Johannes Casera.

Wie alles begann …

2013 fand auf Schloss Maretsch die erste Edition mit rund 1.000 BesucherInnen statt. Im darauf folgenden Jahr wurde uns eine verkaufte Fläche zur Verfügung gestellt, die wir schnellstmöglich festivaltauglich umgestalten mussten. Da das Gelände aber mit Ablaufdatum versehen war, wurden wir erneut gezwungen, einen geeigneten Platz zu suchen. 2015 wurde im Lido Neumarkt gefeiert – ohne internationale Headliner, dafür aber mit vielen Südtiroler Musikkollektiven. 2016 wurde unsere erste eigene Techno-Marke MOOD (übersetzt aus dem Engl. = Stimmung) ins Leben gerufen – ein erster Versuch auf dem Weg zu einem „richtigen“ Festival.

BOOM

Was meinst du mit einem ersten Versuch?

Naja, einfach, dass wir unser Festival noch eher klein gehalten haben. Es fand zwar an zwei Tagen statt, jedoch wurde am Freitag wesentlich weniger lang Musik gespielt und getanzt als am Samstag.

Und das hat sich 2017 geändert?

2017 verzichteten wir gänzlich auf das Festival. Damals begann mein Bruder und ich mit dem Masterstudium und da wir nicht 100 Prozent geben konnten, war der Aufwand zu groß, und da es eben doch „nur“ ein Hobby war, wollten wir kein Risiko eingehen.

Und dieses ständige Hin und Her ist gewollt? – Ich meine diese Standortwechsel?

Oh nein, ganz und gar nicht! Die Suche nach einem passenden Festivalgelände stellt sich aber jedes Jahr aufs Neue als die größte Hürde heraus. Viele Gemeinden machen es uns nicht so einfach. Zu viele auferlegte Sicherheitsbestimmungen, die wir nicht erfüllen konnten, haben uns gezwungen Gemeinde zu wechseln. Dieses Jahr haben wir großes Glück im Sarntal. Auf dem ehemaligen „Rock in Dusty Valley“-Gelände können wir unsere Bühnen aufbauen, wobei uns sogar die Organisatoren des damaligen Rock Festivals mit dem Aufbau unter die Arme greifen.

Wie finanziert ihr euch?

Wir machen das, bis auf einzelne wenige Sponsoren, aus eigener Tasche, deshalb ist es ein kostspieliges Hobby. Wir haben uns aber dann dazu entschlossen, die Organisation eines derart großen Festivals nicht mehr auf Vereinsbasis zu belassen, sondern uns dafür zu der GmbH „maze minds“ zusammenzuschließen. Sie besteht aus Raphael Cembran (Creative Director), Danilo Fink (Mädchen für alles, Festivalexperte und Liebender des Details), Julian Geier (Production Manager) und meinem Bruder Michael Casera und mir (Bookings, Marketing). Viele anfallende Arbeiten, wie Grafik, geben wir nicht an größere Unternehmen aus, sondern versuchen immer verschiedenen Personen mit Talenten eine Möglichkeit zu geben, diese auch umzusetzen.

Was können sich FestivalbesucherInnen dieses Jahr erwarten?

Wie jedes Jahr dürfen sich die Gäste auf viele, gute Musik-Acts und eine lockere Stimmung freuen. Es gibt neben einer Main Stage, eine 90s-, Techno-, Hardstyle- und Live-Stage. Es ist für jeden und jede etwas dabei! Das Positive bei unserem Open Air Festival ist, dass man keineswegs die ganze Zeit nur abtanzen muss. Es gibt auch die Möglichkeit sich ein wenig fernab der Bühnen zu entspannen. Zum Essen gibt es unter anderem indische Küche, Gourmet Burger oder einheimische Speisen verschiedener Vereine im Sarntal. In der Endphase der Vorbereitungen werden wir spontan entscheiden, ob es vielleicht noch – wie in den vergangenen Jahren – Brettspiele, einen Container mit laufenden Sitcoms oder ein Bubble-Soccer-Feld geben wird. BesucherInnen, die 30 Jahre oder älter sind, freuen sich über einen kostenlosen Eintritt. Damit wollen wir mehr Akzeptanz schaffen und vielen die Möglichkeit geben, sich selbst ein Bild vom Festival und der dahinterstehenden Organisation zu machen.

Wer entscheidet eigentlich darüber, welche MusikerInnen auftreten?

Mein Bruder und ich übernehmen in Kooperation mit 150 Promotern das Booking von Jänner bis Mai. Dann sind die letzten Verträge unterschrieben und das Line-up muss stehen.

BOOM3

Optimale Festivalausrüstung. Was nimmst du mit?

Das ist sicher wetterabhängig. Auf jeden Fall angenehme Schuhe, keine „tacchi“, aber Turn- oder Laufschuhe, unbedingt einen Pullover – es wird eher kühl am Abend, einen Turnbeutel mit einer Wasserflasche und einer Powerbank. Alles, was man verlieren kann, sollte man am besten zuhause lassen! (lacht)

Was sind Probleme, mit denen ihr in der Festivallandschaft Südtirol konfrontiert werdet?

Es fehlt an finanzieller Unterstützung, es herrscht eine willkürliche Verwaltungsherrschaft gekoppelt mit unverhältnismäßigen Sicherheitsauflagen. Dazu kommt der jährliche Versuch, den Aufschank von Alkohol zu verbieten. Quästur-Termin heißt Clue-Termin. Mit diesem Tag ist es ein wenig wie in der Höhle des Löwen: Damit steht oder fällt das Festival.

Und zu guter Letzt. Welches Festival begeistert dich und ist ein Vorbild?

Das Mysteryland Festival in den Niederlanden! Es ist neben der musikalischen Leistung vor allem ein Vorbild, weil alles mit viel Liebe zum Detail gestaltet wird. Es kam mir so vor, als sei es eine Art „Hoamet-Festival“ der Holländer.

 

Alle Fotos: Boom Festival

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