Culture + Arts > Performing Arts

July 26, 2018

Auf der Bühne zu Hause: Karin Verdorfer

Verena Spechtenhauser

Ob VBB, Theater in der Altstadt oder die Bühne in der Carambolage. Seit die Schauspielerin, Moderatorin und Autorin von Kinderstücken Karin Verdorfer nach Südtirol zurückgekehrt ist, bespielt sie mit viel Leidenschaft jene Bretter, die (Achtung Floskel!) die Welt bedeuten. Dabei lässt sie sich ungern in eine bestimmte Ecke drängen, sondern behauptet sich als vielseitige Darstellerin in den unterschiedlichsten Genres. Das ist gut für uns und alles andere als langweilig. Darum jetzt ein kurzes Sommerinterview mit der Meranerin über das Hier und Jetzt, über Macken und Vorlieben und das, was da noch kommen wird.

Woran arbeitest du aktuell?

Zur Zeit (+ noch bis 30. Juli) darf ich mit wunderbaren Kollegen und unter der Regie von Stefanie Nagler einen Sandhügel bei den Freilichtspielen Lana bespielen, im Stück “Romulus der Große”, als Julia, die Frau von Romulus, und als Odoaker, die Fürstin der Germanen. Macht grad sehr viel Spaß!

Was kommt danach? Was war davor?

Als nächstes zieh ich mich für ein paar Tage mit meiner Schauspielkollegin Kathi Schraml auf eine Alm zurück, weil wir an einem neuen Theaterstück schreiben möchten. Dann geht’s ins Tonstudio, wo wir “Romulus der Große” als Hörspiel aufnehmen. Die nächste Produktion, in der ich selbst wieder auf der Bühne stehen werde, erwartet mich in Bozen bei den Vereinigten Bühnen. Dort bin ich im Oktober an der Seite von Lukas Lobis und Thomas Hochkofler in “Sonny Boys” unter der Regie von Alexander Kratzer zu sehen. Davor war ich erst in Kreta und dann auf einer Rundreise durch Peru. Arbeitsmäßig war ich zuletzt im Theater in der Altstadt im Stück “Der Vorname“, eine sehr intelligente und witzige Komödie, unter der Regie von Alexander Varesco zu sehen.

Karin Verdorfer_Romulus_Freilicht Lana 2018Kindertheater oder Drama? Komödie oder Moderation? Drehbuch oder Regie? Was machst du am Liebsten + warum?

Abwechslung macht das Leben süß! Aber als Schauspielerin auf der Bühne fühle ich mich einfach zu Hause.

Dein erster Auftritt? Wann + wo?

1998 als Schülerin des Humanistischen Gymnasiums unter der Regie von Georg Siller (Danke Georg!) im Stück “Ein Engel kommt nach Babylon” von Friedrich Dürrenmatt. – Hast du da nicht auch mitgespielt?

Nein, leider! Und schade – im Nachhinein gedacht … Weiter mit deinen Antworten:

Das erste Mal mit einem Profiteam zusammengearbeitet habe ich dann im Theater in der Altstadt im Stück “Konrad, der Junge aus der Konservenbüchse” von Christine Nöstlinger unter der Regie von Franco Marini (du fehlst mir!).

Das dankbarste Publikum?

Das dankbarste Publikum sind Kinder und Menschen, die seltener die Gelegenheit haben Theater zu sehen. Als ich im Frühjahr mit Thomas Hochkofler auf Tournee durch Südtirol war und wir im hintersten Pustertal oder am äußersten Ende des Vinschgau gespielt haben, strahlte das Publikum teilweise so eine Herzlichkeit aus, dass man sie auf der Bühne gespürt hat.

Rituale vor einem Auftritt?

Bei jedem Stück andere.

Dein Hauptcharakterzug?

Ich würde sagen, bereit für jedes Abenteuer!

 Was inspiriert dich, was törnt dich ab?

Was mich inspiriert: Reisen und dabei vor allem der Austausch mit den Menschen und ihrer Kultur. Was mich abtörnt: Die Verwendung von Pestiziden in der Südtiroler Landwirtschaft!Karin Verdorfer_Carmina Burana

Ein Lieblingsmensch? Vorbild? Jemand, den du tipptopp findest?

Mein Vorbild ist meine 93-jährige Oma die in allem das Positive sieht … die kann so viel lachen.

Hier oder dort? Wie stehst du zu Südtirol? Lebenstechnisch? Arbeitstechnisch?

Ich mag Südtirol und hab mich bewusst nach fast zehn Jahren Ausland dazu entschieden, wieder hier zu wohnen. Bewogen hat mich einerseits die Möglichkeit, auch hier meiner Arbeit nachzugehen. Die VBB hat mir damals das Angebot gemacht “Heidi” zu spielen und danach kam gleich ein Engagement im Theater in der Altstadt in Meran. Aber auch die Nähe zur Natur und zu meiner Familie ist mir wichtig. Ich mag es, die Möglichkeit zu haben in einer Stunde auf einem Gletscher stehen zu können, im Herzen der Dolomiten klettern zu gehen oder doch an den Gardasee zu fahren, um dort am See den Sonnenuntergang zu genießen. Immer mal wieder raus aus Südtirol ist aber auch wichtig für mich. Die Vorteile von Wien, Linz und Paris, wo ich mich am längsten aufgehalten habe, sind sicherlich das Großstadtfeeling, das kulturelle Angebot und die Offenheit der Menschen.

Lieber Buch, Film, Theater oder Musik? Eine Empfehlung?

… kommt doch zu “Romulus der Grosse” nach Lana!

Lust auf Veränderung? In welche Richtung?

Beruflich möchte ich mich eigentlich nicht verändern, aber weiterentwickeln. Als nächstes besuche ich im Herbst einen Clownworkshop, das wollte ich immer schon mal ausprobieren. Und dann möchte ich gerne ein neues Showreel drehen, vielleicht wird’s ja doch mal was mit einer coolen Rolle, liebe Filmcrews dieser Welt!Verdorfer Hochkofler Foto A. Marini

Lieber auf der Couch chillen oder raus in die Natur?

Eindeutig raus! Egal ob mit den Skiern, mit dem Rad, mit dem Kletterzeug, hautpsache frische Luft um meine Nase.

Ein Geheimtipp? 

… da fällt mir einiges ein …, aber die sind doch geheim!

Dein Motto?

Träume nicht dein Leben, lebe deine Träume – habe ich mir als Kind auf meine Kinderzimmerwand geschrieben. Dem bleib ich treu!

Ein Gruß?

Ein Gruß aus Dürrenmatts Feder. 1949 hat er diese Sätze Romulus in den Mund gelegt und ich finde sie einfach wunderschön und passend für unsere Zeit: Lerne die Furcht zu besiegen. Das ist die einzige Kunst, die wir in der heutigen Zeit beherrschen müssen. Furchtlos die Dinge betrachten, furchtlos das Richtige tun. Ciao, baba und danke für’s Interview!

Fotos: (1) Karin Verdorfer;  (2, 3, 4) A. Marini

Print

Like + Share

Comments

Current day month ye@r *

Discussion+

There are no comments for this article.