Music

June 20, 2018

Musik ist der Spiegel der Seele: Wildbirds & Peacedrums

Florian Rabatscher

Am 06.07.2018 gibt es wieder was auf die Ohren in Bozen. Um 22 H wird der Obstplatz in ein wildes Tanzparkett umgewandelt. Das vom Südtirol Jazzfestival geladene schwedische Duo Wildbirds & Peacedrums wird die passende Untermalung zum eh schon wildesten Ort in Bozen liefern. Wer den Obstplatz nachts am Wochenende kennt, wird verstehen, was ich meine. Mariam Wallentin und Andreas Werliin werden uns mit ihrem einfachen, wilden und extrem tanzbaren Sound zurück zu den Wurzeln der Musik katapultieren. Zwei Leute, ein Drum-Set, diverse Percussion-Instrumente und eine Stimme, die einen wie ein ungeschliffener Diamant sofort in ihren Bann zieht. Mehr braucht dieses Ehepaar nicht, um eure Tanzknochen in Ekstase zu versetzen. An diesem Abend wird kein Körper regungslos dastehen, diese Musik wird das Publikum wahrscheinlich wie einen Cocktail durchschütteln und gut durchmixen. Also gibt es nicht nur flüssige Cocktails drinnen in den verschiedenen Lokalitäten am Obstplatz. Wahrscheinlich werden wir Zeuge, wie eine riesige Hand vom Himmel schießen wird, uns alle in einen Shaker wirft und daraus einen Menschencocktail zusammenschüttelt. So stelle ich es mir jedenfalls jetzt schon vor.

2004 lernten sich die beiden an der Akademie für Musik und Drama in Göteborg kennen, worauf gleich eine Hochzeit und die Gründung dieses Musikprojekts folgte. Wenn man eine so impulsive Liebesgeschichte hört, glaubt man fast wieder an Schicksal. Diese feurige Zusammenkunft hört man auch in ihrer Musik, es passt einfach zusammen. Also stimmt es doch, Musik ist der Spiegel der Seele. Eine Sprache, die wir alle verstehen. Man könnte annehmen, dass bei Schlagzeug und Stimme allein einem langsam die Ideen ausgehen, aber nein. Nun, über zehn Jahre und vier hochgelobte Alben später, stellen sie genau das Gegenteil unter Beweis. Selten, sehr selten, kommen Melodie erzeugende Instrumente zum Einsatz. Trotzdem werden Klangwelten erschaffen, die eigentlich gar nicht da sind, aber man hört sie trotzdem. Hört sich ziemlich verrückt an, vielleicht liegt es am leicht gespannten Fell der Tom, die somit einen Nachklang erhält, der an einen Synth erinnert. Natürlicher Minimal-Techno also. Oder regen die beiden mit ihrem Sound einfach so stark die Fantasie an? Als würde man ein Buch lesen, anstatt den Film zu sehen. Der Film legt einem alles vor, man sieht, was man sieht und fertig. Dem Buch hingegen sind keine Grenzen gesetzt, deshalb werden wir in Welten geworfen, die sogar oft über unsere Vorstellungskraft hinausreichen. Obwohl sie ja genau daraus entspringen. Kurz gesagt, beim Anhören der Musik von Wallentin und Werliin kommen einem Instrumente in den Sinn, die man wahrscheinlich gerade hören will. Also individuell für jeden, sehr interessant und zugleich verwirrend das Ganze. Um auf den Punkt zu kommen, diese Wildvögel lassen sich nicht so leicht einfangen und eingrenzen. Es ist nicht Pop, Blues, Jazz oder irgendein Musikgenre, dieses Duo ist eher wie ein gutes Buch. Sollte euch diese Beschreibung zu komplex sein, kann man auch ganz getrost darauf pfeifen und einfach zu ihrem Sound abfeiern. Denn wie schon erwähnt, tanzbar ist er auf alle Fälle.

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