Music

May 31, 2018

Eine Botschaft ohne Worte? Jlin in Innsbruck

Florian Rabatscher

Schon mal was vom Tanzstil Footwork gehört? Wahrscheinlich habt ihr es schon in irgendeinem kitschigen Hip-Hop-Film gesehen: Junge Leute, die sich gegenseitig herausfordern, wer sich wilder zu den schweren Bässen bewegt. Müsste man es mit Worten beschreiben, sähe es aus wie ein rhythmischer, epileptischer Anfall – was jetzt nicht abwertend zu verstehen sein soll. Diese Art des Tanzes aus Chicago kommt von der Straße. Was man auch unschwer erkennen kann, da man sich hier nicht an irgendwelche Schrittfolgen halten muss. Dieser Tanz ist dreckig, schnell und frei, wie die dazugehörigen minimalistischen Beats. Er erinnert fast schon an die wilden Rhythmen eines afrikanischen Stammes.

Am 02.06.2018 werden wir im Treibhaus-Keller in Innsbruck eine Kostprobe davon bekommen. Dazu lädt das Heart of Noise Festival Jerrylin Patton aka Jlin ein. Nach abgebrochenem Mathe-Studium und Arbeit in einer Stahlfabrik feilt die Amerikanerin jetzt seit 2008 an außergewöhnlichen Sounds herum. Außergewöhnlich in dem Sinn, da ihre minimalen Beats den Rahmen sprengen. Sie schafft es, uns ohne einen Hauch von Melodie trotzdem eine derart interessante Soundpalette um die Ohren zu hauen, dass man sich einfach fragen muss: Was zum Teufel ist das? Auf alle Fälle ist es alles andere als konventionelle Club-Musik. Das Anhören ihrer Songs tötet komplett jede kulturelle Grenze, die sich in unseren Köpfen befindet. Es ist düster, tribalistisch, orientalisch und doch westlich … Ach, zum Teufel mit der Etikette! Es ist einfach das, was es ist, und wieder einmal ein gutes Beispiel dafür, wie Musik verbindet. Scheiß auf kulturelle Unterschiede, denn wie Rio Reiser schon sang: 
Ich bin über zehntausend Jahre alt und mein Name ist Mensch

Eine Einheit. Schon beeindruckend, was einem bei Musik ohne Texte alles in den Kopf schießen kann. Um zum Punkt zu kommen, ihr neuestes hochgelobtes Album „Black Origami“ ist wahrlich eine Rarität, die ich jedem ans Herz legen möchte. Was für ein Gefühl wird wohl bei ihrem Live-Set aufkommen? Nach meiner Beschreibung müssten alle zu einem großen menschlichen Klumpen verschmelzen, der unaufhaltsam durch die Tanzfläche rollt. Nicht gerade eine schöne Vorstellung, aber wer weiß …

Foto: Mahdumita Nandi

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