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May 23, 2018

IFFI 2018: “Ehre, wem Ehre gebührt”

Katja Ebner

Bald ist es wieder so weit. Am 29. Mai wird das 27. Internationale Filmfestival Innsbruck, kurz IFFI, eröffnet. Sechs Tage lang, bis zum 3. Juni, verwandelt sich Innsbruck zur Bühne für internationale Filme aus aller Welt. Dabei wird der Fokus im heurigen Jahr auf Filme aus oder über Chile, Georgien und aus ganz Afrika liegen. Im Interview erzählen das heurige Jurymitglied Johanna Meyer und der Festivalleiter Helmut Groschup, was uns erwarten wird und was es mit dem IFFI- Ehrenpreis auf sich hat.

Du kennst das Festival seit vielen Jahren. Was macht deiner Meinung nach den Erfolg aus?

Johanna Meyer: Das IFFI ist ein Filmfestival, das auf die Menschen zugeht, bei dem du ganz unkompliziert mit den Gästen ins Gespräch kommen kannst, das gibt dem Festival seine persönliche Note. Beim IFFI siehst du Filmarbeiten, die du sonst kaum im Kino zu sehen bekommst, also aus Ländern, die nicht so sehr im Fokus der heimischen KinobesucherIn liegen. Und gerade das schafft spannende Ein- und Ausblicke.

Im heurigen Jahr wirst du als Jurymitglied bei den Internationalen Filmfestival Innsbruck tätig sein. Wie kam es dazu?

Johanna Meyer: Ich bin eine langjährige Freundin und Besucherin des IFFI, meine Arbeit im Bereich Kino/Film gibt mir das Rückgrat dazu und der Festivaldirektor Helmut Groschup hat mich ganz einfach gefragt.

Das IFFI legt den Fokus sehr stark auf Länderschwerpunkte. Die Filme aus Lateinamerika, Afrika, Ost-Europa und Zentralasien spielen dabei eine sehr große Rolle. Heuer liegt der Schwerpunkt auf Filmen aus oder über Chile, Georgien und aus ganz Afrika. Was können wir erwarten?

Helmut Groschup: Die 27. Ausgabe des IFFI stellt die Filmgeschichte Georgiens vor und gibt Einblick in die Arbeitsweise der aktuellen georgischen Filmszene. Georgien ist ein kleines Land mit langer kultureller Tradition. Georgien hat eine eigene Sprache und Schrift und eine Filmkultur, die einzigartig ist. Schon in Sowjetzeiten, Georgien wurde 1921 besetzt und in die sozialistische Kaukasusrepublik integriert, war das georgische Filmwesen sehr eigenständig. Viele Filmemacher konnten in Moskau Film studieren, aber das heißt nicht, dass sie sowjetische Filme gemacht haben. Die georgischen Filme sind sehr fantasiereich, humorvoll und auch ein wenig experimentell.

Johanna Meyer: Der Kontinent Afrika und Südamerika spielte schon immer beim IFFI eine besondere Rolle.  Ein besonderes Augenmerk wird jedoch heuer auf Ost- und Zentralasien gelegt und da wiederum auf das „alte“ Filmland Georgien, dessen anwesender Vertreter der Regisseur Levan Koguashvili ist, der mir kein Unbekannter mehr ist.

Wie genau läuft das mit der Auswahl der Filme? Nach welchen Kriterien wird entschieden, ob ein Film beim IFFI gezeigt wird, und kann jeder einfach so einen Film einreichen?

Helmut Groschup: Im Prinzip ist das IFFI ein Einladungsfestival. Sein Konzept ist die Streuung, geographisch und thematisch. Das heißt, die Regionen dieser Welt sollten im Verlaufe einiger Jahre immer wieder präsent sein, wobei Regionen der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit im Mittelpunkt stehen (Karibik, Westafrika, Kaukasusregion und Südwest Balkan). Das IFFI hat auch Partnerschaften durch die Jahrzehnte gepflegt, durch die Filme nach Innsbruck kommen. Das sind Filmfestivals, kulturdiplomatische Organisationen, ProduzentInnen, Verleiher, Filmarchive und BeraterInnen in vielen Ländern. Der persönliche Kontakt zwischen IFFI-MitarbeiterInnen und Filmleuten ist allemal wichtig.

Insgesamt vier Mal findet heuer der sogenannte IFFI cinematalk statt? Was ist das genau, wer ist dabei und worüber wird gesprochen?

Johanna Meyer: Eine gute Frage, die ich jedoch nicht wirklich beantworten kann, denn, wie gesag,t ich bin nicht in der Organisation tätig. Aber ich denke, die cinematalks dienen dazu einen Freiraum zu schaffen, um sich mit einem Thema des Festivals, einem Filmland oder einem Filmemacher oder einer Filmemacherin intensiver auseinanderzusetzen. Sofern ich Zeit habe, werde ich sicherlich dem einen oder anderen cinematalk beiwohnen.

Helmut Groschup: Sprechen über Filme, über die Herkunftsländer und mit den FilmemacherInnen ist Bestandteil des Festivals. Da spielen nicht nur die angesagten Talks eine Rolle, sondern die zahlreichen informellen Gelegenheiten. So kommt es auch zu neuen Partnerschaften und Projekten. Es geht nicht nur darum zu erfragen, warum ein Film den oder einen anderen Showdown hat, sondern um Rahmenbedingungen und Produktionsbedingungen zu diskutieren, die ja von Region zu Region verschieden sind.  leo

Das IFFI hat ja verschiedene Preise, unter anderem den Filmpreis des Landes Tirol, den Preis der Stadt Innsbruck, den Wiener Städtischen Publikumspreis, den Südwind-Jugendfilmpreis, den Preis der Universität Innsbruck und den sogenannten IFFI-Ehrenpreis. Was ist der IFFI-Ehrenpreis und für welche Leistung wird er verliehen?

Johanna Meyer: Der IFFI-Ehrenpreis wird für das kreative und unbeirrbare Lebenswerk im Bereich Filmkultur und für besondere Verdienste für das IFFI vergeben.

Helmut Groschup: Man sagt im Volksmund: Ehre wem Ehre gebührt. Auf offizieller Ebene ist dies oft nicht so, da werden Leute geehrt, die es entweder nicht verdient haben oder nicht notwendig haben. Das IFFI ehrt Filmleute, die in aller Stille ihren bewegenden Teil zum Weltkino beigetragen haben, ohne viel Lärm darum zu machen. Das IFFI hat keinen roten Teppich und auch keine VIP-Lounge, das IFFI hat drei Kinosäle und zwei Bars, an denen sich gut über alles reden lässt. Der diesjährige Ehrenpreisträger S. Pierre Yameogo aus Burkina Faso hat im Jahre 2000 den Filmpreis des Landes Tirol mit seinem kritischen Film SILMANDE gewonnen. Seither kommt er immer wieder mit seinen neuen Filmen, bereichert das Festival und spielt im afrikanischen Netzwerk des IFFI eine bedeutende Rolle. Sozusagen bekommt er den IFFI-Ehrenpreis für sein Lebenswerk, das im afrikanischen Kino eine große Rolle spielt, und für seinen Einsatz für das IFFI. Mit der Preisskulptur, vom Tiroler Bildhauer Alois Schild entworfen, kehrt er zurück nach Afrika, was ihm dort ja auch wieder nützt.

Auf welchen Gast und/oder Film freust du dich heuer am meisten und warum?

Johanna Meyer: Ich freue mich darauf, all die mir lieben, vertrauten Menschen wiederzusehen und „neue“ Menschen kennenzulernen, zu diskutieren und ganz einfach die Freude der Begegnungen zu genießen. Zudem schätze ich Jeanine Meerapfel als Mensch und Filmemacherin sehr.

Fotos: IFFI 

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