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April 19, 2018

Manfred Eccli: temporäre Architektur, die im Gedächtnis bleibt

Katja Ebner

Viele, die in der letzten Woche in Bozen unterwegs waren, haben sie wohl gesehen: Die 3,8 Meter hohe Skulptur „Blu Sky“ von Manfred Eccli. Der junge Künstler aus Kaltern hat letztes Jahr den Förderpreis der Kunstsammlung der Raiffeisen Landesbank Südtirol gewonnen. Nun kann man die aus gold- und silberfarbenen Spiegelelementen bestehende Skulptur im Eingangsbereich der Bank (in der Laurinstraße 1) betrachten. Ich habe mich mit Manfred Eccli getroffen und er hat mir Spannendes über seine Zusammenarbeit mit dem portugiesischen Architekt Pedro Cavaco Leitão erzählt, auch vergangene und zukünftige Projekte sind nicht zu kurz gekommen.

Was hat dich dazu inspiriert, dich mit solchen Kunst-Installationen auseinander zu setzen bzw. wie ist es dazu gekommen, dass du dich auf diese Art und Weise künstlerisch betätigst?

Im Prinzip bin ich durch meine Diplomarbeit dazu gekommen: Ich habe sie in Porto (Portugal) geschrieben und mich dabei vor allem mit leeren Orten auseinandergesetzt bzw. mit dem Leerstand, den es in dieser Stadt gab. Damals betrug der Leerstand im Zentrum fast 50 Prozent und so kam es, dass ich angefangen habe, mich mit dem Thema der temporären Architektur auseinander zu setzen. Das heißt, dass für eine bestimmte Zeit, ein Objekt, eine Skulptur, oder eine Installation an diesem „leeren“ Ort zu finden ist, um auf diese Problematik aufmerksam zu machen. Im Zuge dessen bin ich eigentlich auf diese installativen Objekte gestoßen und wurde zu meinen weiteren Arbeiten inspiriert.

Erinnerst du dich noch an die erste Kunst-Installation, die du je gemacht hast?

Die erste Installation, an die ich mich erinnere, ist, glaube ich, gar keine Kunst-Installation. Als ich noch ein Kind war, habe ich zu Fasching mein ganzes Zimmer mit Girlanden bespielt. Es war so ein klein wenig meine erste Inspiration, da es ein Raum nur für mich war. Aufgrund der hängenden Girlanden konnte keiner außer mir das Zimmer betreten, weil alle zu groß waren. Nur ich war klein genug, um problemlos rein zu kommen.
Die erste Installation, die wir eher professionell umgesetzt haben, war ein Periskop aus Karton. Wir hatten damals (2009) noch nicht wirklich ein Budget dafür, deshalb haben wir Kartone von der Straße gesammelt und haben in einem Stiegenhaus über drei Stockwerke ein Periskop eingebaut. So haben wir eine visuelle Verbindung zwischen den verschiedenen Stockwerken schaffen können.OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Seit 2006 arbeitest du im Rahmen des Kollektivs Moradavaga mit dem portugiesischen Architekten Pedro Cavaco Leitão zusammen. Wie ist es zu dieser Zusammenarbeit gekommen? Was wollt ihr mit dieser Bezeichnung ausdrücken?

Die Zusammenarbeit entstand eigentlich im Zuge meiner Diplomarbeit, wo es ja auch um „leere Orte“ ging. Moradavaga ist eine Kontraktion der Wörter „Morada“, dass für „Adresse“ steht und „vaga“, dass für „undefiniert“ steht. Es hat eigentlich mit dem urbanen städtebaulichen Ansatz begonnen, aber der Inhalt waren immer installativen Arbeiten bzw. temporäre Architektur. Denn Moradavaga war ursprünglich der Titel für einen Open Call. Wir haben einen Aufruf gestartet, wo jeder Mensch, egal aus welchem Bereich, Ideen vorbringen konnte, wie verlassene Gebäude, leerstehende Grundstücke oder vernachlässigte öffentliche Räume in der Stadt Porto, vorübergehend wiederverwendet werden können. So kam es, dass wir von der organisatorischen Ebene zu einer Ebene der Akteure übergegangen sind und selbst Hand angelegt haben. Der Name „Moradavaga“ ist geblieben, weil wir den Titel der undefinierten Adresse recht passend finden. 

Was war deiner Meinung nach das spannendste Projekt, an dem ihr gearbeitet habt und warum?

Ich finde es schwer, ein Projekt als das spannendste zu definierten. Ich glaube, es gibt viele spannende Projekte, an denen ich gearbeitet habe, aber ich könnte jetzt nicht sagen, dass eines spannender war als das andere. Manche Projekte haben vor allem einen hohen logistischen Aufwand oder sind von der Größe her schwieriger umzusetzen als andere; und dann gibt es wiederum kleinere Projekt, die leichter realisierbar sind. Dennoch muss man sich mit jedem Projekt auf eine andere Art und Weise auseinandersetzen und so kommt es vor, dass kleinere Projekte, oder nicht umgesetzte Projekte, einen sehr großen gedanklichen Aufwand haben können. Aber spannend waren sie bisher alle!

KrakiDu warst mehrere Jahre in Berlin tätig. Was hast du in dieser Zeit für dich mitgenommen?

Mich hat es ja eigentlich nach Berlin verschlagen, weil ich mich, wie bereits erwähnt, sehr für das Thema der Zwischennutzung interessiere und immer, wenn ich zu diesem Thema etwas recherchiert habe, bin ich in der Literatur auf Berlin gestoßen. So kam es, dass ich im „Raumlabor Berlin“, die sich auch sehr viel mit der Gestaltung des öffentlichen Raumes und mit künstlerischen Installationen beschäftigen, als freier Mitarbeiter angefangen habe. Dort konnte ich sehr viel lernen und gründete mit Architekturkollegen, die ich dort kennenlernte, die Gruppe „Teleinternetcafe“. Auch dort ging es uns viel um die Themen Zwischennutzung, Architektur und Urbanismus. Rückblickend bin ich mir sicher, dass diese acht Jahre in Berlin für mich eine sehr wichtige und prägende Zeit waren.

Letztes Jahr hast du den Förderpreis der Kunstsammlung der Raiffeisen Landesbank Südtirol gewonnen. Nun kann man deine Skulptur „Blue Sky“ im Eingangsbereich der Bank betrachten. Wie ist es für dich, in deiner Geburtsstadt mit einer Skulptur vertreten zu sein?

Es ist toll. Wirklich ein sehr besonderes Gefühl und ich fühle mich sehr geehrt. Mich freut es vor allem, dass sich die Skulptur im Außenraum befindet und dass sie nicht temporär ist, sondern eine Weile bleibt. Ich muss aber auch sagen, dass ich mich mit diesem Projekt sehr lange auseinandergesetzt habe und es für mich schon auch eine besondere Herausforderung bzw. ein Ansporn war, da dieser persönliche Bezug zum Ort da ist.

Was können wir in Zukunft von dir erwarten? Gibt es schon konkrete Pläne?

Das nächste Projekt startet schon in dieser Woche und zwar in England. Da bauen wir wieder eine interaktive Installation im Außenbereich auf. Dabei handelt es sich um eine Serie von Tieren, die interaktiv als Telefon verwendet werden können. Diese Woche steht das Bauen eines Tintenfisches in der Nähe von Bristol an. Das heißt, die nächsten zwei Wochen werde ich in England sein und Anfang Mai dann in Massa Carrara (Toskana), dort wird die Ausstellung „The  game“ zu sehen sein, die vom Südtiroler Künstlerbund organisiert wurde. Dabei handelt es sich um eine Wanderausstellung, die im Herbst 2017 in Lana in der Kunsthalle Eurocenter zu sehen war. Ende Mai 2018 werde ich dann wieder in Portugal sein, um verschiedene Installationen aufzubauen. Also wird’s ein sehr ereignisreicher Monat.

Fotos: (1) Katja Ebner/franzmagazine; (2, 3) Manfred Eccli

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