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April 13, 2018
Live slow and die old: “Plindern” beim BFFB 2018
Florian Rabatscher
Titel: Plindern
Regie: Hannes Lang
Worum geht’s? Wir beobachten ein altes Ehepaar (die Großeltern des Regisseurs) in ihrem Alltag, in einem alten Bauernhaus. Der schwerhörige Mann verbringt den größten Teil seiner Zeit schlafend auf dem Sofa. Seine Frau hingegen kümmert sich um ihn und um den Haushalt, obwohl ihr das nicht mehr so leicht von der Hand geht. Auch sie kämpft mit den Beschwerden des Alters, doch sie ringt sich trotzdem dazu durch, ihre Selbstständigkeit zu erhalten. Im Großen und Ganzen geht es darum, dass ein Umzug in eine neue Wohnung bevorsteht. Der Frau kommt es ganz gelegen, da sie dort nicht mehr soviel Arbeit verrichten wird müssen. Dem Mann hingegen ist der Umzug ein Dorn im Auge. Wie sagt man so schön: „Wos dr Bauer net kennt, frisstr net.“ Das Gewohnheitstier hängt einfach an seinem Umfeld. Auf die Frage, warum er nicht umziehen möchte, antwortet er, dass dies seine Heimat sei, und nicht das Haus da unten.
Witzig: Die Wortgefechte zwischen dem alten Ehepaar. Manchmal erscheint es einem so surreal, man verliert jegliche Tragik aus dem Auge und fängt an zu schmunzeln. Man hat fast das Gefühl, eine Sitcom zu sehen. Der Mann hört eh meistens nix, wie ein Running-Gag wird ständig sein Hörgerät von ihr wieder hergerichtet. Auch witzig, dass sie es oft einfach nicht schaffen, nicht in die Kamera zu sehen. Wirklich sympathisch die beiden.
Traurig: das Altwerden an sich und die unaufhaltsamen Probleme, die es mit sich zieht. Da wird schon mal etwas Normales wie ein Umzug zur Zerreißprobe. Auch die Monotonie ihres Alltags: Das Spannendste, das manchmal passiert, ist die „Merende“, die anstatt um 16 Uhr um 17 Uhr eingenommen wird. Na, das sind ja schöne Aussichten auf die Zukunft. – Vielleicht sollte man doch wieder etwas ungesünder leben, um nicht zu alt zu werden. Ganz unter dem Motto: Jung kaputt spart Altersheime.
Fazit: In nur 30 Minuten taucht man komplett in den Alltag des alten Ehepaars ab. Für diese kurze Zeit, lebt man fast selbst das eintönige Leben eines alten Menschen. Man entwickelt sogar eine Art Bindung zum alten Haus, in dem sich alles abspielt. Umso dramatischer wirkt dann auch die Szene, in der das Haus abgerissen wird. Schon schräg, was man für einen Ort, an dem man selbst nie war, empfinden kann. Zudem kommt im Film gar keine Musik vor, die aber überhaupt nicht vermisst wird. Ein gutes Zeichen, wie ich finde, da Musik in Filmen doch meistens gewünschte Reaktionen hervorruft. – Schaut euch einfach mal einen Horrorfilm ohne Musik an und ihr versteht, was ich meine. Dieser Film ist ungekünstelt, wie auch die Personen darin. Müsste man es mit den Merkmalen einer Person beschreiben, dann wäre es: Mal lustig, mal traurig und oft nachdenklich.
Zu sehen: während des Filmfestivals Bozen am Sonntag, 15.04.2018 um H 16:30 im Filmclub Bozen, Club 3
Foto: Hannes Lang
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