Frauenkörper immer noch Männersache: „On Abortion“ von Laia Abril im foto-forum Bozen

Noch bis 24.03.2018 präsentiert das foto-forum Bozen die Ausstellung „On Abortion“. Das eindringliche und erschütternde Mixed-media-Projekt der Journalistin und Fotografin Laia Abril erzählt davon, dass Frauen bei einem Schwangerschaftsabbruch aufgrund der rigiden Abtreibungsgesetze in vielen Ländern noch immer absurd hohe gesundheitliche Risiken auf sich nehmen müssen – bis hin zum Tod. Und zeigt, dass Frauenkörper noch immer Männersache sind.

Jährlich sterben weltweit ca. 47.000 Frauen bei illegalen Abtreibungen. Wer glaubt, Europa sei mit dem Thema seit der Frauenbewegung in den 70er-Jahren durch … dem sei gesagt: weit gefehlt. In Polen und Irland dürfen Frauen die Schwangerschaft nur dann unterbrechen, wenn sie vergewaltigt wurden, das Leben der Mutter in Gefahr ist oder das Kind eine schwere Behinderung haben wird.

Laia Abril dokumentiert in Ihrem Projekt „A History of Mysogyny, Chapter 1: On Abortion“, welchen Risiken sich Frauen in den genannten Ländern, aber auch in den USA, in Südamerika und Afrika, aufgrund eines fehlenden legalen Zugangs zu Abtreibungen aussetzen müssen. Sie thematisiert den Schwangerschaftsabbruch auf einer historisch-kulturellen, aber auch auf individueller Ebene – mittels Text, Fotografie, Video und Installation. Die Fotografin beweist in ihrer Ausstellung auch, dass Journalismus und Kunst durchaus zusammengehen: Sie recherchiert investigativ und erzählt mit dokumentarischen, aber auch mit fiktiven Mitteln die Geschichte der Frauen.

Äste und Dornen zum Durchstechen der Fruchtblase. Artefakte aus Uganda, die von Ärzten chirurgisch entfernt wurden; Laia Abril. Foto: Christine Kofler

Eine Fotoserie zeichnet historische und noch immer existente Abtreibungsmethoden nach. Die in kraftvollen Fotografien dargestellten Instrumente scheinen einem Gruselkabinett entsprungen: Holzstöcke und Kleiderbügel, Cocktails aus Giftpflanzen und Chemiebomben. Mit großformatigen S/W-Porträts von Frauen, die abgetrieben haben, lotet Abril anschließend die persönliche Ebene aus und visualisiert die Geschichten der Betroffenen. In kurzen Statements erfährt der Betrachter vom einsamen Ringen mit der Entscheidung für oder gegen das Kind. Von persönlichen Konflikten. Von den schwierigen Umständen des Abbruchs aufgrund der Illegalität. Von der Stigmatisierung. Aber auch davon, dass die Erfahrung einige gestärkt hat. Oder dazu geführt hat, dass sie sich nun für Frauenrechte engagieren. Viele der Frauen empfinden die Fremdbestimmung und das Ausgeliefertsein bei illegalen Abtreibungen als besonders traumatisch. Und diese Fremdbestimmung beginnt bereits auf politischer Ebene: Eine Videoinstallation zeigt, wie Parlamentarier über Abtreibung diskutieren. Ausnahmslos Männer sprechen über den Körper der Frau.

Marta aus Polen erzählt von ihrer Reise in die Slowakei, um dort einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen zu lassen; Laia Abril. Foto: foto-forum Bozen

Einige Erzählungen, die der Besucher erfährt, sind so erschütternd, dass sie kaum auszuhalten sind: Etwa jene einer 19-jährigen Brasilianerin, die von Polizisten an ein Krankenhausbett gefesselt wurde, weil sie Abtreibungspillen genommen hatte. Die Polizisten wollten ein Geständnis erzwingen. Oder jene von Michelle, einer Krebspatientin in Terminalphase aus Irland, die ihre Schwangerschaft nicht überlebt hätte. Trotzdem weigerte sich die Universitätsklinik in Cork, den Schwangerschaftsabbruch durchzuführen. Noch schlimmer ergeht es Bewohnerinnen in El Salvador: Dort werden Frauen auch aufgrund spontaner Fehlgeburten wegen Mordes angeklagt – und verurteilt. In El Salvador, Nicaragua, der Dominikanischen Republik, Malta und im Vatikan sind Abtreibungen unter keinerlei Umständen erlaubt. Noch immer sitzen Frauen in Salvador wegen spontaner Fehlgeburten als verurteilte Mörderinnen im Gefängnis.

„On Abortion“ von Laia Abril ist bis zum 24.03.2018 im foto-forum in Bozen zu sehen.