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March 8, 2018

Gottes Unterhaltung beim Innsbruck International 2018

Florian Rabatscher

Die Wiener Performance-Gruppe God’s Entertainment ist bei der diesjährigen Innsbruck International [10.–24. März 2018], der Biennale für zeitgenössische Kunst, zu Gast. Vom 22. bis 24. März werden sie den 3. Teil ihrer künstlerischen Forschungsreise „Neue Europäische Tragödie“ vorführen. Teil 1 der Trilogie zum Thema Angst entstand in Zusammenarbeit mit dem Schauspiel Leipzig, Teil 2 „Niemand hat euch eingeladen“ mit dem Donaufestival Krems. In diesem Teil 3 widmen sich God’s Entertainment dem Motto „Sicherheit und Hoffnung“. Passend, dass sich das Ganze im Kellergewölbe Schloss Büchsenhausen abspielt. Da das Gewölbe etwas von einem Bunker hat, wird das Gefühl von Sicherheit sicherlich ganz automatisch eintreten. Zur Performance selbst tappen auch wir im Dunkeln, lassen uns deshalb einfach überraschen. Trotzdem stellen wir dem Kollektiv ein paar Fragen.

Wofür steht God’s Entertainment?  

God’s Entertainment ist ein Perfomance-Kollektiv mit Basis in Wien, das in unterschiedlichen personellen Konstellationen seit mehr als zehn Jahren Performances, Installationen und andere Projekte in unterschiedlichen Formen und Formaten realisiert. 

Zum Titel „Neue Europäische Tragödie“: Von welcher Tragödie ist hier genau die Rede?

Die Europäische Tragödie liegt im Auge des Betrachters: Während es für die einen die Migrationsbewegungen der letzten Jahre sind, ist es für die anderen die Tatsache, dass in vielen europäischen Ländern rechtspopulistische Parteien an die Macht kommen und ihre neoliberale und fremdenfeindliche Agenda vorantreiben. 
Die Tragödie hat, wie auch der Begriff der Demokratie, ihren Ursprung in einer kulturellen Epoche, die vermeintlich als die „Wiege Europas“ bezeichnet wird und in unserer postdemokratischen Gegenwart mehr und mehr erodiert.
Tragisch finden wir es allerdings auch, wie seit Lessing der kathartische Zweck der Tragödie mit „Furcht und Mitleid“ übersetzt wird. Mitleid ist immer eine den Ist-Zustand bestätigende Haltung, noch dazu hierarchisch, und hat nichts mit Empathie zu tun.Neue Europäische Tragödie God's Entertainment

Wie findet ihr eure DarstellerInnen? Sind auch SchauspielerInnen dabei oder werden eure Rollen vorwiegend von Laien besetzt?

Die hier vorausgesetzte Trennung findet in der Arbeit von God’s Entertainment nicht statt. Bei GE sind alle oder werden alle zu professionellen DilettantInnen. 

In eurer Beschreibung sprecht ihr davon, dass Europa in dieser Tragödie als ZuschauerIn fungiert. Wollt ihr die Leute mehr zu Handlungen inspirieren? In Zeiten von Internet werden den Leuten doch bereits zur Genüge Denkanstöße geliefert. Das Konzept Performance scheint dagegen doch recht veraltet. Wo genau liegt der Unterschied? 

Das Internet ist auch mit Pornographie überflutet. Soweit wir das beurteilen können, ficken die Leute trotzdem nach wie vor ganz gerne. Oder? 

Was können wir uns von eurer Performance erwarten? Beim Motto wird von Sicherheit gesprochen und ihr seid dafür bekannt, die ZuschauerInnen miteinzubeziehen: Wie sicher darf man sich in der ersten Reihe fühlen? Gibt es Grenzen, die ihr euch bei euren Performances setzt?

Der Begriff Sicherheit ist das Götzenbild des politischen Diskurses. Sie wird gefordert, versprochen und in ihrem Namen werden seit Jahren die persönlichen Freiheitsrechte immer stärker eingeschränkt (Stichwort Datenüberwachung). Doch wer oder was kann schon Sicherheit garantieren? Und so ist es ist für jede/n einzelne/n offensichtlich immer wieder frustrierend, diese angestrebte Sicherheit nie haben zu können. Aber keine Angst, das ist nur Theater!

Foto: God’s Entertainment

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