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March 1, 2018

Anarcho-Lesung im UFO Bruneck mit Stefanie Sargnagel

Florian Rabatscher

Im Rahmen des 18. Literaturfestivals im Jugend- und Kulturzentrum UFO Bruneck war am 27. Februar einen besonderer Leckerbissen der Underground-Literatur zu erleben. Die Rede ist von der Wienerin Stefanie Sargnagel aka Stefanie Sprengnagel. 
Ok, ist es wirklich noch Underground? Geheimtipp ist sie jedenfalls längst keiner mehr, was man unschwer am gut gefüllten Saal während ihrer Lesung erkennen konnte. Noch dazu wurde von ihr mehrmals erwähnt, dass sie jetzt im Kreis der angesehenen SchriftstellerInnen angekommen sei – mit sarkastischem Unterton. Von einer herkömmlichen Schriftstellerin kann man hier auch wirklich nicht sprechen. Stefanie ist mehr der Rock ’n’ Roll der Literaten –  und auch das ist noch zu brav ausgedrückt – eher der besoffene, prügelnde und mit Scheiße um sich werfende Punkrockstar der Literaten. Ja, das trifft es besser, im übertragenen Sinn natürlich.  

Normal läuft bei ihr nichts, schon der Fakt, dass ihre Bücher rein aus ihren Facebook-Posts bestehen, spricht für sich. Mit ihrer kühlen und doch radikalen Art traf sie unseren Nerv. Wer gerade noch dachte, er wäre kein Spießer, wurde eines Besseren belehrt. Schonungslos wird über Alltägliches berichtet, der ein oder andere wird sich manchmal selbst in ihren Erzählungen wiederfinden. Dass der männliche Hoden, entgegen dem üblichen Symbol für das Starke, einfach hässlich und mitleidenserregend ist, oder ein Mädchen erst wirklich dann zur Frau geworden ist, wenn sie mit Zöpfen wie ein Monster aussieht, trifft es vortrefflich. Sie sagt, was sie will, ohne Umschreibungen oder Verniedlichungen. Stefanies Schreibstil hat wirklich Eier, obwohl sie selbst ja keine hat. Zum Glück! Da Hoden doch wirklich Missgeburten der Natur sind. Stefanie Sargnagel Facebook franzmagazine

Der Running-Gag waren die Erzählungen aus ihrer Zeit als Callcenter-Angestellte: „Rufnummernauskunft, Stefanie Fröhlich, was kann ich für Sie tun?“ Genau so stelle ich mir die Auskunft vor. Herrlich! Doch meine Sympathiepunkte bekam sie überwiegend deshalb, weil sie alles und jeden aufs Korn nimmt. Stefanie, ganz klar gegen Rechts, ist Teil der linken Subkultur (linksradikal wie sie selbst sagt), doch hinterfragt sie manchmal sogar deren übertriebene Ansichten. Beispielsweise Veganer und deren Versuche uns weiszumachen, dieses und jenes Gemüse schmecke wie Fleisch und Fisch – einfach lächerlich. Da bedarf es immenser Vorstellungskraft und sie demonstriert es uns provokant mit ihrem eigenen veganen Rezept. 

Die meisten AutorInnen werden wohl eher auf sie herabsehen und sie nicht so einfach in ihren Reihen willkommen heißen. Scheiß drauf! Mach weiter so. Übrigens, danke für den Tipp, bei der Arbeit mal richtig laut einen fahren zu lassen, um zu zeigen, wer der Chef ist. Wird gleich mal getestet. In diesem Sinne, noch zum Abschluss die schönste Umschreibung für das große Geschäft: Ich Mousse au Chocolat.

Fotos: (1) franzmagazine; (2) Screenshot Facebook Stefanie Sargnagel

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