Music

February 12, 2018

Standard? Nein, danke!
Beat Studios öffnen ihre Tore

Florian Rabatscher

Mit einem recht simplen Namen wurde vor Kurzem in Bozen in der Galvanistraße 6/A ein Musikstudio eröffnet: Zum Tag der offenen Tür der Beat Studios ließ ich es mir nicht nehmen, einen Blick reinzuwerfen. 

Das X markiert die Stelle: Ein Gefühl wie bei einer Schatzsuche, man folgt den pinken Pfeilen bis zu einer unscheinbaren Tür, die ein pinkes X ziert. Drinnen angekommen, steht man erst einmal in einem recht kahlen Gang. Doch der freundliche Empfang lässt nicht lange auf sich warten, der Bozner Ausnahmeschlagzeuger Andrea Polato hüpft seines Weges, Küsschen links, Küsschen rechts und prompt wird einem schon ein Glas Sekt in die Hand gedrückt:  

„Willkommen in den Beat Studios! Aufnahmestudio, Proberäume, professionelle Betreuung und Gang Bangs!“Beat Studios Bozen (c) franzmagazine IMG_4537Die Gang Bangs sind natürlich nicht ernst gemeint. Oder etwa doch? Bei Andrea weiß man das nie so genau, aber egal … Die Idee für die Studios kommt von Andreas Zeit in England: Mehrere Proberäume plus Aufenthaltsraum unter einem Dach – in den Pausen können sich die MusikerInnen austauschen, zusammenwachsen und zudem könnte innerhalb der Szene so etwas wie ein Gemeinschaftsgefühl entstehen – was Bozen dringend nötig hätte. 

Alle drei Proberäume sind schalldicht und ausgestattet mit Anlage, Verstärkern, Schlagzeug und anderem Begehrenswerten. Da die Räumlichkeiten Matteo Coppe und seiner Firma Audiotek gehören, wird es an Equipment nicht fehlen. Und eigentlich kann hier jede Session mitgeschnitten werden, für Vorproduktionen oder Live-Aufnahmen beispielsweise, also sind Beat Studios nicht zwingend „nur“ Proberäume, sondern auch Aufnahmestudios. Zudem soll’s verschiedenste Kurse rund um Audiotechnik und Instrumente geben.Beat Studios Bozen (c) franzmagazine IMG_4534Das Schmuckstück wird eine Bühne sein, auf der Bands ihre Live-Shows komplett durchplanen können. Von Licht bis Sound kann hier, zum Beispiel für eine anstehende Tour, die ganze Show simuliert werden. 

Für Andrea Polato steht trotzdem die Kreativität im Mittelpunkt. Ein großes Anliegen wäre ihm, dass Bands und Songwriter – egal ob Anfänger oder Profis – in die Studios kommen, um ihre Songs zu schreiben oder zu arrangieren. In diesem Fall könnte er gegebenenfalls als Produzent oder Lehrer fungieren. Oder noch besser wäre eine Kooperation zwischen ihm und den MusikerInnen. „Vorbeischauen, auch ohne konkrete Idee, und mit mir jammen!“ … wer weiß, vielleicht entsteht so ein nächster Hit … Beat Studios Bozen (c) franzmagazine IMG_4532…  ganz für die Katz wär’s nicht, denk ich mir – von einem erfahrenen Musiker wie Andrea Polato kann man sicher etwas dazu lernen. 

Eine andere Idee für die Zukunft wäre Musiker, deren Song hier entstanden ist, zu filmen und ihre Songs (qualitativ hochwertig aufgenommen) auf einer Beat-Studios-Online-Plattform zu veröffentlichen. Bekanntere (beispielsweise Transart- oder Jazz-Festival-) MusikerInnen könnten auf unbekanntere treffen, Publikumsreichweite erhöht werden. Da das Format CD bekanntermaßen kurz vor dem Aussterben ist und nur unnötige Kosten mit sich bringt, keine schlechte Idee … und ein guter Anfang, um nicht zu einem herkömmlichen Studio zu verkommen. Eine Chance für die Südtiroler Musikszene, die hoffentlich auch wahrgenommen wird …

Fotos: franzmagazine/Florian Rabatscher

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