Music

October 26, 2017

Das Wort über alles. Davide Shorty auf Straniero-Tour in Bozen

Kunigunde Weissenegger

Er ist Liedermacher, Rapper, Beatmaker und Produzent. In seinen Live-Performances nimmt er das Publikum mit auf eine Reise durch Hip Hop, Jazz, Soul und Funk. Nach einer ersten Secret Show zum Auftakt seiner Straniero-Tour 2017/18 im März in Bozen und etlichen Konzerten in Italien, der Schweiz sowie England kehrt Davide Shorty mit Live-Band (Claudio Guarcello an den Tasten, Emanuele Triglia am Bass und Davide Savarese am Schlagzeug + Mikro) am Samstag, 28. Oktober nach Bozen zurück.

Zuerst gibt er einen Workshop in Songwriting auf Englisch. Um 20.30 geht’s dann im Pippo los. Den Abend eröffnet am DJ-Pult Matteo Caria, in arte Sanue bzw. B-one und auf der Bühne Carol Might Know. Davide Shorty, lass in paar Fragen zu! … mal sehen, wie er am Ende dieses Interviews aussteigt … 

Dein Hauptcharakterzug?

Die buschigen Haare! Nein, Scherz : ) 
Keine Ahnung, ich hab wenig Selbstwahrnehmung nach außen, gerade soviel, um auf der Bühne zu stehen. Ich sehe mich als Schwamm, der Energie aufsaugt und sie in Musik verwandelt. Vielleicht ist mein Erkennungszeichen, dass ich krankhaft temperamentvoll und ein klitzekleines bisschen launisch bin. 

Wen findest du top?
Viele … aber wenn Michael Jackson der King of pop war, dann war Prince vielleicht der King of top ; )

Was findet du top?

Atmen, singen, etwas finden, das es verdient, erzählt zu werden, also Schönheit teilen, Dinge mit Ruhe und Muße tun, die Chemie, jemanden ansehen, den zu sehr magst, oder auch einen Unbekannten, und sich sofort verstehen, ohne ein Wort zu wechseln, ich mag Essen, Schallplatten, das Geräusch der Nadel, Musikinstrumente, den Groove und Worte. Ich mag die Welt, obgleich sie sehr chaotisch ist.  

Was kannst du nicht ausstehen?

Rassismus, Homophobie, jede Art von Diskriminierung, Präpotenz, Machtmissbrauch. Ich kann Leute nicht ausstehen, die behaupten, dass Immigration mit Invasion gleichzusetzen sei, und die menschliche Natur vereinfachen, banalisieren und dämonisieren, wenngleich es doch human ist, sich zu bewegen, ich kann es nicht ausstehen, wenn jemand seine eigene Geschichte nicht kennt, nicht daran interessiert ist, sie zu lernen oder sie sogar leugnet.
Ich kann Talentverschwendung, Mangel an Neugierde nicht ausstehen und außerdem jene, die schreien, um eine Idee durchzuboxen. Wenn die Idee gut ist, dann muss sie nicht mit Gewalt verbreitet werden. Eben: ich verabscheue Gewalt …
Nach diesem Interview werdet ihr sagen, Davide Shorty ist ein Hippie : ) 

Was würdest du ändern?

Das, was ich ändern kann und muss. Die Revolution fängt immer bei uns selbst an und hängt davon ab, wie sehr wir zusammen stehen können. Ich würde das italienische Bildungssystem ändern, das Kinder anpasst und gleichschaltet und sie in den meisten Fällen als Nichtsnutze fühlen lässt. Ich möchte, dass der Gebrauch von Smartphones und Social Media gelehrt wird – da sie ja auch Droge sein können. Ich wünsche mir, dass der Vorbereitung mehr Gewicht zukäme als dem Inhalt, der vorbereitet wird, Fokus auf die Reise anstatt auf das Ziel. 

Was würdest super können wollen?

Atmen, Klavier, Schlagzeug und Gitarre spielen.

Das schönste Geschenk? 

Musikalisch: „Kind of Blue“ von Miles Davis für jemanden, der es noch nie gehört hat, darüber hinaus ist das schönste Geschenk natürlich die Zeit, es miteinander zu hören. 

Dein Motto?
Uh uh (mit zwei verschiedenen Tönen, der zweite etwas höher!), Scherz beiseite, mir gefallen Worte total – und alles auf einen einzigen Satz zu reduzieren. 

Kennst du Südtirol? – Wußtest du, dass es hier more than apples and cows gibt?

Das hab ich nie gehört : ) Beh, abgesehen davon, was ich geografisch darüber weiss, hängen meine Erinnerungen mit meinem ersten Besuch vor einigen Monaten in Bozen, Diego und Tachi und ihren Erzählungen zusammen. Das Konzert bei MusicaBlu hat bei mir ein friedvolles Zusammengehörigkeitsgefühl hinterlassen. Schönheit liegt in allem inne, man muss nur imstande sein, ihr Beachtung zu schenken – und Jugendliche haben viel davon. Die Region ist wunderschön, aber ich weiss, dass es genau wie unten in Sizilien noch viel Verschlossenheit und Ignoranz gibt, auch die ist leider überall. Wichtig ist, ein Gleichgewicht zu finden und niemals die Motivation zu verlieren, gemeinsam zu wachsen, auch wenn man manchmal aneinander gerät. Leichter gesagt, als getan, nicht?!  

Was erwartest du dir?

Ich erwarte mir viel, sehr viel sogar, und weiss, es wird viel sein. Ich kann’s kaum erwarten, meine Band mitzubringen und mit ihnen jenes Zugehörigkeitsgefühl zu teilen, das ich vor einigen Monaten verspürt habe. Ich werde am Nachmittag einen Workshop zum Thema „Schreiben auf Englisch als Italiener“ halten und kann es kaum erwarten, mich mit anderen Liedermachern auszutauschen. Stell dir vor, was für ein Privileg, zusammenzusitzen und mit jemandem darüber zu reden, wie man Lieder schreibt! 

Aber kann ein Italiener Lieder auf Englisch schreiben? ; )

Klar! Es genügt die Sprache zu lernen. Sprache ist ein Instrument, man muss es studieren, um sich damit ausdrücken zu können. 

Ein Gruß bitte!

Ciao compà, ci vediamo Sabato! Io e la Straniero band siamo già elettrici!  

Ein Reim!
Ha! Letztes Mal war mit Tachi und Zelda die Freestyle-Hölle los, ich bin mir sicher, das wird auch diesmal nicht anders sein!
„Si parla di persone top, ma ciò che so, e che spingiamo funk, soul ed hip hop!“

Print

Like + Share

Comments

Current day month ye@r *

Discussion+

There are no comments for this article.