Music

July 17, 2017

Archive IT! – Innsbrucks erstes Subkulturarchiv

Text Greta Stampfer

Es begann alles mit der simplen, wenn auch ambitionierten Idee, endlich Innsbrucks vielfältige Kultur abseits von Hoch- oder Volkskultur zu zeigen. Seit knapp drei Jahren arbeiten Albi Dornauer und Maurice Kumar an einem etwas anderen Archiv der Stadt Innsbruck: Das Subkulturarchiv, dessen online Beta-Version nun öffentlich zugänglich ist, soll jene Stränge der Innsbrucker Stadtgeschichte aufzeigen, die lange in den Kellern der ehemals jungen Wilden verstaubten. (2014 startete es als von der Stadt Innsbruck gefördertes stadt_potenziale-Projekt.)

Maurice Kumars und Albi Dornauers Weg in die Geschichte der sogenannten Innsbrucker Subkultur scheint wie vorgezeichnet: Beide sind im Kultursektor Innsbruck fest als Kulturveranstalter und Musikjournalist bzw. DJ verankert. Konsequenterweise entstand deshalb die Idee, sich mit jener lokalen Geschichte zu beschäftigen, die sich außerhalb des traditionellen Kulturbegriffs bewegte. Ein Online-Archiv sollte her, um diese „alternative“ Kultur, ihre Orte und Musik, zu fassen. Allerdings sollte es sich um keinen Alleingang handeln: „Auch Leute außerhalb der Museumsszene sollten sich am Archiv beteiligen, wodurch es eher zu einem kollektiven Projekt zur Subkultur in Innsbruck wurde“, so Maurice Kumar.

Dass dieses Projekt nicht ohne gewissen politischen Sprengsatz auskam, wurde schnell deutlich: Man wolle jene kulturellen Stränge aufzeigen, die sich abseits von Hoch- und Volkskultur bewegten und bis heute nachhallen. „Denn vieles Selbstverständliches wurde erst durch Subkultur sichtbar.“ Insbesondere Innsbrucks Konzertszene sei ein Kind alternativer Subkultur, das nur durch Widerstand geboren wurde.

Denn der Weg der Subkulturen war kein Spaziergang. Mit Aufkommen des Jazz in den 1950er Jahren wurde erstmals mit den lokalen Traditionen des konservativen Tirols gebrochen: Es entstand eine Art Rebellion gegen das Establishments. Diese Rebellion setzte sich in den 1970ern durch studentische Räume weitere und gipfelte in den 1980ern in der Punk- bzw. New Wave-Szene, die sich stark von den Institutionen Kirche und Universität autonomisierte. Schließlich schwappte die Welle des Technos und Hip Hops auch in Innsbrucks Alpenwelt und stellte ehemalige Konventionen noch einmal auf den Kopf.

Dass der Widerstand seither geringer wurde, stellt auch Kumar fest: „Mittlerweile erscheint Subkultur geradezu gesittet, wenn nicht schon etabliert.“ Zwar seien noch wenige Ausreißer, wie zum Beispiel das Cafè DeCentral vorhanden, allerdings sei ein Vergleich, insbesondere in politischer Hinsicht, nicht mehr möglich. „Ehemalige alternative Zentren wie das pmk oder Die Bäckerei werden offen von der Stadt Innsbruck beworben und sind geradezu etabliert.“

Dass diese Etablierung nicht von irgendwo herkommt, wird allerdings schnell deutlich, wenn man sich die Akteure der damaligen Subkultur anschaut. „Denn die Leute, die früher im Zentrum von Subkulturen standen, mischen heute in der städtischen Politik Innsbrucks mit“, so Maurice Kumar. 

Foto: Subkluturarchiv Innsbruck

Print

Like + Share

Comments

Current day month ye@r *

Discussion+

There are no comments for this article.