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July 13, 2017

Im Westen nix Neues? Im Norden aber (hallo)!

Elisa Barison

Vor rund zwanzig Jahren entstand in und um den Brenner herum der Kunst- und Kulturverein LURX. Die damals aktivsten Mitglieder – Peter Kaser, Luis Pardeller, Carla Schorn, Karl Volgger und Christoph Hofer – machten diesen (Grenz)Raum und das dazugehörige Tal sowohl zum Inhalt als auch zum Veranstaltungsort diverser Projekte. So entstand zum Beispiel der Kunstraum „scalini 84 stufen“ von Peter Kaser und Hans Winkler, welcher von 2000 bis 2007 jährlich mit geladenen Gastprojekten bespielt wurde. Auch das Projekt „Kultur ohne Grenzen“, welches LURX 2002 am Brenner organisierte, beschäftigte sich mit dem Brenner und seiner Vergangenheit und sollte unter anderem zur Sensibilisierung der Frage dienen, was denn mit Grenzübergängen, welche im Zuge der EU-Integration ausgelassen werden, geschehen soll. (Ja, was denn?) 

Heute, rund zwanzig Jahre später, findet LURX ein neues Mitglied, unweit des Brenners: In Sterzing, bloße 15 Kilometer vom Brenner entfernt, beschäftigt sich Matthias Delueg gemeinsam mit Christoph Hofer (erneut) mit dem Thema „Raum“. Im weitesten Sinne. Und im engsten. LURX

Inmitten vom sogenannten Sterzinger Moos – einer Fläche von Feldern südlich der Stadt Sterzing, welche der Eisack und die Eisenbahn vom angrenzenden Ort Wiesen trennt – eröffnete kürzlich ein Raum, den der junge Architektur-Student Matthias Delueg für den Besitzer Dieter Thaler (unten links im Bild) geplant und erbaut hat. Ein Stadel, wie in der Gegend früher zahlreiche zu finden waren, heute jedoch nahezu Einzelstücke sind. Ein Einzelstück nicht nur deshalb, weil sich Planung und Umsetzung auf die historische Bauform der Stadel im Umfeld beziehen, sondern auch (und vor allem!), weil die von Besitzer und Architekt gedachte Nutzung des Stadels der Stadt Sterzing etwas bieten kann, was sie dringend nötig hat (siehe Interview weiter unten). 

Zur Eröffnung des Stadels am 10. Juni 2017 präsentierten Christoph Hofer und Matthias Delueg – getragen vom Verein LURX – ihre Ausstellung „Holzschnitte“. Am Donnerstag, 13. Juli 2017, dürft ihr euch hingegen auf ein Konzert des amerikanischen Folk-Singer-Songwriters Rod MacDonald (and friends: Bob Alemanno, Walter Rieder, Wolfgang Bereiter) freuen.  

LURX

Wie ein Stadel auf Pfählen eine Stadt aus ihrem kulturellen Dornröschenschlaf holen kann, und welche Rolle LURX dabei spielt, habe ich Christoph und Matthias gefragt: 

Sprechen wir zunächst über die Ausstellung, mit welcher ihr den Raum feierlich eröffnet habt: Der Holzschnitt kommt ursprünglich aus Japan, ein Stadel hingegen könnte südtirolerischer nicht sein. Wie kam es dazu?

Matthias: Angefangen hat das Ganze damit, dass Dieter Thaler, der Besitzer des alten damals verfallenden Stadels, an mich herangetreten ist, mit dem Wunsch wieder einen solchen zu errichten. Ich verwendete die Bauaufgabe für das Bachelor-Projekt meines Architekturstudiums und versuchte sie vor allem inhaltlich neu zu interpretieren. Ich dachte ein alternatives Kulturzentrum für Sterzing an. Die praktische Ausführung des Baus musste unter dem Abbruch-Wiederaufbau erfolgen. Dies verlangt vor allem aus formalen Gesichtspunkten Einiges an Auflagen. Dabei versuchte ich jedoch die zukünftige Nutzung so offen wie möglich zu gestalten.
Parallel dazu arbeiteten wir etwa zur gleichen Zeit an Holzschnitten, technisch vom traditionellen japanischem Holzschnitt beeinflusst. Dieter kam mit der Idee zu uns eine Ausstellung in seinem Stadel zu organisieren. Darauf entschieden wir, auf eine Ausstellung für diesen Ort hinzuarbeiten. Kurz darauf begannen Gespräche mit dem Kunst- und Kulturverein LURX. Schnell kam das Gespräch auf, den Stadel öfter zu bespielen und ihn zu einem Ort der Kunst und Kultur zu machen. 
Am 10. Juni öffnete der Stadel dann unter dem Banner von LURX das erste mal seine Tore. Dabei ging es uns nicht nur um eine Eröffnungsfeier für unsere Ausstellung, sondern auch hauptsächlich darum zu verstehen wie dieser Ort mit einer derartigen Nutzung von der Bevölkerung aufgenommen werden würde. Vom Ergebnis waren wir mehr als positiv überrascht.  LURX

War dies eure erste Zusammenarbeit? 

Matthias: Ich war schon als Kind mit 12 Jahren bei Christoph in der Werkstatt und habe unter anderem gelernt wie man Leinwände baut, mit ihm geschnitzt … Deshalb war es für mich besonders schön, eine solche Zusammenarbeit für eine Ausstellung zu machen.  

Wie kam LURX ins Spiel?

Christoph: Nachdem wir uns entschieden eine Ausstellung im Stadel zu machen, fiel mir ein, dass wir das Ganze mit LURX als Trägerverein veranstalten könnten. Als Verein ist LURX schon seit mehreren Jahren auf der Suche nach einem Raum für Kunst und Kultur und sich des Mankos eines solchen absolut bewusst.LURX

Was sagen der Sterzinger und die Sterzingerin?

Die Reaktionen der BesucherInnen waren zum Teil sehr stark und bewegend. Man erkannte sowohl an den Besucherzahlen als auch an den sich durchziehenden positiven Rückmeldungen, wie sehr ein Ort wie dieser in Sterzing benötigt wird.  

Projekte für die Zukunft?

Christoph: Wie sich der Ort und dessen Nutzung in Zukunft entwickeln werden, steht offen. Es gibt Ideen für ein regelmäßiges Sommerkulturprogramm im Stadel. Wie und ob diese realisiert werden können, wird sich in den kommenden Monaten entscheiden. 
Außerdem veranstaltet LURX im September 2017 am Bauernmarkt in Sterzing, mittlerweile zum 5. Mal seine Tomatenausstellung zum Thema Artenvielfalt. 

Mmmmmh, Tomaten! Wer wissen möchte, wie dieses Nachtschattengewächs alle Jahre neu künstlerisch interpretiert wird und wie sich ein amerikanischer Folksänger in einem Haufen Lärchenholz anhört, der fährt am besten heute Abend (13.7.) nach Sterzing. Um 20:30 H geht’s los. LURX

Fotos: LURX

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