Music
June 17, 2017
BUSK 2017: Nina Duschek
Franz
Name
Nina Duschek Ceresara
Musikrichtung
Akustische Musik… hat vielleicht was bluesiges. Meistens sage ich zu den Leuten: „Ich mache einfach nur mein Ding.“
Herkunftsort
Meran
Alter
20
Dein erster Kontakt mit der Musik?
Mit 14/15 habe ich begonnen “Titanic” zu singen – immer nur wenn niemand zuhause war, nur ich ganz allein. Das sehe ich als meinen ersten Kontakt mit der Musik, da ich zum ersten Mal spürte, da war was dran: es gefiel mir.
Warum spielst du gerne auf der Straße?
Wegen der Freiheit. Die pure Freiheit das zu spielen, was ich will und vor allem die zu sein, die ich bin – niemand anderes. Kein Zeitplan, keine Regeln, kein Vertrag. Anders als in Bars oder Lokalen wird Musik auf der Straße zur Kunst: man trägt keine Verantwortung mehr, muss nicht gefallen oder unterhalten. Man kann es, natürlich, und die „Show“ ist ein fundamentaler Punkt des ganzen Pakets: doch hauptsächlich geht es mir um den freien künstlerischen Ausdruck meiner Musik.
Welcher KünstlerIn oder welches Konzert hat dich besonders beeindruckt und warum?
Lady Gaga inspiriert mich als Künstlerin sehr. Neben ihrem musikalischen Talent, der hochragenden Bühnenpräsenz und der Leidenschaft an all dem was sie macht, ist es ihr egal, wenn sie nicht verstanden wird, wenn ihre Kunst kritisiert und von manchen kaum toleriert wird. Genau das hebt sie von der restlichen „Pop/Charts-Szene“ ab: ihre Unterhaltung – die sogenannte „Show“ – hat Tiefe, welche nur für manche zugänglich und verständlich ist. Kunst eben. Und da wahre Kunst immer mit dem Risiko verbunden ist nicht zu gefallen, schätze ich Lady Gaga für ihr couragiertes Auftreten in einer heutigen Musikszene, welcher es leider deutlich an künstlerischer Authentizität mangelt.
Der Soundtrack deines derzeitigen Lebens?
Habe ich keinen.
Was bedeutet es MusikerIn zu sein?
Der freie künstlerische Ausdruck meiner Musik.
Was meint deine Familie zu deinem MusikerIn-Dasein?
Sie sind stolz auf mich, für das was ich mache und bis jetzt erreicht habe. Ich weiß, sie werden mich immer unterstützen.
Wunschkonzert – mögliches unmögliches Konzert: Wen würdest du gerne mal hören?
In diesem Moment: Janis Joplin oder Little Richard.
Erzähl uns eine Anekdote aus deinem Musikerleben, was war die schönste oder schlimmste Erfahrung?
Mein Aufenthalt in Cremona zählt wohlmöglich zu meinen besten Erfahrungen, was die Musik anbelangt: die Stadt ist von vielen Straßenkünstlern begehrt, die Gesetze diesbezüglich sind sehr zuvorkommend. Also, auf nach Cremona, hieß es letzten Herbst für mich – und es war eine wirklich bereichernde Erfahrung. Doch nicht nur all der guten Momente wegen: da gab es auch diesen einen Moment, in dem ich nicht mehr wusste, was ich mit all dieser Straßenmusiker-Idee noch anfangen soll… ich war sozusagen verloren. Und der Auslöser dieser Erkenntnis war die Besitzerin eines Geschäfts, die mich aufforderte meine Sachen zu packen, als sie sah, dass mein Equipment – Mikro, Tafel und Verstärker – um einen halben Meter das Schaufenster ihres Ladens bedeckte. Sie muss ja schließlich auch verkaufen, auch Kohle machen, da braucht man nicht jemanden wie mich, eine Straßenmusikerin, die es einem erschwert. Ich folgte instinktiv ihren Anweisungen, doch da konnte ich nicht anders als anfangen zu weinen. Mitten auf der Straße, inmitten der Leuten, welche ich zum Glück nicht kannte, denn ich konnte nicht aufhören, mit einem solchen Gefühl der Missachtung bepackt – ich fühlte mich zum ersten Mal wie ein Penner, meiner ganzen Ehre beraubt, und nichts blieb mehr uebrig von diesem Musikerdasein in mir. Ein Traum, der platze. Klar vor meinen Augen sah ich wie dieser Wunsch ein solches Leben, welches ich zu leben versuchte, sich dahinmachte und auch dahinmachen musste. In diesem einen Moment wurde mir deutlich, dass man nicht davon leben kann, von der Musik. Man kann es und manche Leute können es, doch ich sah ein ich kann es nicht – jedenfalls nicht so wie ich es mir bis zu diesem Zeitpunkt vorgestellt habe. Was mir aber anfangs als ein bitterer Abschied vorkam, von einem sehr begehrten und von mir geliebte Traum, stellte es sich später als eine schöne Erleichterung dar: ich muss nicht nur von der Musik leben. Ich kann es, zum Teil, aber muss nicht meine größte Leidenschaft zu einer Arbeit machen. Cremona war deshalb sehr erleuchtend: eine schöne, schlimme, aber auch sehr wichtige Erfahrung für mein künftiges Musikerleben.
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