Music

May 24, 2017

Weniger = viel mehr: The Informal Thief

Kunigunde Weissenegger

Seine Konzerte sind aufwühlend. Durch seine Adern fließt wahrscheinlich kein Himbeersaft, auf jeden Fall irgendwas versetzt mit Prickelzeug. Hinter The Informal Thief steht Lukas Klestil, groß, größer, wildes Haar, gelassen lässig der Auftritt. Ungequält präzise. Großstadtstreicher und Waldläufer. Knarzig die Stimme, auch die Gitarre harsch, beides doch ermutigend. 

Der gebürtige Tiroler und Wahlwiener war letztens mit seinem neuen Album knapp einen Monat auf Tour durch Österreich, Deutschland, die Schweiz und Italien. Im September startet er erneut. „Unterwegs zu sein ist so schön wie anstrengend!“, meint er. Und wer’s nicht erwarten kann: Am kommenden Sonntag, 28. Mai tritt er beim Zugluft Festival in Brixen auf. Pelle d’oca, indeed. 

Zack, zack. – Ein Album gibt’s bereits – digital und als LP. Und nun erscheinen im 2–3-Monatstakt neue Video-Clips und die neue EP „Despair Of Desire“! Läuft’s grad?

Naja, ich kann das schwer sagen, ich glaube schon, dass es momentan gut läuft. Ich muss aber auch sagen, dass mir Zahlen unwichtig sind. Ich freu mich über jeden Hörer, aber ob das läuft oder nicht, ist immer eher eine Frage der Perspektive. Ich bin optimistisch, was die Zukunft anbelangt, aber auch mehr als dankbar für das, was bisher passiert ist und möglich war. Eine dreiwöchige Tour zu machen ist doch schon mal ein gutes Zeichen. 

Was hat es mit deinen Song-Titeln auf sich? Sirens, The Fox’s Den oder Ida

Generell bin ich der Meinung, dass jegliche kreative Prozesse betitelt werden sollten, insbesondere im Falle der Musik, da hier ein unabwendbares Ergebnis vorliegt, am Beispiel einer Vinyl-Produktion. Titel wie Sirens, Ida und Fox’s Den erzeugen für mich eher ein naturbehaftetes Bild, das meine Idee der Musik am besten repräsentiert. Was ich damit ausdrücken will, ist eigentlich, dass Musiktitel auch durch Zahlen ersetzt werden können und demnach eher als Werkzeug fungieren um mein Image oder meine Rolle zu bekräftigen.

Besonders schön find ich den Titel „I hear your river flow“. Was ist dir durch den Kopf, das Herz, den Körper … gegangen, als du das Lied geschrieben hast? 

Das war einer meiner allerersten Songs; den hab ich im Sommer vor drei Jahren geschrieben, glaube ich. Ich weiß schon noch, worum es geht und das ist, glaube ich, offensichtlich, wenn man den Text liest bzw. genau hinhört, aber an den Tag des Schreibens erinnere ich mich kaum, also was mir durch den Kopf ging, weiß ich nicht mehr, leider … 

Bist du emotional bist?

Sehr. Im letzten Interview wurde folgendes zitiert: „Was für einen Drummer das Metronom ist, ist für einen Folkmusiker die Emotion,“ – das würde ich auch hier sagen.  

 Was bedeutet Ästhetik für dich?

Ästhetik ist irgendwo ein sehr großer Begriff, ich würde unterscheiden und auf eine Ebene eingehen, die Druckmedien bzw. grafischen Auftritt betrifft. Ich glaube, dass sich in der heutigen Zeit sehr viel um den Begriff des Lifestyles dreht und dass die Musikrichtung, die ich mache, und auch die Hörerschaft, die ich anspreche, ein hohes Niveau an Ästhetik verlangen. Das zeichnet sich im Auftreten nicht nur optisch und modisch, sondern auch sehr im Design der Covers ab, und nicht zuletzt in einer lächerlichen Ankündigung auf Facebook – und wie die aussieht und geschrieben ist. Ich bin mir auch sicher, dass da noch ganz viel Aufholbedarf besteht; also mal sehen, wie sich das noch entwickelt.  

Woran erkennt man The Informal Thief um fünf Ecken rum?

So etwas selbst zu beantworten ist oft sehr schwierig, aber aufgrund der letzten Konzerte auf Tour und was die Leute da so mitteilen, ist es eine konfuse Zusammensetzung von meiner nicht sehr gewöhnlichen Singstimme und meinen umgestimmten Gitarren. 

Und warum musste es gerade dieser Bandname sein?

Ich will kein neues Rad erfinden! Ich lass mich lieber inspirieren, ob das bewusst oder unbewusst passiert, bleibt sich gleich. Der Name kam so zufällig wie sich das momentan so weiter entwickelt hat – im positiven Sinne. Zum Leben gehören auch ein gewisses Glück und Zufälle.

Mit deiner Musik tourst du durch die Weltgeschichte, wie du ja erwähntest, und bist auch immer wieder mal in Südtirol und Tirol. Was verbindet euch im besonderen mit diesem heiligen Landl? 

Heimat ist schwer zu verleugnen, aber das ist ja generell nichts Schlechtes. Mich verbindet zu Südtirol gleich viel wie zu Holland. Ein gewisse Liebe ist schon da, aber ich fühl mich nicht zugehörig zu irgendeiner Nationalität. Ich bin keine Patriot, wenn ich es wo schön finde, dann hat das mit dem Umfeld zu tun, und dass das in Südtirol gut funktioniert, ist, glaube ich, wieder zufällig, es hat auch etwas an Heimat für mich, weil es bei uns in Tirol auch ähnlich aussieht, vielleicht ist das auch ein Grund sich wohl zu fühlen … weiß nicht, schwer zu sagen … Was ich sicher weiß, ist, dass ihr Südtiroler immer sehr, sehr lieb zu meiner Musik wart, und das schätze ich sehr. 

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