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May 3, 2017

Alles Auf Anfang: Alexander Teutsch, Schachspieler

Carmen Alber

Er hat mit 7 Jahren an seinem ersten Schachturnier teilgenommen und ist nationaler Schachmeister. Mittlerweile ist Alexander Teutsch aus Meran 21 Jahre und seine Begeisterung für dieses königliche Spiel unverändert: Es ist bewundernswert mit welcher Geschicklichkeit und Schnelligkeit der begeisterte Schachspieler seine Züge ausübt und mit welcher Taktik er seinen Gegner letztendlich schachmatt setzt. 

Alexander Teutsch konnte die Südtiroler Landesmeisterschaft in den Kategorien U10 bis U16 bereits mehrfach für sich entscheiden und errang bei der U16 Italienmeisterschaft 2012 in Ragusa die Bronzemedaille. Nun ist er weiterhin bei der Südtiroler Mannschaftsmeisterschaft und dem Italienpokal im Einsatz.  

Wie bist du zum Schachspielen gekommen?

Schon als Dreijähriger blieb ich lange vor Vitrinen mit Schachbrettern stehen. Warum ich mich so angezogen fühlte, weiß ich im Grunde genommen selbst nicht, doch mit 5 habe ich die Regeln von meinem Vater gelernt, zwei Jahre später habe ich an meinem ersten Turnier teilgenommen. Wahrscheinlich faszinierte mich – und fasziniert mich noch heute – die Verantwortung, die jeder/e Schachspieler/in für seine Züge hat: Jeder Sieg ist einzig und allein sein/ihr Sieg, jede Niederlage muss er/sie selbst verkraften, Fehler finden und daraus lernen. Alexander Teutsch by Carmen Alber_ABC0878

Wie viele Züge ist dein Kopf dem Spielfeld voraus?

Das kommt ganz auf die Stellung darauf an. Es gibt Stellungstypen, die sehr häufig aufs Brett kommen, da reichen 2–3 Züge und ein langfristiger Plan (etwa: ich will seinen König schwächen oder seine Bauernstruktur verunstalten) ohne konkret alle Möglichkeiten durchzudenken. Manchmal muss aber sehr scharf gespielt werden. Da sind keine Rechenfehler erlaubt. Mein Rekord sind ca. 10 Züge. Natürlich ginge auch mehr, aber das lohnt sich selten, es ist nämlich zum Teil schwieriger die Stellung am Ende der Variante korrekt zu bewerten als alles wie ein Verrückter durchzurechnen.

Bist du angespannt vor wichtigen Wettkämpfen?

Als Kind war ich vor Turnieren wahnsinnig aufgeregt, vor allem wenn es darum ging, gegen Erwachsene zu spielen. Meistens legte sich die Aufregung nach einigen Zügen, doch es war nicht leicht für mich, mit diesem Widerspruch – Schach als große Leidenschaft gegen Schach als „Qual“ wegen der schrecklichen Aufregung – zurecht zu kommen, auch nicht für meine Eltern. Mit 15 habe ich begonnen, mehrere Freunde unter den Schachspielern zu finden, und mich etwas beruhigt – etwas Aufregung gehört eben dazu.  

Du bist eine Schachfigur – welche und warum?

Ganz klar: Der Läufer! Der Grund ist mir weniger klar, doch fasziniert mich an ihm, dass er die einzige Figur ist, die während der ganzen Partie einer „Farbe“ treu bleibt. Daher spricht man auch vom „weißfeldrigen“ und „schwarzfeldrigen“ Läufer. Vereint sind die beiden Läufer besonders stark. Alexander Teutsch by Carmen Alber_ABC0879

Wie lange brauchst du durchschnittlich für einen Zug – und ab wann dauert ein Schachzug lang? 

Das kommt ganz auf die Bedenkzeit darauf an. Bei Turnieren spielt man mit einer Schachuhr, die zeigt, wie viel Zeit ein Spieler noch zur Verfügung hat. Wenn diese abläuft, verliert er. Die klassische Bedenkzeit ist heutzutage 90 Minuten + 30 Sekunden Aufschlag pro Zug. Meistens werden die ersten Züge recht flott ausgeführt und ab dem 20. Zug beginnt die Denkerei. Doch gibt es auch hier Ausnahmen, wenn man den Gegner bereits sehr früh mit einer ungebräuchlichen Zugabfolge überrascht, so kann es sein, dass schon im 10. Zug die Köpfe rauchen.

Bist du ein guter oder ein schlechter Verlierer?

Wieder eine kurze Rückblende: Als Kind hasste ich es zu verlieren. Es machte mich wütend und traurig und es war mitunter schwer, so manche Träne zu verkneifen. Mit der Zeit hat sich das geregelt; ich verliere auch heute nicht gerne, doch nur durch Niederlagen macht man Fortschritte und, wenn man durch Schach etwas lernt, dann ist das verlieren. Mein ehemaliger Schachtrainer sagte einmal (wahrscheinlich öfter) zu mir: „Jede Niederlage ist eine verdiente Niederlage, nicht jeder Sieg ist ein verdienter Sieg.“ Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

Alle Fotos: Carmen Alber für franzmagazine

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