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April 7, 2017
BFFB: “The good intentions” – ein mutiger Film
Verena Spechtenhauser
Titel: The good intentions
Regie: Beatrice Segolini, Maximilian Schlehuber
Worum geht’s? Um physische und psychische Gewalt in der Familie. Um Auseinandersetzung, Aufarbeitung und Rechtfertigung. Und um den Versuch mit der Vergangenheit Frieden zu schließen.
Umwerfend: Umwerfend – jedoch im negativen Sinne – ist es, die Erziehung von Kindern mit jener von Tieren zu vergleichen.
Verstörend: Die Inschutznahme des Vaters durch die Mutter und den Bruder Michi. Das Gefühl von diffuser Angst, das mich mit Beginn des Films beschlichen hat und das ich bis zum Ende nicht mehr los wurde. Mein naiver Gedanke, als der Vater zum ersten Mal ins Bild kommt, er sehe nicht nach einem gewalttätigen Mann aus.
Beeindruckend: Der Mut von Beatrice sich vor aller Augen der eigenen, schwierigen Vergangenheit zu stellen.
Traurig schön: Die Emotionen in den Gesichtern der ProtagonistInnen sprechen Bände.
Auch schön: Dass die Familie Segolini und vor allem auch Beatrice ihren Humor nicht verloren haben und folgender Abschlusssatz: „Un giorno, mentre mi pettinava i capelli, (mia madre) mi ha detto che dopo questo film si è sentita in qualche modo liberata.”
Must see für: Alle
Das Urteil: „The good intentions“ ist ein mutiger Film, der auf sehr persönliche Weise ein Thema aufgreift, welches auch noch 2017 ein gesellschaftliches Tabu darstellt. Es ist eine sehenswerte Dokumentation die aufzeigt, dass Gewalt in der Familie nicht nur die Unterschicht betrifft. Es ist ein Film, der nicht nur verurteilt, sondern auch den Täter zu Wort kommen lässt. Es ist ein Film, der Mut macht, weil er auch zeigt, dass eine schlimme Kindheit nicht automatisch zu einem verkorksten Leben führen muss.
“The good intentions” läuft im Rahmen des Bolzano Film Festival Bozen am Donnerstag, 6. April um 18.00 H im Teatro Cinema Rainerum in Bozen und Freitag, den 7. April um 15.00 H im Filmclub Capitol 1 in Bozen. In Zusammenarbeit mit Female Views.
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