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February 15, 2017

Sprache und Macht im interkulturellen Kontakt: Workshop mit Vlatka Frketić

Christine Kofler

Sprache und Macht – an diesem Themenkomplex haben sich besonders in den vergangenen hundert Jahren zahlreiche DichterInnen und DenkerInnen abgearbeitet. Am kommenden Samstag, dem 18. Februar (ab 16:30 H), bietet der ost west club est ovest die Gelegenheit, das Thema im Rahmen des Workshops „Sprache und Macht im interkulturellen Kontakt“ zu vertiefen (Teilnahme kostenlos, mit Ost-West-Mitgliedskärtchen). Die Referentin, Vlatka Frketić, ist Aktivistin, Texterin und leitet in Wien den Bereich Mehrsprachigkeit des Vereins LEFÖ. Zentrales Instrument für ihre Auseinandersetzung mit Sprache ist die Diskursanalyse, anhand derer die Produktion und Reproduktion von Machtstrukturen durch gesellschaftliche Praktiken wie das Sprechen untersucht werden kann. Wir haben Vlatka Frketić vorab einige Fragen gestellt.

Du leitest den vom ost west club ovest organisierten Workshop  zum Thema „Sprache und Macht im interkulturellen Kontakt“. Was erwartet die TeilnehmerInnen am Samstag?

Eine Auseinandersetzung über die Verwendung der eigenen Sprache. Eine der zentralen Frage ist:  Was will ich mit meiner Sprache? Auf jeden Fall mehr, als „nur“ mit anderen Menschen kommunizieren. Über meine Sprache stelle ich mich immer auch selbst dar, etwa als jemand mit (politischen) Haltungen, als jemand mit einem Geschlecht (oder mehreren), als Vertreter_in einer Institution, einer politischen Bewegung oder einer Nation, als Person mit einem bestimmten Bildungsstand etc. …

Wie leistet Sprache der Diskriminierung Vorschub – oder andersherum: Wie kann Sprache Integration fördern?

Sprache kann Integration fördern, vorausgesetzt es stehen keine strukturellen Diskriminierungen im Weg. Denn was nutzt es jemandem, eine Sprache gut zu sprechen, wenn er/sie keine Arbeitserlaubnis erhält? Oder wenn Kinder, auch wenn sie die Sprache der Mehrheitsgesellschaft sehr gut beherrschen, in sprachliche Förderprogramme kommen, nur aufgrund ihrer Herkunft oder der Herkunft ihrer Eltern? Da gibt es viele Beispiele.

Und was kann ich als einzelne_r tun, um Diskriminierung in meiner Kommunikation mit anderen zu vermeiden?

Respektvoll sprechen. Dieses wesentliche Thema und alles, was damit zusammenhängt, erarbeiten wir im Workshop. Was bedeutet  eigentlich respektvolles Sprechen? Kann es das „richtige“ Sprechen überhaupt geben? Oder: Warum es das „richtige“ Sprechen nicht geben kann. Auf jeden Fall ist es nicht möglich, nach starr vorgegebenen Regeln zu sprechen. Solche Regeln werden ständig in Gesprächen neu ausverhandelt und zum Teil auch erkämpft. Sie verändern sich ständig.

In der Politik setzen sich vermehrt PopulistInnen durch. Was macht das mit einer Gesellschaft, wenn die Pressesprecherin des Weißen Hauses Unwahrheiten als „alternative Facts“ betitelt?

Populismus an sich ist ja weder gut noch schlecht. Wenn aber Populismus auf einer „Blut- und Boden-Ideologie“ fußt, dann wird er gefährlich für alle, die „nicht dazugehören sollen“. Sprache ist ein Teil eines solchen rechtsradikalen Populismus; da wirkt ja sehr vieles mit. Es ist ein lebenslanger Prozess hinter Wörter und Phrasen zu schauen, sich darüber Gedanken zu machen und die verwendete Sprache in einen lokalen oder globalen Kontext zu stellen.

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