Music

December 13, 2016

Schräger Liedermacher-Pop:
Peppi und die Haislraggler

Max Silbernagl

„Haislraggln ist unser Hauptberuf, Musik machen wir nebenher.“ Zwei von vier Musikern der Band Peppi und die Haislraggler aus Völs haben wir zum Interview drängen können: Tobias Kompatscher aka Peppi (singt) und Moritz Thuile aka WC-Ente (am Bass) rücken mit einem behüteten Geheimnis heraus: „Wir machen gerne Blödsinn und haben einfach Spaß.“ Für die Zukunft wünschen sich die zwei und die anderen Bandmitglieder Max Unterfrauner aka Leadklobürste (an der Gitarre) sowie Martin Malfertheiner aka Putzkibl (am Schlagzeug) eine CD aufzunehmen und zu veröffentlichen – ohne fixen Plan jedoch.  

Etliche Konzerte haben die 4 haben vor allem in Südtirol hinter sich und feiern am 23. Dezember 2016 nach längerer Pause in Hometown Völs am Christkindlmarkt ein Comeback – um 17 H legen sie los. Was es sonst noch Wichtiges im Kloputzbandleben gibt, erzählen uns Peppi und seine WC-Ente. 

Wie lange gibt es euch schon und wie ist es dazu gekommen?

Moritz: Ich war Rock im Ring und zwar ziemlich Banane, da ist Max (unser Gitarrist) zu mir gekommen (damals kannte ich ihn noch nicht) und hat mich gefragt, ob ich nicht Lust hätte, in einer Band mitzuspielen. Ich habe ihm gleich zugesagt und am nächsten Tag hatten wir alle, noch ein bisschen benebelt, unsere erste Probe.   

Tobias: Und ich kenne Max von der Schulzeit. 

Habt ihr vor Peppi und die Haislraggler auch schon zusammen gespielt? 

Tobias: Ich und Max schon, aber zusammen als Band, wie es sie jetzt gibt, nie. Vor sechs Jahren, als nur Max und ich gemeinsam spielten, haben die Organisatoren vom Dorffest in Völs uns gefragt, ob wir auftreten würden. Somit haben wir beschlossen, noch zwei Leute ins Boot zu holen, Moritz und Martin, und die Band war komplett.

Hattet ihr ein Ziel vor Augen?

Tobias: Nein, haben wir auch immer noch nicht. Eigentlich haben wir uns nur für diesen einen Auftritt  in Völs zusammen geschlossen. Trotz des gründlich in die Hose gegangenen Konzertes hatten wir viel Spaß und beschlossen weiter zu machen. 

Woher nehmt ihr eure Inspiration?

Tobias: Alkohol! [lacht] – Es sind Geschichten aus unserem Leben, die ich aber so verfremde, dass man sie nicht mehr erkennt. Beispielsweise erzählt Moritz irgendeinen Blödsinn und ich beschließe dann kurzerhand dazu einen Text zu schreiben. 

Moritz: Es klingt dann so, als würde es einen Sinn ergeben, hat es aber nicht. [schmunzelt] 

Ihr schreibt also über eure Erlebnisse? 

Tobias: Ja klar, wenn man einen Text verfasst, fließen automatisch Erlebnisse und Geschichten von sich selbst mit ein.  Peppi und die Haislraggler

Was ist das Besondere an euren Texten?

Tobias: Das Besondere an unseren Texten ist, dass sie die Leute zum Lachen bringen, was für uns im Vordergrund steht. 

Moritz: Bringen wir es auf den Punkt: Die Texte sind, einfach gesagt, totaler Schwachsinn. [lacht] 

Ihr schreibt alle Lieder im Südtiroler Dialekt. Wie kommt das an und wie würdet ihr eure Musikrichtung beschreiben?

Moritz: Diese Frage wurde uns oft gestellt, aber wir haben nie eine passende Antwort darauf gefunden. Ein Fan von uns hat einmal gesagt, es wäre „schräger Liedermacher-Pop“. Das kann man, glaube ich, so stehen lassen. 

Tobias: Unsere im Dialekt geschriebenen Songs kommen bei den Leuten gut an, weil sie von allen verstanden werden. Es ist ein bisschen schade, dass wir bisher nur auf Festen gespielt haben, denn dort hören die Leute nicht so genau hin. Um das zu erreichen, bräuchte es ein eigenes Konzert. 

Wer sind eure Vorbilder? 

Tobias: Das ist immer schwierig zu sagen, weil es so viele gute Bands in Südtirol, aber auch international gibt. Am meisten, würde ich sagen, orientieren wir uns an Pink Floyd, weil wir auch eher experimentelle und verrückte Texte verfassen. 

Habt ihr auch Lieder gecovert? 

Tobias: Ja, wir covern immer noch Lieder, weil wir zur Zeit nur ca. zehn selbstgeschriebene Lieder haben, die aber immer wieder anders gespielt werden, da sie noch nicht fertig gestellt wurden und wir nicht so oft zusammen proben können. Die meisten ins unserer Band studieren und dadurch sehen wir uns oft ein halbes bis ein Jahr lang gar nicht. Wir sind nicht so konsequent, wenn wir spielen geht es hauptsächlich darum, Spaß zu haben.  

Was ist eines eurer bekanntesten Lieder?

Moritz: „Kozn konn men net haxln“    

Peppi und die Haislraggler haben mehrere Talente. Hat euch schon mal jemand zum Haislraggln (Südtirolerisch für Kloputzen) gerufen?

Moritz: Nein, die Wirtschaftslage ist zur Zeit nicht ideal. [lacht] Haislraggln würden wir freilich besser können, die Musik ist nur eine Nebeneinnahmequelle. Wir haben immer wieder auf Konzerten auf unsere Haupttätigkeit hingewiesen, aber bisher hat sich noch nie jemand gemeldet – trotz des Sonderangebotes. [lacht] Auf diesem Weg möchten wir noch einmal Werbung für unsere Kloputzfirma machen.  

Wer ist der Organisator und Liedkomponist in der Band? 

Tobias: Der Liedkomponist bin ich, aber Organisatoren haben wir nie keine gehabt. Wir bevorzugen Anarchie in unserer Band. [lacht]

Wie würdet ihr die Musikszene in Südtirol beschreiben?

Moritz: Wenn man versucht ein Konzert zu spielen, zu dem das Publikum nur wegen der Musik der Band kommt, und man nicht nur das spielt, was die Leute hören wollen, ist es sicher schwierig. Für uns stand das aber nie wirklich im Vordergrund und wir haben es eigentlich nie so richtig versucht. Wir spielen da, wo man uns fragt, und wir haben auch noch nie wirklich versucht, mit unserer Musik hauptberuflich zu arbeiten.  

Was glaubt ihr löst eure Musik beim Publikum aus?

Moritz: Auslösen tut sie sicher Verwirrung und diese Message wollen wir auch rüberbringen. Ausserdem wollen wir die Leute einfach zum Lachen bringen. Wir wollen mit unserer Musik das System unterwandern. [lacht]

Tobias: Die Sinnlosigkeit vom Sinn erkennen lassen. [lacht]

Was, glaubt ihr, ist euer Markenzeichen? 

Tobias: Eines unserer Markenzeichen ist mit Sicherheit unsere Spontanität und die blöden Sprüche. 

Wie würdet ihr euch selbst beschreiben?

Moritz: Also Max, unser Gitarrist, ist sicher die Diva in unserer Band. Martin, unser Schlagzeuger, ist der Jüngste, unser Nesthäkchen, er sagt nicht besonders viel, außer wenn er betrunken ist. [lacht]

Tobias: Moritz ist ein Pessimist, er ist aber, von mir aus gesehen, der Wichtigste in unserer Gruppe, da er mit Leib und Seele unsere Technik organisiert und installiert. Wir sind ihm alle sehr dankbar dafür.  

Dann fehlt nur noch einer… 

Moritz: Tobias ist unsere Schaltzentrale, das Hirn der Band. 

Wie habt ihr die Liebe zur Musik entdeckt und was oder wer war euer Ansporn?

Tobias: Bei mir war es mein Vater, er hat zu Hause immer viel gesungen und das war, sozusagen, mein Ansporn selbst Musik zu machen. 

Moritz: Ja, das bekommt man von daheim mit, sozusagen eingeimpft.  

Was war das Lustigste, das euch in eurer Bandgeschichte widerfahren ist?

Moritz: Lustig war’s sicher, als einmal unser Gitarrist einen Maßkrug voll Bier über die Effektpedale der Gitarre geschüttet hat. 

Tobias: …oder als wir beim Oswald von Wolkenstein Ritt in Völs bis 2 Uhr spielten, danach bis 5 Uhr ausgingen, Spaghettata machten und um 9 Uhr in Auer beim Altmauerfest unter brütender Sonne, müde und „welch“ spielen mussten. Wir haben auch einmal auf einem Maturaball gespielt und dem Veranstalter von Vornherein klar gemacht, dass wir keine Tanzlmusik spielen und dass wir unserer Meinung nach am falschen Platz wären. Trotzdem haben wir zugesagt. Beim Spielen sind dann immer wieder Leute gekommen und wollten Tanzmusik, wir haben also angefangen, Foxtrott und Walzer zu improvisieren. Dabei ist nicht wirklich etwas Gescheites herausgekommen, aber es war ziemlich amüsant.  

Was sind eure Ziele für die Zukunft? 

Tobias: Wie schon gesagt, haben wir keine großen Pläne, aber ich für meinen Teil würde gerne mehr eigene Sachen organisieren und diese auch ausgefeilter präsentieren – sozusagen mehr eigene Lieder schreiben und mehr Konzerte spielen. Magari auch eine eigene CD aufnehmen. 

Moritz: So etwas in die Richtung wird es wohl sein, aber es ist ziemlich schwierig vom jetzigen Standpunkt aus Pläne zu schmieden. 

Fotos (c) Peppi und die Haislraggler – von hinten + von vorn

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