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September 6, 2016

Schmetterlingsflügel in Schwarz-Weiß: Kostümabstraktionen von Frida Parmeggiani

Anna Luther

Fließender Stoff und Detailverliebtheit sind in ihrer Werkausstellung „Kostümabstraktionen“ zu finden, zielgenaue Strebsamkeit lässt sich an den Figurinen ablesen, die von jeglicher Spur der Außenwelt verlassen in den Räumlichkeiten des Mirabellgartens in Salzburg stehen. Sie stehen da. Abgeblockt, stolz und von leiser Erotik gestimmt, säumen sich weibliche Formen der schwarzen und weißen Farbe entlang. 

„Sie setzt die Weiblichkeit in einen neuen Kontext,“ meint der italienische Student des Mozarteums zur Ausstellung, er sitzt am Eingang von einigen Ausstellungsräumen und streichelt müßig sein Schoßhündchen, während er Interessierten Auskunft gibt. Frida Parmeggiani kennt er nur von der Wikipedia-Biografie. Einige Studierenden des Department für Bühnen- und Kostümgestaltung, Film- und Ausstellungsarchitektur der Universität Mozarteum Salzburg hingegen suchten über das Internet hinaus nach Anhaltspunkten, um die Arbeitsweise der zwischen 1978 und 2008 weltweit gefragten Kostümbildnerin Frida Parmeggiani zu imitieren. Archivfotos, Theaterkataloge, Zeitungskritiken und Gespräche mit Personen aus Frida Parmeggianis Arbeitsumfeld bildeten die Grundlage für ihre Auseinandersetzung mit dem Titel „How to become Frida“, die ein Teil der großen Ausstellung geworden ist. Frida Parmeggiani_Kostuemabstraktion_n.8_Foto Frank Evin

„How to become Frida“ sind Kunstwerke mehrerer Studierender, ein jeder zog an einem der Fäden, die Frida Parmeggianis Arbeitsweise ausmachen. Ihre unverblümte Naturverbundenheit spiegelt das Werk von Anna Zadra. In weißen, viereckigen Stoffbehältern liegen Fundstücke aus Spaziergängen, Äste, Wurzeln. Die Südtiroler Kostümbildnerin Frida Parmeggiani fühlt sich keiner Religion zugehörig, Zuversicht gibt ihr die Natur, „von dort kommt die Kraft“ meint sie in einem der fünf kurzen Dokumentarfilme über ihre Person, die auch von Studierenden des Mozarteums erarbeitet wurden. 

Amelie Klimmeck holt den Moment des Entwurfs bildhaft in die Ausstellung, im schmalen Gang steht ein Stuhl vor einer schrägen Tischplatte mit einem noch leeren, aufgeschlagenen Buch. Der Schaffensprozess ist hier jung und gibt keine Antworten. Vielmehr lag es an Frida Parmeggiani, Theater- und Opernwerke psychologisch zu erfassen und in ihre Sprache zu übersetzen. Fida_Parmeggiani__Kostuemabstraktion_n.6__Foto_Franck_Evin

Erstmals ohne Dramaturgie, Sänger und Schauspielerinnen fallen ihre Kreationen in die ungeteilte Aufmerksamkeit des Publikums. Die Figurine zeigen Ausschnitte ihrer Phantasiewelt, wo bodenlange Kleider lange Schärpen nach sich ziehen. Wo Schwarz und Weiß keiner Farben bedürfen. Menschliches Träumen integriert sich in die Mystik der Natur, die in Ästen, feinen Metallelementen und Lichtspielen vertreten ist. 

Die österreichische Schriftstellerin Elfriede Jelinek setzt dieser Welt Worte entgegen, versucht sie zu beschreiben: „Diese Kleidergeschöpfe ziehen an sich selbst, nicht aneinander, wie soll ich es sagen, sie wollen dasselbe, aber gleichzeitig wollen sie nach vorn und nach hinten, vielleicht bleiben sie deswegen aufrecht stehen, weil dieser Kampf nicht entschieden werden konnte?“ (aus „Was fällt, das hält.“ für Frida Parmeggiani 2016)

Die Ausstellung Kostümabstraktionen wird von 16. September bis 4. Dezember 2016 im Haus von Kunst Meran und im Palais Mamming zu sehen sein. 

Titelfoto: Frida Parmeggiani (c) Foto: Elisabeth Hölzl. Foto 2 + 3: Fida Parmeggiani “Kostuemabstraktionen” (c) Foto: Franck Evin

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