Culture + Arts > Cinema

September 2, 2016

Ötzis späte Filmkarriere: Iceman – der Film mit Jürgen Vogel

Hanna Mayr

Warum wurde die Geschichte des Mannes aus dem Eis bisher noch nie verfilmt? – Auf die Frage gibt es wahrscheinlich keine simple Antwort. Jetzt hat es jedenfalls endlich geklappt. Im August 2106 haben im Hinterpasseier die Dreharbeiten für den Film “ICEMAN – Die Legende von Ötzi“ begonnen. Wir waren dort. 

Ein Film-Set-Besuch ist angesagt: Als Treffpunkt für die Besichtigung des Drehorts gibt IDM den Gasthof Hochfirst in Moos in Passeier in Südtirol an, die nächsten Drehorte werden Bayern und Kärnten sein. Google Maps zeigt ungefähr anderthalb Stunden Fahrzeit ab Bozen und eine kurvenreiche Straße an, das bedeutet, lieber Extra-Zeit einplanen. Nach einer turbulenten Fahrt, gerade noch pünktlich das Ziel erreicht, verzaubert und verblüfft sogleich die naturbelassene Gebirgslandschaft, die sich vor meinen Augen ausbreitet.

Iceman IDM franzmagazine hm 04

Mit einem Shuttle werden wir einen steilen, grünen Hang hinunter gefahren. Ziegen versperren ab und zu den Weg – räkeln sich mitten auf der Fahrbahn in der Sonne. Die Leitplanken sind aus Holz und erinnern eher an einen Gartenzaun – hier stört bestimmt niemand beim Filmdreh. 
Unten erstreckt sich ein schmales Tal, durch das ein Bächlein fließt. Zelte, neugebaute Steinzeit-Hütten und allerlei Filmequipment zeugen von den Dreharbeiten, die bereits im vollen Gange sind. Im errichteten Steinzeit-Dorf wird für eine Kampfszene mit Pfeil, Bogen und Axt geprobt, ohne die aufwändige Schminke; daneben grunzen ein paar Schweine in einem Stall.

Iceman IDM franzmagazine hm 03Vor drei Jahren fiel Felix Randau auf einem Flohmarkt eine zerlesene Sternausgabe in die Hände. Die Titelgeschichte: “Die letzten Tagevon Ötzi”. Natürlich hatte er schon vom Eismann gehört, recherchierte zu Hause weiter und erwartete sich eine respektable Anzahl an Verfilmungen der Geschichte. Was er fand, erstaunte ihn: Anscheinend war noch niemand so clever, den ersten, ungeklärten Mordfall der Geschichte auf die Leinwand zu bringen. Der Regisseur und Autor begann ein Drehbuch niederzuschreiben und einen Film auf die Beine zu stellen. Dabei orientierte er sich sehr an den historischen Fakten und strebte ein hohes Maß an Authentizität an und arbeitete unter anderem auch mit dem Südtiroler Archäologiemuseum in Bozen zusammen. 

Das Besondere am Drehbuch ist das bewusste Weglassen von Sprache, deshalb spielt auch die Musik eine große Rolle. Für die Szenen, die verbale Kommunikation erfordern, wurde ein Professor der rätischen Linguistik herangezogen: Er half, eine ans Rätische angelehnte Ursprache zu entwickeln. Doch “ICEMAN – Die Legende von Ötzi” wird kein Dokumentarfilm, sondern ein voraussichtlich 100-minütiger, spannungsgeladener Spielfilm. Er erzählt die Geschichte von Kelab, dessen Familie ermordet wird. Er sinnt auf Rache und ein dramatischer Kampf – auch gegen die Natur – beginnt. Iceman IDM franzmagazine hm

Für die Produktion des Films zeichnen Port au Prince Film, Lucky Bird Pictures, Amour Fou und die Bozner Produktionsfirma Echo Film verantwortlich, die Verfilmung wird auch vom IDM Film Funding gefördert. Als Darsteller für Ötzi konnte der deutsche Schauspieler Jürgen Vogel gewonnen werden. Er fühle sich in der Rolle “extrem sexy” und als “echter Glückspilz” und sein Tätowierer sei ihm extrem neidisch, da er den ersten bestochenen Menschen verkörpern darf. Vielleicht ziere bald ein Ötzi-Tattoo à la Brad Pitt seinen Arm. Das Schauspielensemble erweitern internationale Namen wie Franco Nero, André Hennicke, Susanne Wuest, Violetta Schurawlow und Sabin Tambrea; mit im Team auch einige Südtiroler als Schauspieler, als Statisten hingegen keine. Die Filmcrew erhofft sich internationalen Erfolg. – Das Thema ist auf alle Fälle schlau gewählt. 

Alle Fotos: franzmagazine

Print

Like + Share

Comments

Current day month ye@r *

Discussion+

There is one comment for this article.